Lesung von Uta Rosa Schmidt: Zwei Teile einer großen Liebesgeschichte

Bad Orb
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Uta Rosa Schmidt, vielen insbesondere aufgrund ihrer Tätigkeit als FFH-Moderatorin ein Begriff, kommt nach Bad Orb. Im Gepäck: Zwei Zeitreise-Romane, die in Nordhessen handeln und zudem eine intensive Liebesgeschichte beinhalten.



Die Lesung am Freitag, 8. September, um  19.30 Uhr bildet den Auftakt zur Veranstaltungsreihe "Krimi, Comedy und Mehr in der Konzerthalle", die von der Bad Orb Kur GmbH veranstaltet wird. Die Lesung findet im Foyer der Konzerthalle in Bad Orb statt. Der Eintritt ist frei. Mit der Autorin sprach Andrea Euler über die beiden Bücher, den Recherecheprozess und Persönliches.

Frau Schmidt, Ihr zweites Buch ist Ende Juni erschienen. Es handelt sich um die Fortsetzung von "Das Mädchen aus der Eiche", und beide Bücher beinhalten einen interessanten Genremix aus Historischem, Liebe, Fantasy, Spannung... In welchem dieser Genres sehen Sie selbst denn Ihre Bücher am ehesten beheimatet?
Ich finde, es ist eine echte Liebesgeschichte. Eine Jugendliche in der Pubertät, die ihre ersten Erfahrungen macht und von nix ne Ahnung hat, weil sie vergessen hat, Mama zu fragen. Da steckt auch ein bisschen was von mir persönlich drin. Ich war auch nicht der Aufklärungstyp - eher so learning by doing:-) Im zweiten Teil ist Henriette erwachsen und geht natürlich viel selbstbewusster an die Dinge heran. Das ist der Spaß am Älterwerden - Erfahrung. Also coming of age passt da auch schon irgendwie. Die spannende Historie Hessens kriegt man beim Lesen so im Vorübergehen mit - eigentlich sehr praktisch, oder?

Stichwort Zeitreise: Sind Sie selbst eine Freundin von Fantasy-Geschichten?
Klassische Fantasy mit speienden Drachen und Übersinnlichem ist nicht so mein Ding, aber Zeitreisegeschichten. "Outlander" von Diana Gabaldon finde ich schon ziemlich genial. Als Jugendliche habe ich mal "Die dreibeinigen Riesen" gelesen, ein Junge landete in der Vergangenheit. Toll! Wie würde eine solche Zeitreise in Hessen aussehen? Der Frage bin ich dann auf den Grund gegangen.  Spannend war dann, auf wie viel interessante hessische Geschichte ich gestoßen bin. Im zweiten Teil geht es ja maßgeblich um den Soldatenhandel von Landgraf Friedrich II. : Junge hessische Männer wurden an die Krone verkauft, um in Amerika die Rebellen in Schach zu halten. Die "Hessians" ließen ihr Leben in einem Krieg, der sie eigentlich nichts anging. Mein Held Nic, Henrys große Liebe,  ist einer dieser Soldaten. Machen Sie sich auf  was gefasst:-)

War Geschichte schon länger ein Thema, das Sie interessiert? Oder wie kam es dazu, dass Sie Ihre Romane in der Vergangenheit handeln lassen?
Ich war früher der klassische Geschichts-Schüler: kein Bock auf den Historienkram. Was hat der mit meinem Leben zu tun? Als Moderatorin beim Privatradio kümmert man sich auch eher um die Gegenwart. Der Blickwinkel hat sich durchs Schreiben komplett geändert. In die hessische Geschichte einzutauchen war mega. Kassel kannte ich als Kind nur vom Shopping. Jetzt sehe ich die Stadt ganz anders, nämlich als die Perle Nordhessens, die im 18. Jahrhundert eine Pracht war. Das versunkene Berich aus dem Edersee noch mal auftauchen zu lassen, war ein großer Spaß und kommt vor allem bei den Lesern  rund um den Edersee sehr gut an. Zitat einer Buchhändlerin in Fritzlar: "Mensch, auf die Idee hätte ich doch auch mal kommen können!"

Sie beschreiben Orte und Begebenheiten sehr detailliert. Wie dürfen sich die Leserinnen und Leser den Rechercheprozess vorstellen?
Ich war, wann immer möglich, vor Ort. Den Knorreichenstieg bin ich zweimal abgelaufen und habe viele Fotos gemacht. Vom versunkenen Berich gibt es ein tolles Modell auf Schloss Waldeck.  Ich war im Stadtmuseum Kassel und habe mir Bilder und Modelle der vergangenen 230 Jahre dort angesehen. Wie sahen die Häuser und Straßen aus? Wie viele Menschen haben dort gewohnt? Wo ging man eigentlich aufs Klo? Es gibt natürlich viele Infos im Internet. Am Anfang habe ich alles aufgesaugt und so meine Welt für mein Buch  kreiert. Im  späteren Verlauf, als ich schon am Schreiben war, habe ich gezielt gesucht. Mal brauchte ich Hintergründe zu meinen Ideen, manchmal führten Hintergründe zu neuen Ideen. Das ging immer munter hin und her. Ob es 1775 schon Croissants gab, konnte ich beispielsweise nicht abschließend klären. Ich habe sie dann trotzdem reingenommen - künstlerische Freiheit. Ich  hatte Hilfe von einem Kasseler Bauingenieur und Stadtführer, Albert Walch, der sich mit der Kasseler Architektur gut auskennt. Im zweiten Teil unterstützte mich ein  Historiker aus Ronneburg, Dr. Marcus Jae, ein Fachmann für die Geschichte der hessischen Soldaten.  Einmal im Jahr schlüpft er selbst in eine Originaluniform und spielt mit Gleichgesinnten die Schlachten nach.  Solche Informationsquellen  sind unbezahlbar!

 Was verbindet Sie persönlich mit dem Edersee?
Als kleines Kind Ausflüge mit Oma und Opa. Ich komme ja aus Frankenberg, ganz in der Nähe. Am Wochenende ging es dann öfter zur Staumauer und zum Bootfahren. Wenn wir dann an den See kamen und von weitem schon die weißen Segel auf dem Wasser leuchten sahen, war ich nicht mehr zu halten. Wasser ist mein Element, ein Sehnsuchtsort. Als Jugendliche bin ich oft mit Freunden an den See gefahren, zum Zelten. Einmal bin ich mit einer Freundin tatsächlich an einem steilen Hang abgerutscht und fast abgestürzt. Wir waren ganz schön verzweifelt und haben uns mit letzter Kraft den Hang wieder hochgeschafft. Eine prägende Erinnerung, die ja auch in meine Geschichte eingeflossen ist. Fast schade, dass wir damals nicht wenigstens mal auf Stippvisite ins 18. Jahrhundert geschliddert sind! Also, wenn Sie am Knorreichenstieg wandern gehen, dann passen Sie gut auf sich auf!

Wie  kommt ein Radiofrau dazu ein Buch zu schreiben?
Ich glaube, jeder, der so gerne liest wie ich, hat den Wunsch, irgendwann mal ein Buch zu schreiben. Ich habe Corona genutzt - die große Langeweile während der Pandemie. Wenig zu tun beim Radio, Mann und Hund die einzigen Kontakte, lange, dunkle Winterabende - da war das Schreiben quasi Therapie. Auf einer Zeitreise tauchst du komplett in eine andere Welt, es geht nicht um Politik, Frauenrechte, Mord und Totschlag oder andere schwierige Themen, sondern einfach ums pralle Leben und Überleben.

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