Bieber: Ehemaliges evangelisches Jugendheim verkauft

Der leitende Pastor Waldemar Lies, Pfarrerin Sabine Ruf und Martin Logsch vor dem ev. Jugendheim in Bieber.

Bieber
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Nach über fünf Jahren, unzähligen Gesprächen und Rundgängen und vielen Arbeitsstunden ist die Freude bei Martin Logsch und dem gesamten Kirchenvorstand der Evangelischen Kirchengemeinde Bieber groß: Das im Wochenendgebiet gelegene ehemalige evangelische Jugendheim im Biebergemünder Ortsteil Bieber ist verkauft – ein entsprechender Vertrag zur Eigentumsübertragung ist bereits in Arbeit und soll bald von beiden Seiten unterschrieben werden.



„Obwohl wir über den Verkauf dieser Anlage sehr glücklich sind, weht auch etwas Wehmut über diese Entscheidung mit. Immerhin hat man in den Jahrzehnten viel Zeit, Arbeit und Geld in dieses Gebäude und das umliegende Gelände hineingesteckt; insbesondere aber in den letzten Jahren, seitdem es zum Verkauf stand, ist es zur Last geworden und zugleich ans Herz gewachsen“, so Martin Logsch, stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstandes und Hausmeister der Anlage, der gerade in den letzten Wochen seit Vorbereitung und Einzug der ersten ukrainischen Kriegsflüchtlinge sehr viel Zeit im und für das Jugendheim verbracht hat.

Man habe immer wieder Angebote verschiedener Organisationen, Investoren und christlichen Gemeinschaften erhalten; über lange Zeit wollte der Kirchenvorstand im Idealfall an die Gemeinde Biebergemünd verkaufen, ein entsprechender Antrag zur Prüfung eines möglichen Erwerbes wurde von den politischen Fraktionen in die Gemeindevertretung im Frühling 2021 eingebracht und auch beschlossen – seitdem sei aber nichts mehr geschehen. Als die von der Landeskirche festgelegte Frist – Ende März – näher rückte und sich keine Veränderung absehen ließ, entschied sich der Kirchenvorstand einstimmig für den Verkauf der Anlage an die „Kirchliche Gemeinschaft der evangelisch-lutherischen Brüdergemeinden“. Diese möchte das Jugendheim grundlegend renovieren und den Geist des Gebäudes erhalten: Auch in Zukunft soll es als Jugendheim dienen und überdies Tagungsort für Seminare, Veranstaltungen und Tagungen darstellen. „Als Kirchengemeinde Bieber haben wir mit der Kirchlichen Gemeinschaft im Zuge der vergangenen Monate viel und gut zusammenarbeiten können. Als die ersten ukrainischen Frauen und Kinder aus ihrem Heimatland geflohen sind und im Jugendheim in Bieber eine Unterkunft finden konnten, war es die Kirchliche Gemeinschaft unter Leitung des geschäftsführenden Pastors Waldemar Lies, die auf uns zukam. Viele Ehrenamtliche aus der gesamten Bundesrepublik haben binnen weniger Tage das gesamte Gelände geputzt, gewienert und hergerichtet, sodass es wieder wohnlich eingerichtet war“, erzählt Pfarrerin Sabine Ruf.

Das Interesse von Seiten der Kirchlichen Gemeinschaft für einen möglichen Erwerb des Geländes inklusive Gebäude sei von Anfang an groß gewesen. Die gute Zusammenarbeit habe sich insbesondere in der Betreuung und Hilfsbereitschaft der ukrainischen Flüchtlinge intensiviert; ein guter zwischenmenschlicher Kontakt sei so zwischen den beiden Gemeinden entstanden – ein Verkauf an die Kirchliche Gemeinschaft war somit nicht zuletzt eine Herzensangelegenheit von Martin Logsch und Pfarrerin Ruf.

„Mit dem Verkauf der Anlage an einen neuen Eigentümer erhält das Jugendheim eine neue Bestimmung. Die Vereine, Sportgruppen und Organisationen, die zur Miete im Jugendheim waren, mussten deshalb ebenso wie wir Abschied nehmen. Das Jugendheim war ohnehin nur eine Übergangslösung, weshalb zu Beginn des Mietvertrages mit allen Mietern eine einmonatige Kündigungsfrist ausgehandelt wurde, die nun mit dem Verkauf in Kraft tritt. Dies geschah im Einvernehmen zwischen beiden Seiten und wir sind froh, dass dies größtenteils reibungslos über die Bühne gehen konnte“, so Pfarrerin Ruf.

Waldemar Lies, der geschäftsführende Pastor der Kirchlichen Gemeinschaft der ev.-luth. Brüdergemeinden blickt optimistisch in die Zukunft: „Als Kirchliche Gemeinschaft mit dem Sitz in Bad Sooden-Allendorf sehen wir in diesem Kauf einen weiteren Schritt der Zusammenarbeit mit der Evangelischen Kirche Kurhessen-Waldeck und mit dem Diakonischen Werk, mit denen wir schon fast ein halbes Jahrhundert eng verbunden sind. Wir freuen uns über die gute, vertrauensvolle Zusammenarbeit vor Ort mit der Kirchengemeinde und dem Kirchenvorstand. Das neu erworbene „Jugend- & Freizeitzentrum Koinonia“ soll zu einem Ort der Begegnung werden. Uns ist es klar, dass es noch einige Zeit und viel Geld benötigt wird, bis das Gebäude und das gesamte Gelände für die Konfirmanden aus den Kirchen und Klassenfahrten für die umliegende Schulen einladend und attraktiv werden, doch wir freuen uns über die ersten Kontakte und wünschen uns weiter synergetische Zusammenarbeit. Als evangelische Christen ist es unser Herzensanliegen und christlicher Auftrag, dass unsere Liebe zu Jesus Christus in unserem Dienst am Nächsten sichtbar und spürbar wird - ob es die Geflüchtete aus der Ukraine sind oder unsere Konfis aus dem Nachbarort.“

Insgesamt seien alle Beteiligten froh, dass das als „ehemaliges evangelisches Jugendheim“ bekannte Gelände in Zukunft das „Ehemalige“ gestrichen werden kann und auch auf lange Sicht weiterhin ein Ort der Begegnung, des Informationsaustausches und der Jugend sein wird. Man sei sich sicher, dass die gefällte Entscheidung nicht nur für die beiden Kirchen und Bieber, sondern auch für die gesamte Gemeinde Biebergemünd und der Region ein klarer Gewinn darstellt.

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Der leitende Pastor Waldemar Lies, Pfarrerin Sabine Ruf und Martin Logsch vor dem ev. Jugendheim in Bieber.


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