Vergnügtes Ratespiel im Heimatmuseum

Bad Soden-Salmünster
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Das Heimatmuseum in der Altstadt von Bad Soden-Salmünster zeigt ganz normale Alltagsgegenstände – und gerade das macht den besonderen Reiz aus.



Denn die Gerätschaften, die für Küche, Hof und Feld angefertigt wurden, sind viele Jahrzehnte alt und geben den heutigen Besucherinnen und Besuchern mitunter große Rätsel auf.

„Haben Sie eine Idee, was das ist, welche Funktion es hat?“, fragt Eva Neumann, stellvertretende Vorsitzende des Heimat- und Geschichtsvereins, ihren Besucher. Landrat Thorsten Stolz (SPD) dreht und wendet das graue Metallgerät, das wie eine Art Trichter mit Hebel erinnert und eine Art Stanzvorrichtung zu haben scheint. Der Landrat rät: „Ein Gerät zum Entsteinen von Obst vielleicht? Oder ein Entsafter?“ Doch beides trifft daneben. „Es ist ein Gerät, mit dem früher Marmelade in Kräppel gespritzt worden ist“, erklärt Eva Neumann und fügt vergnügt hinzu: „Es funktioniert immer noch prima, ich habe es ausprobiert.“ Auch das macht den besonderen Charme des Heimatmuseums aus: Viele der Gerätschaften dürfen angefasst und ausprobiert werden. „Sie sind zum Glück robust genug gebaut, was sie zu idealen Ausstellungsgegenständen macht“, erklärt Doris Müller, Schriftführerin des Vereins. Die beiden Frauen führten den Landrat bei seinem Besuch durch das Heimatmuseum, das der Heimat- und Geschichtsverein im Auftrag der Stadt Bad Soden-Salmünster betreibt. 1997 übernahm der Verein die fast 300 Jahre alte Hofreite, um in dem denkmalgeschützten Bauernhof ein Museum einzurichten, das sich thematisch mit der Zeit um 1900 beschäftigt.

Bis zur Eröffnung im Jahr 2001 war allerdings viel Arbeit nötig, um Haus und Hof wieder instand zu setzen – und zwar so, wie es ursprünglich einmal war. Dabei investierten die Vereinsmitglieder mehr als 10.000 Arbeitsstunden. „Das ist eine beeindruckende Leistung, erst recht, wenn man das Endergebnis sieht“, sagte Landrat Stolz. Er zeigte sich sehr interessiert an den vielen kleinen Geschichten, die jedes Ausstellungsstück begleiten. „So wird die Geschichte unserer Heimat greifbar und erlebbar, das ist gerade für Kinder ungeheuer spannend, denn sie kennen keine Schiefertafeln und Kaufmannsläden mehr“, stellte der Landrat beim Gang durch die einzelnen Räume fest, die wie in früheren Zeiten aufgeteilt sind: Es gibt im Erdgeschoss eine gute Stube, ein Schlafzimmer mit gut gefüllten Wäscheschränken, eine Vorrats- und Abstellkammer und eine Küche mit funktionierendem Holzofen. Er ist ein Prachtstück, das noch immer regelmäßig in Betrieb ist – etwa zum Adventsmarkt. „Dann backen wir hier frische Plätzchen. Der Duft lockt dann die Besucherinnen und Besucher zu uns, die sich auf leckere Kostproben freuen“, erzählt Doris Müller. Das Haus musste vor einigen Monaten an einer Außenwand saniert werden, nachdem sich dort Nässe einen Weg durch das freiliegende Fachwerk gebahnt hatte. Mittlerweile ist es mit Mitteln aus der hessischen Dorfentwicklung teilweise mit Holzschindeln verkleidet worden – ein Kompromiss, um die Substanz des Hauses vor Witterungseinflüssen zu schützen. Auch im Inneren war ein Wasserschaden zu beklagen, der die kunstvoll mit einer Schablone bemalte Wand der guten Stube beschädigt hatte. Hier hatte der Main-Kinzig-Kreis einen Zuschuss gewährt, damit der Schaden behoben werden konnte.

„Ein großes Potential des Museums sind neben den sorgfältig gesammelten und ausgestellten Gegenständen die Mitglieder des Vereins selbst. Denn sie haben so viel Herzblut und Leidenschaft in dieses Museumsprojekt gesteckt. Und vor allen Dingen wissen Sie auch genau, was sie alles hier an Schätzen haben und welche Funktionen diese Dinge einmal erfüllt haben. Dieses Wissen geht dank der engagierten Vereinsmitglieder nicht verloren“, stellte Thorsten Stolz fest. Der Verein um seine rührige Vorsitzende Marianne Sperzel kümmert sich seit vielen Jahren liebevoll um den Erhalt des Hauses und der angrenzenden Wirtschaftsgebäude. Mehr als 270 Mitglieder hat der Verein. Regelmäßig finden Aktionstage rund um das Museum statt – dabei kommen auch Raritäten wie eine alte Kaffeebohnenrösttrommel zum Einsatz, die sich auf einem Dachboden fand und vom Verein gerettet wurde. „Es ist immer eine tolle Sache, wenn die kleinen und großen Gäste hier im Museum die Vergangenheit riechen und schmecken können, das macht vor allem auf die Kinder einen großen Eindruck“, erklärt Eva Neumann. In Vorbereitung ist derzeit eine weitere Ausstellungsfläche, die sich mit dem Thema „Flachsanbau bis hin zum fertigen Stoff“ befasst. Am Sonntag, 2. Oktober, erwartet der Verein im Museumshof eine Ausstellung mit alten Fahrzeugen aus dem Bestand des Aale-Bulldog-Clubs in Ulmbach. „Das wird sicherlich zahlreiche Fans alter Landmaschinen ins Heimatmuseum locken, die dort einen sehr guten Eindruck von der Zeit, dem Leben und der Arbeit von Menschen erhalten, die rund um 1900 in Bad Soden-Salmünster lebten“, so der Landrat.

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Landrat Thorsten Stolz besuchte die Ausstellung des Heimat- und Geschichtsvereins Bad Soden-Salmünster in einem früheren Bauernhof-Gebäude. Dort wird altes bäuerliches Leben wieder lebendig. Und von Zeit und Zeit zieht der köstliche Duft von Gebackenem durch die offenen Fenstern nach draußen. Unser Bild zeigt (von links): Detlef Müller, Landrat Thorsten Stolz, Doris Müller, Eva Neumann und Olaf Beitelmann im Hof des Heimatmuseums.


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