„Der Kommissar in Wanderschuhen“: Interview mit Tim Frühling

Bad Orb
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Daniel Rohde ermittelt wieder. Tim Frühling, Krimiautor, bekannter Hörfunk- und Fernsehmoderator sowie passionierter Wetterfrosch, lässt in seinem neuesten Krimi den Ermittler als „Kommissar in Wanderschuhen“ in der Rhön ermitteln.



An Rohdes Seite: (Ermittler-)Partnerin Brigitte Schilling. Kauzige Mitwanderer, ein sprücheklopfende Reiseleiter, ein brutaler Mord in idyllischer Umgebung – Buchliebhaber dürfen sich am Freitag, 11. August um 19:30 Uhr auf einen sommerlichen Wanderkrimi mit schwarzem Humor freuen.

Andrea Euler hat mit dem Autor über das Schreiben, die Recherche und Kultur nach der Pandemie gesprochen.

Herr Frühling, warum haben Sie sich beim Schreiben für das Genre Krimi entschieden?

Ich glaube, man kann das am besten schreiben, was man auch selbst am Ehesten liest. Und das sind bei mir die Krimis. Wobei ich ja keine Krimis schreibe, sondern eher Cozy Crime, also Bücher mit Witz, mit regionalem Spirit. Ermittlungen mit Spaß – das ist das, was ich versuche zu machen.

Welches ist denn Ihr Lieblingsbuch?

Um ehrlich zu sein und der Situation zu entfliehen, mich da festlegen zu müssen: Meine Lieblingsbücher sind die Wanderführer von Rother und Kompass. Die haben so was von freier Zeit, von Urlaub, davon, sich für den nächsten Tag etwas auszusuchen, was man dann gemeinsam bewältigt. Ich wandere ja sehr gern – und die Strecke darf dann auch gern über 20 Kilometer lang sein.

Ihren Ermittler schicken Sie ja nun auch auf Wanderschaft. Von Bad Hersfeld in die Rhön ist es ja nicht weit – und die Rhön ist das Urlaubsziel von Rohde. Warum haben Sie denn Herrn Rohde nicht mal in den Spessart geschickt zum Ermitteln?

Zum einen war Rohde beruflich noch nie in der Rhön, obwohl er ja ziemlich rumkommt bei seinen Ermittlungen – allein zweimal war der ja schon auf den Kanaren. Ich wollte, dass er den Hochrhöner Wanderweg läuft. Das ist eine außergewöhnliche Route durch drei Bundesländer. Das Spannende: Kurz nach dem Mord wird ein Bundesland von der Wandergruppe verlassen und die föderale Polizeiarbeit gerät vollkommen durcheinander. Nur so kann er im Urlaub die Ermittlungen an sich reißen.

Und Sie glauben gar nicht, wo Rohde alles ermitteln soll: Bei jeder Lesung wird mir gesagt, die Handlung müsse eben an diesem Veranstaltungsort auch mal spielen. Im Taunus also, in Mittelhessen, im Odenwald – oder eben auch im Spessart.

Sie beschreiben die Orte und Landschaften mit großer Detailtreue. Haben Sie ein Team, das Ihnen dabei zuarbeitet, oder machen Sie die komplette Recherche selbst?

Ich bin so ein geo-affiner Mensch. Wenn ich was beschreibe, dann muss das auch stimmen. Das fängt schon bei der Gemarkungsgrenze an. Da bin ich Korinthenkacker. Mich regt das auch bei anderen auf, wenn da in den Details Fehler zu finden sind. Und: Der Verlag liebt es, wenn lokale Schmankerl im Buch auftauchen. Das muss man in einer guten Recherche auch selbst ausprobiert haben. Eine kleine Überraschung gibt es diesbezüglich ja auch bei der Lesung in Bad Orb. Und was die Polizeiarbeit angeht, da arbeite ich mit sehr viel Fantasie, aber ich habe auch zwei befreundete Kommissarinnen, auf die ich zurückgreifen kann. Problematisch wird das nur, wenn die beiden unterschiedlicher Meinung sind.

Zettel und Stift – oder PC-Arbeit. Wie können wir uns den Schaffensprozess bei Ihnen vorstellen?

PC natürlich. Und mein Kopf. Es gibt ja Autoren, die auf einem Flipchart den Plot und die handelnden Personen aufmalen. Das versuche ich mir im Kopf zu merken. Und Gott sei Dank gibt es ja Lektoren.

Gibt es vor den Lektoren denn noch jemanden, der die Bücher lesen darf?

Die meisten Passagen lese ich meinem Mann Sebastian vor. Früher habe ich auch meiner Mutter am Telefon viel vorgelesen, das beschränkt sich inzwischen auf so richtig schöne Szenen. Es gibt ja in jeder Familie so geflügelte Worte, und wenn ich so eines unterbringe, dann rufe ich sie an und sag: „Guck mal, ich hab´s wieder geschafft.“ Tatsächlich war die Abgabe meiner letzten beiden Bücher am Jahresende, sodass ich zu Weihnachten meiner Mutter das erste, selbst ausgedruckte, komplette Manuskript schenken konnte.

Wenn Ihre Bücher verfilmt werden sollten – wen würden Sie gerne in den Rollen der beiden Hauptfiguren sehen?

(lacht) Vom Charakter her ist Daniel mir schon sehr ähnlich, nur jünger und ich bin nicht so blond. Aber ich bin ja kein Schauspieler. (Lacht wieder). Also Bo Hansen sieht schon ziemlich genau so aus wie Rohde, und Clelia Sarto hat schon viel von Brigitte. Die Besetzung würde gut passen.

Welchen Einfluss haben aktuelle Themen auf Ihre Texte?

Auch wenn die Krimis Cozy Crime sein sollen, zu seicht sollen sie dann auch nicht werden. Du brauchst für einen Mord etwas, was sehr stark emotionalisiert. Eine Wohnungskündigung und extrem mangelnde Anerkennung – das löst beides Emotionen aus und könnte zum Mordmotiv werden. Es muss so sein, dass der Leser sagt: „Wenn ich in der Situation wäre, könnte ich mir vorstellen, einen Mord zu begehen.“ Immer nur Liebe und verletzte Eitelkeit – das ist mir als Motiv zu billig. Etwas, das aktuell die Menschen aufrührt, kann durchaus das Thema sein. Das gab es ja auch schon in den vorangegangenen Büchern bei mir: Die Nazivergangenheit, die Rache für den Tod von Frau und Kind, finanzielle Geschichten – da switcht die Geschichte von gemütlich und lustig zum ernsten Hintergrund und einer ernsthaften Sache.

Schreiben Sie aktuell an einem neuen Buch?

Ja, da bin ich dran. Ich schreibe einen Wanderführer „Raus aus Frankfurt“. Da geht es um alles nördlich von Main und Kinzig, also Rheingau, Vogelsberg, Taunus, Wetterau. Der soll im kommenden Sommer erscheinen, wieder im Emons-Verlag. In der Reihe „Komm, lass uns wandern“.

Die Pandemiezeit war für Veranstalter wie Künstler eine echte Zäsur. Wie erleben Sie das Lesen nach dieser Zeit?

Die Leute sind aktuell sehr begeisterungsfähig. Gott sei Dank finden wieder einige Veranstaltungen statt. Zwei Dinge sind besonders: Zum einen darf man als Veranstalter nicht die Nerven verlieren, wenn zwei Wochen vor der Lesung erst zwanzig Karten verkauft sind. Die Leute entscheiden inzwischen sehr spontan.

Und: Du musst als Autor und als Veranstalter froh sein, wenn Du alles am Start hast. Die Papierknappheit und die personellen Engpässe in den Druckereien merkt man noch heute.

Manchmal sitze ich in einem Saal mit 100 Leuten und denke mir: Vor eineinhalb Jahren hätte man sich das gar nicht vorstellen können. Das ist einfach schön.

Tim Frühling ist in Bad Orb kein Unbekannter: Erst im vergangenen Jahr stellte der humorvolle Wetteransager, Moderator (Hessischer Rundfunk) und Buchautor seinen Regional-Reiseführer „111 Orte an Main und Kinzig, die man gesehen haben muss“ im Rahmen der Lesereihe „Bad Orb er-lesen“ vor.

Eintrittskarten für die Lesung am 11. August am Musikpavillon im Kurpark sind zum Preis von 18,- Euro bei der Tourist-Information Bad Orb, Kurparkstraße 2, Tel. 06052 83-14 sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen erhältlich. Im Eintrittspreis inbegriffen ist eine kleine Verköstigung passend zum Buch. Bei ungünstiger Witterung findet die Veranstaltung im Gartensaal der Konzerthalle statt. 


Ihnen ist etwas Interessantes aufgefallen im Main-Kinzig-Kreis? Schreiben Sie uns an info@vorsprung-online.de


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