Kerb in Udenhain: Polizei mit Biergläsern beworfen

Brachttal
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Kerb 2017 im Brachttaler Ortsteil Udenhain, 3.30 Uhr am frühen Morgen: Eine junge Frau ruft die Polizei, weil sie glaubt, dass ihr Freund mit ihrem Bruder in Streit geraten ist und jetzt betrunken mit dem Auto wegfahren will. Zwei Streifen treffen ein, der junge Mann hat sich aber längst beruhigt, dafür entsteht ein Konflikt mit anderen Kerbbesuchern. Die Folge sind zwei Strafanzeigen wegen Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und Beleidigung, für einen 55-jährigen Udenhainer endete die Nacht im Polizeigewahrsam. Im Amtsgericht Gelnhausen hat jetzt die Aufklärung dieser denkwürdigen Kerbnacht begonnen.



Angesichts der Uhrzeit braucht es über den Promillewert bei den circa 30 verbliebenen Kerbbesuchern am 9. September 2017 nicht viele Worte, was sich eineinhalb Jahr später auch im Erinnerungsvermögen der Zeugen wiederspiegelt. Beim 55-jährigen Angeklagten wurde ein Wert von 2,25 Promille festgestellt, er kann sich laut eigenen Angaben nur noch an wenige Details erinnern. Sein Eingeständnis in der Verhandlung: „Ich habe an dem Abend Hütchen getrunken, das ist nicht gut für mich“. Dass er sich in der Verhandlung bei allen Polizisten entschuldigte, könnte ihm bei der Urteilsfindung noch einmal zugutekommen, schließlich soll er mit Fäusten auf einen Beamten losgegangen sein und ein Bierglas in Richtung der Polizisten geworfen haben. Nur mit Pfefferspray und Schlagstock konnte er beruhigt werden, landete danach erst im Krankenhaus und dann in der Polizeizelle.

Seine 26-jährige Mitangeklagte gab zwar auch einen ordentlichen Alkoholkonsum zu, lieferte aber ihre eigene Version von den Vorfällen: Eine Polizistin habe sie zunächst mit den Worten „Weg hier“ gestoßen und sie diese anschließend gefragt, warum sie das gemacht habe. Im nachfolgenden Wortgefecht sei sie zwar beleidigend, aber nicht handgreiflich geworden. Eine Rechtfertigung für den Einsatz von Pfefferspray gegen sie habe sie nicht geliefert. Und an den 26-jährigen Birsteiner, wegen dem die Polizei eigentlich erschienen war, habe sie sich schon gar nicht geklammert, um damit eine Befragung durch die Polizei zu verhindern. Das wirft ihr die Staatsanwaltschaft Hanau in der Anklage ebenfalls vor.

Zumindest nach den bisher gehörten Zeugenaussagen der Streifenbesatzungen war die 26-Jährige allerdings für die Eskalation im Udenhainer Festzelt verantwortlich. „Was will die Bullen-Fotze hier?“, soll sie zu einer Polizistin gesagt haben, als diese mit ihren Kollegen den Mann aus Birstein zu einem Gespräch vors Festzelt bat. Nach einem Schlag auf dem Arm setzte die Beamtin Pfefferspray ein, auch andere Kerbbesucher sollen davon etwas abbekommen haben. „Das Problem war, dass danach eine Gruppendynamik entstand und wir nur zu viert waren“, zog sich die Polizistin mit ihrem drei Kollegen zunächst zurück. Vor dem Festzelt soll sich dann der 55-jährige mit Fäusten und Bierglas eingemischt haben, was für ihn in Handschellen endete. Eindrucksvoll schilderte ein 22-jähriger Polizist das Geschehen im Kerbzelt, für ihn damals als Praktikant der erste Einsatz dieser Art: „Ich war erschrocken über die Gewalt, die uns da entgegengebracht wurde“, seien mehrere Biergläser am Boden neben ihm zerschellt, als er gerade einen weiteren Kerbbesucher fesseln wollte. Dieser konnte danach unerkannt entkommen.

Allerdings wurde im Gerichtssaal auch Kritik an dem Polizeieinsatz geäußert. „Gereizt“, bezeichnete der 26-jährige Birsteiner die zwei Streifenbesatzungen, „die waren auf Krawall aus“, sagte ein 21-jähriger Udenhainer. Und für einen 28-jährigen Zeugen, ebenfalls aus Udenhain, waren die Polizisten „unfreundlich, unsympathisch und respektlos“. Als Zeugin vernommen wurde auch noch eine Cousine der Angeklagten, ihre Aussage wurde aber zumindest von der Staatsanwaltschaft in Zweifel gezogen, da sie am Tag vor der Verhandlung die vom Verteidiger vorgetragene Aussage der 26-Jährigen lesen durfte. Der Prozess wird am 5. Februar (14.30 Uhr) im Amtsgericht Gelnhausen fortgesetzt.


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