Hala blickt ungläubig. Ihr komplettes Gesicht ist wegen der Maske, die sie trägt, nicht zu erkennen, aber ihre Augen spiegeln ihre Reaktion trefflich wider.
Gerade haben ihr Schulleiterin Andrea Lange und deren Stellvertreter Tilo Franke von der Haupt- und Realschule Birstein gemeinsam mit Buchhändlerin Andrea Euler von der Wächtersbacher Altstadt-Buchhandlung Dichtung & Wahrheit mitgeteilt, dass ihr eine namentlich nicht genannt werden wollende Spenderin einen Gutschein für Bücher hat zukommen lassen. Die drei Erwachsenen sind spontan einig: Dass Hala Aldreie den Gutschein bekommt, ist genau die richtige Entscheidung. Denn statt gleich mal einen Blick auf den Betrag zu werfen, fragt Hala (15 Jahre) zunächst: „Warum ich?“
Die Vorgeschichte ist schnell erzählt: Aufgrund der Unwägbarkeiten der Pandemie im zurückliegenden Frühjahr 2020 kaufte eine Kundin in der Wächtersbacher Buchhandlung einen Gutschein – um so „ihre Buchhändler“ zu unterstützen. 200 Euro ist er wert – und die Kundin stellte nun im Sommer fest, dass sie lieber diesen Gutschein anderen zur Verfügung stellen würde, als ihn selbst einzulösen. „Ihr könnt ja sagen, dass das von Herzen und von einem Engelchen kommt“, beauftragte sie „ihre Buchhändler“ mit der Suche nach einer lesebegeisterten Person, die einen solchen Gutschein verdient hat. Aufgrund der langjährigen hervorragenden Zusammenarbeit sprach Buchhändlerin Andrea Euler die Birsteiner Schulleitung an, ob man dort nicht eine gute Idee für eine sinnvolle Vergabe des Gutscheines habe.
Die hatte man: Mit Hilfe der Schulbibliothekarin Sabine Fischer wurde eine ausgewählte Liste mit besonders lesebegeisterten Schülerinnen und Schülern erstellt – und aus dieser schließlich per Losverfahren die Siegerin ermittelt. Die Neuntklässlerin, die kommendes Jahr ihren Realschulabschluss erlangen möchte, strahlt vor Begeisterung, als sie schließlich den Gutschein aufklappt. „Davon gebe ich etwas Rosim ab“, sagt sie spontan. Ihre beste Freundin soll auch von ihrem Glück etwas abbekommen. Und am liebsten, so räumt Hala ein, würde sie die Überbringerin des Gutscheins vor Freude umarmen. Aufgrund der Pandemie-Situation bleibt es bei einem herzlichen Fauststoß und strahlenden Augen.