Banken, Tankstelle, Taxifahrer: Krawatten-Räuber gesteht alles

Bad Soden-Salmünster
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Zweiter Anlauf im Prozess wegen einer großen Raubserie in der Region gegen einen 21-Jährigen: Vor der Zweiten Großen Strafkammer als Jugendstrafkammer des Landgerichts Hanau legte er erneut ein umfassendes Geständnis ab und zeigte Reue. Der angeklagte Deutsch-Russe, der aus der Untersuchungshaft vorgeführt wurde, räumte die Überfälle in der Zeit vom 7. März bis 28. Mai vergangenen Jahres auf fünf Bankfilialen, eine Tankstelle und zwei Taxifahrer in Bad Soden-Salmünster, Wächtersbach, Gelnhausen, Fulda und im Raum Karlsruhe ein.

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Die Gesamtbeute betrug fast 62000 Euro. Bei einem Teil der Taten trug er eine auffällige Krawatte aus den 1980er Jahren. Im Tatzeitraum war der Beschuldigte zwar noch polizeilich bei seiner Ex-Freundin in Großenlüder gemeldet, wohnte jedoch überwiegend bei einem Angehörigen in Bad Soden-Salmünster. Ein erster Anlauf in dem Verfahren unter Vorsitz von Richterin Dr. Katharina Jost war unmittelbar nach dem Auftakt abgebrochen worden. Die Kammer hatte beschlossen, den Mann zunächst forensisch-psychiatrisch begutachten zu lassen, um festzustellen, inwieweit bei dem Angeklagten zur Tatzeit eine Drogensucht vorlag.

Auftakt der Serie war am 7. März 2021 gegen 21.59 Uhr in einer Tankstelle in der Bad Sodener Straße in Bad Soden-Salmünster. Dort raubte er unter Vorhalt einer Waffe knapp 700 Euro. Etwa zwei Wochen später waren dann innerhalb kurzer Zeit zwei Taxifahrer seine Opfer. So bestellte er nachts von einer Telefonzelle einen Chauffeur in die Fuldaer Saarstraße. Dort hielt er ihm eine Waffe an die Schläfe und raubte 75 Euro. Ebenso orderte er einen Kollegen in den Bornweg in Bad Soden, wo er diesem mit Waffengewalt gut 220 Euro Bargeld abnahm.

Von da an wechselte der 21-Jährige seine Zielobjekte, um nach eigener Aussage an höhere Beute zu kommen, und hatte fortan Banken im Blick. Am 6. April gegen 16.49 Uhr tauchte der Angeklagte in einem Geldinstitut in der Bad Sodener Thermalstraße auf. Unter Vorhalt einer Pistole forderte er von zwei Mitarbeiterinnen Geld. Dabei machte er reiche Beute: Sie händigten ihm über 22000 Euro aus. Am 6. Mai erbeutete er in einem Geldinstitut in der Wächtersbacher Friedrich-Wilhelm-Straße fast 14000 Euro. Interessantes Detail an dieser Tat: Der 21-Jährige fuhr laut Anklage von Bad Soden mit einem VW Golf ohne Fahrerlaubnis zu dem Geldinstitut und später wieder zurück.

Nach dem gleichen Tatmuster ging der Angeklagte am 17. Mai in einer Bankfiliale in der Fuldaer Bahnhofstraße vor. Nachdem die bedrohte Mitarbeiterin mehrfach betonte, dass das Geldinstitut kein Geld verwahre, flüchtete der Angeklagte jedoch ohne Beute. Nachdem er hier leer ausging, folgte am Tag danach der nächste Überfall: Ziel ein Geldinstitut in der Frankfurter Straße in Gelnhausen. Die Beute: rund 12000 Euro.

Schließlich überfiel der Angeklagte am 28. Mai ein Geldinstitut im badischen Waghäusel-Wiesental (Landkreis Karlsruhe). Dort wurden ihm knapp 12500 Euro ausgehändigt. Nur gut zwei Stunden später konnte er im Rahmen eines größeren Polizeieinsatzes in der Nähe festgenommen werden. Die Erklärung für diesen weit entfernten Tatort: Am Tag zuvor war er mit seiner Mutter in die Nähe von Waghäusel gezogen.

Als Begründung für die Taten nannte der 21-Jährige vor Gericht Geldnot. Mit der Beute habe er Lebensmittel, Zigaretten und Drogen – Marihuana und Kokain - finanziert. Außerdem frönte er seiner Leidenschaft für teure Autos. Bei einem Kumpel mietete er sich „schwarz“ für mehrere tausend Euro Sportwagen der Marken BMW, Mercedes sowie Audi und unternahm damit Spritztouren. Bei seinen Taten nutzte er im Wechsel zwei verschiedene Schreckschusswaffen, mit denen er teilweise direkt in Richtung Kopf der Bedrohten zielte oder sie nur auf den Tresen legte beziehungsweise seine Jacke mit dem innen eingesteckten Schießeisen vor den Angestellten öffnete.

Fünf Opfer sagten am ersten Prozesstag aus und schilderten, wie der 21-Jährige teils aggressiv, teils eher gelassen seine Taten durchzog. Bei allen Zeugen wollte er sich entschuldigen, was jedoch drei von ihnen rundweg ablehnten. / hd


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