Bruchköbel: Feuerwehrleute aus Griechenland zurück

Bruchköbel
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Am Mittwochabend vergangene Woche kehrten die hessischen Einsatzkräfte wohlbehalten aus dem von Waldbränden geplagten Griechenland zurück. Darunter auch sechs Einsatzkräfte der Feuerwehr der Stadt Bruchköbel, die nicht nur wieder ihre Einsatzutensilien, sondern auch viele neue Erfahrungen, Eindrücke aber auch Kritik am Einsatz mitgebracht hatten.



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Am 9. August hatte das hessische Innenministerium 168 Einsatzkräfte mit 34 Fahrzeugen nach Griechenland entsandt, um bei der Bekämpfung der dortigen Waldbrände zu helfen. Auf dem Landweg ging es für den Konvoi dann mit Zwischenstopps bis ins italienische Ancona, von wo aus mit einer Fähre auf direktem Weg bis nach Griechenland übergesetzt wurde. Eine Anreise die vier lange Tage in Anspruch nahm.

Direkt weiter nach Westgriechenland

Für den hessischen Tross ging es nahtlos weiter nach Westgriechenland auf der Peleponnes. Das Einsatzgebiet lag rund um die Stadt Pyrgos und Olympia im Nordwesten der Halbinsel. Zusammen mit einem Kontingent aus Österreich wurden die Helfer in einem Gebiet eingesetzt, das in etwa der Fläche der Städte Hanau, Bruchköbel und Maintal entspricht. Der Auftrag, die abgebrannten Überreste und Flächen zu kontrollieren und abzulöschen, klang zunächst undankbar und langweilig. „Im weiteren Verlauf zeigte sich aber, dass es dieser Auftrag in sich hatte“, erklärte Bruchköbels Stadtbrandinspektor Matthias Schmidt. Er selbst war einer der sechs Einsatzkräfte die sich aus den Stadtteilen Rossdorf, Butterstadt und Innenstadt gemeldet hatten.

Gluthitze und Wind bildet Kettenreaktion

Denn aufkommende Windböen heizten die glimmenden Überreste von Bäumen so kräftig an, dass dadurch meterhohe Flammen aufkeimten und brennende Glutbrocken durch die Luft getragen wurden. „Die Glut wehte über viele hundert Meter in noch nicht betroffene Wälder und entfachte dort ein neues Inferno. Spätestens da war allen klar, wie wichtig unsere Aufgabe ist“, erklärte Schmidt. Die Brandbekämpfung vor Ort hatte jedoch ihre Tücken. „In unserer Region gab es zahlreiche schwer zugängliche Geländeabschnitte und keine Infrastruktur um Löschwasser zu fördern“, so Schmidt. Diese Aufgabe übernahmen dort Tanklaster, Löschflugzeuge und Hubschrauber. Eine logistische Aufgabe die Erfahrung und Weitsicht bedarf. Eine Herausforderung war aber auch die Temperatur. „Bei 38 Grad und weniger als 20% Luftfeuchtigkeit kam man sich vor wie in einer Staubwüste. Wir haben, wo immer es ging, auf leichtes Equipment gesetzt“, sagte Schmidt.

Schon nach 3 Tagen endet Auftrag

Bereits nach nur drei Tagen endete überraschend der Auftrag der Hessen, die eigentlich für 14 Tage eingeplant waren. Die Waldbrände waren durch die zahlreichen Kräfte aus ganz Europa effektiv eingedämmt worden, weshalb die Griechen alleine weitermachen konnten. Schmidt denkt mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurück an den Einsatz: „Wir haben viele tolle Freundschaften geschlossen, viel Neues erlebt und eine bemerkenswerte Dankbarkeit aus der griechischen Bevölkerung erfahren. Wir wurden überall mit Applaus empfangen, man versorgte uns mit allem was gebraucht wurde. Das sorgte mehrfach für Gänsehaut und ist lange nicht mit der Dankbarkeit in Deutschland vergleichbar“.

Fast Oldtimer hatte Einsatz seines Lebens

Mitten im hessischen Verband befand sich auch ein bereits 29 Jahre altes Tanklöschfahrzeug aus Bruchköbel-Innenstadt. „Das Fahrzeug wurde in diesem Einsatz ziemlich genau 2.900 Kilometer gefahren und hat sich trotz seines Alters bestens bewährt. Besonders die robuste Pumpe hat ihre Vorteile voll ausgespielt. Im aus dem Meer entnommen Löschwasser waren nämlich nicht nur Wasser sondern auch Steine enthalten, normalerweise Gift für jede Mechanik. Unsere Pumpe läuft weiter“, muss Schmidt im Nachgang schmunzeln. Trotzdem wird die betagte Dame, die unter dem Namen „Florian Bruchköbel 1/21/1“ läuft, zunächst ein paar Tage in der Werkstatt verweilen. „Der Motor verliert etwas Öl, da muss nachgeschaut werden.“

Neben zahlreichen interessanten und schönen Erinnerungen gibt sich aber auch Kritik zum Einsatz. So äußerte etwa der Pressesprecher der Feuerwehr, Benjamin Thoran, Unverständnis an der seiner Meinung nach nicht zeitgemäßen Öffentlichkeitsarbeit des Innenministeriums. Man habe die Meldungshoheit bei sich behalten aber nie etwas zum eigentlichen Einsatz preisgegeben. Das sei „sehr schade“, man habe hier viel Potential zur positiven Außendarstellung der Feuerwehren und zur Information der Bevölkerung ungenutzt gelassen.

Foto: Für die Rückkehrer hatten die Kameradinnen und Kameraden einen herzlichen Empfang vorbereitet. Die sechs am Einsatz Beteiligten (Mitte Bild), v.l.: Matthias Schmidt, Simone Kuprian Alexander Pfeil, Marcel Steckel Felix Neumann und Niklas Lind.
Fotos: Schmidt, Neumann, Thoran / FF Stadt Bruchköbel sowie Privat


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