OGV: Stopp der Wasserförderung des Wasserverbandes in Brachttal

Brachttal
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Der Obst- und Gartenbauverein Brachttal 1904 e. V. (OGV) beantragt beim Regierungspräsidium Darmstadt den Stopp der Wasserförderung des Wasserverbandes Kinzig in Brachttal.

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Nachfolgend der Antrag im Wortlaut:

"Sehr geehrter Frau Regierungspräsidentin Lindscheid,

als Obst- und Gartenbauverein in Brachttal haben wir uns laut Satzung der Erhaltung unserer Kulturlandschaft mit der Anpflanzung, dem Erhalt und der Pflege alter Obstbaumsorten auf Streuobstwiesen verschrieben.
Unsere bisher erfolgreiche Arbeit wird sowohl vom Land Hessen als auch von der EU mit Fördergeldern gewürdigt und unterstützt.

Durch die Wasserförderung des Wasserverbands Kinzig in Brachttal seit einem halben Jahrhundert und die damit verbundene Grundwasserabsenkung in Brachttal von fünfzig Metern und mehr, hat sich unser Vorhaben der Erhaltung alter Obstbaumsorten mehr als erschwert. Oft sind uns bereits neuangepflanzte Bäume eingegangen, weil ihnen das Grundwasser fehlte.

Wir versuchten dies mit der Pflanzung von besonders robusten Arten zu kompensieren, was uns teilweise auch gelang. Die seit geraumer Zeit stattfindende Klimaveränderung macht sich nun auf unseren Obstbaumbeständen bemerkbar. Seit dem ersten erheblichen Trockenjahr 2018 haben unsere Bäume nun so gut wie kein Oberflächenwasser mehr, auf dass sie wegen der Grundwasserabsenkung dringend angewiesen sind. Die Folgen sehen wir in kompletten Ernteausfällen und an dem Leiden der Bäume, wir nennen es Trockenstress: das Wachstum junger Bäume stellt sich ein, ältere Bäume werfen schon im Sommer ihre Blätter ab.

Aktivitäten des Obst- und Gartenbauvereins

Neben der Bearbeitung der Streuobstwiesen mit mehr als hundert Bäumen, schulen wir die Obstbaumbesitzer in Brachttal und Umgebung im Baumschnitt. Darüber hinaus sehen wir unsere Aufgabe in der pädagogischen Arbeit mit Kindergarten- und Grundschulkindern. Das sieht wie folgt aus:

  • Obstbaum- Schnittmaßnahmen in den Kindergärten mit Anleitung der Eltern
  • Blütenwanderungen für Kindergärten und Grundschule auf unserer Streuobstwiese in Hellstein und später Präsentation, was aus der Blüte wurde.
  • Die ersten Frühsorten wie „Jakob Fischer“ werden den Kindergärten für die Apfelmusbereitung und zum sofortigen Rohverzehr kostenlos zur Verfügung gestellt. Je nach Reife der Äpfel bekommen die Kinder im Sommer / Herbst Äpfel.
  • Kennen lernen von Obst- und Gemüse
  • Die Kinder erfahren, was, wo und wie viel an einem Strauch, Baum auf oder unter der Erde wächst. Sie lernen den besonderen Geschmack der frisch geernteten Produkte aus der Region kennen.
  • Die Kinder beobachten und berichten über das Heranwachsen der Bäume.
  • Kernechte Pfirsiche eignen sich gut zum Stecken und Heranziehen eines Bäumchens. Die Kinder haben im Kindergarten Kerne gesteckt und mit nach Hause genommen.
  • Bau eines Insektenhotels in der Projektwoche an der Grundschule
  • Maßnahmen zum Vogelschutz u.a.
  • Anbringen von 75 Nistkästen auf den Obstwiesen, die zu 70 % immer mit Singvögeln belegt sind, dadurch können wir auf chemische Schädlingsbekämpfung verzichten und rein ökologisches Obst anbieten.
  • Sitzstangen für Greifvögel, eine Trockenmauer für Eidechsen, Ringelnattern und andere Tiere wurden aufgebaut. Rückzugsmöglichkeiten erhalten Igel und Kleingetier durch eine Benjeshecke und Brombeersträucher.
  • Apfelmostkeltern (auch mit Kindergarten und Grundschule)

Diese Arbeiten sehen wir in Brachttal auf das schlimmste gefährdet:

Schäden durch die Wasserförderung

Uns ist nicht entgangen, dass die Förderbrunnen des Wasserverbands Kinzig in Brachttal seit längerem ihre Kapazitätsgrenzen erreicht haben. Ein Brunnen der Gruppe in Neuenschmidten-Nord wurde durch „Verockerung“ unbrauchbar, was nichts anderes heißt, an seinem Brunnenkopf gibt es keine ausreichende Neuwasserbildung mehr.
Anstatt an diesem Punkt inne zu halten und die Ursachen für diese fehlende Grundwasserneubildung zu erforschen, wird nur ein paar Meter weiter ein neuer Brunnen in noch größere Tiefe gebohrt.
Das hat mit einer „Umweltschonenden Grundwasserförderung“ schon lange nichts mehr zu tun.

Wir haben vorausgesehen, dass eines Tages Brunnen trockenfallen werden, denn ein „Beharrungszustand“ der für die Bemessung der Fördermenge unabdingbar ist, wurde nie erreicht und war anscheinend auch nicht angestrebt. So senkte sich der Grundwasserspiegel immer mehr, was einen Raubbau an unsrer Natur bedeutet.

Wir beobachten seit einem halben Jahrhundert die dadurch entstandenen Schäden in Brachttal und Umgebung, z.B. durch:

  • fünfzig Meter und mehr Grundwasserabsenkung
  • Ausfall von tausenden kleinen Quellen in der Bracht- und Reichenbachaue sowie in den Hanglagen
  • Dezimierung der Artenvielfalt in der Flora und dadurch bedingt auch in der Fauna.
  • Unabhängig von den erheblichen materiellen Schäden an Immobilien, die der Wasserverband Kinzig z.T. mit Entschädigungszahlungen ruhig zu stellen versucht.

Seit Langem sind wir deshalb in großer Sorge, wie wir das, was von unsrer früher so üppigen Kulturlandschaft noch übriggeblieben ist, noch zu retten ist. Bereits bei dem wasserrechtlichen Genehmigungsverfahren in 2000 haben wir deutlich darauf hingewiesen. Die Politik ist uns nicht gefolgt, sondern hat Brachttal zum „Opfergebiet“ erklärt. Durch das fehlende Grundwasser und den fortschreitenden Klimawandel beobachten wir wie die Zerstörung der Natur in Brachttal rasant zunimmt. Dem können und dürfen wir nicht weiter tatenlos zusehen.

Unabhängig von unserem Anliegen sehen wir den Unmut in der Brachttaler Bevölkerung darüber, dass die Gemeinde keinen Cent an Ausgleich für die Wasserentnahme erhält und gleichzeitig das hier geförderte Wasser in Frankfurt viel preiswerter ist als das Wasser aus unseren eigenen Brunnen für die Brachttaler Bevölkerung. Die Brachttaler wollen nicht weiter akzeptieren, dass ihre Natur vollends kaputt geht, während in Frankfurt das billige Brachttaler Trinkwasser durch die Bürohochhaus-Toiletten läuft.

Wir erwarten von Ihnen Frau Präsidentin, dass Sie die Wasserförderung in Brachttal stoppen, oder zumindest so herunterfahren, dass sich die Grundwasserreservoire wieder erholen. Auf keinen Fall darf es ein „Weiter so“ geben, sondern es muss ein Überdenken zur hiesigen Wasserförderung erfolgen, auch angesichts der bereits stattfinden Erderwärmung. Nicht nur die massiven CO²-Emissionen auf unserem Planeten, sondern auch die Grundwasserabsenkungen tragen erheblich zum Klimawandel bei."


Ihnen ist etwas Interessantes aufgefallen im Main-Kinzig-Kreis? Schreiben Sie uns an info@vorsprung-online.de


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