Bruchköbel: Schreinermeister Heinrich Schäfer feiert 100. Geburtstag

Landrat Thorsten Stolz überbrachte Heinrich Schäfer zusammen mit Bürgermeisterin Sylvia Braun Glückwünsche zum 100. Geburtstag.

Oberissigheim
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Zu seinem 100. Geburtstag hatte Heinrich Schäfer das Haus in Buchköbel-Oberissigheim voller Gäste. Zusammen mit der Familie, Freunden und Weggefährten aus vergangenen Tagen blickte der Jubilar auf ein bewegtes Leben zurück, das stets von Dankbarkeit, Fleiß und Optimismus geprägt war. Auch Landrat Thorsten Stolz (SPD) und Bürgermeisterin Sylvia Braun (FDP) beglückwünschten Heinrich Schäfer. Ebenso wie eine Delegation der Kreishandwerkerschaft Hanau, für die Heinrich Schäfer mehr als 30 Jahre im Vorstand wirkte.



„Heinrich Schäfer ist ein ganz besonderer Zeitgenosse, der auf Jahrzehnte seines Lebens zurück blicken kann, die die allermeisten Menschen nur aus den Geschichtsbüchern kennen. Es ist eine große Freude, sich mit ihm auszutauschen. Ich freue mich mit ihm, seiner Frau Gerda und der ganzen Familie, dass er seinen 100. Geburtstag in einer so fröhlichen Runde feiern kann“, sagte Landrat Stolz. Heinrich Schäfer habe 1948, kurz nach dem Kriegsende, in jungen Jahren damit begonnen, seinen Handwerksbetrieb aufzubauen. „Die Schreinerei Schäfer hat bis heute Bestand und feiert in diesem Jahr das 75-jährige Betriebsjubiläum“, so der Landrat weiter.

Die große Faszination für den Werkstoff Holz bestimmte schon früh den weiteren Lebensweg des jungen Heinrich, dessen Eltern einen kleinen landwirtschaftlichen Betrieb hatten. Der Großvater hatte auf dem Hof eine kleine Schreinerei, die mit allem Drum und Dran ihren ganz eigenen Reiz ausübte. Der Großvater brachte dem Enkel eine sehr wichtige Lektion über Holz bei: „Wenn das Holz nicht richtig trocken ist, dann verzieht es sich. Deshalb habe ich das Holz immer noch zusätzlich getrocknet, auch wenn das damals so gar nicht üblich war“, erinnert sich der Jubilar. Eine weitere Besonderheit entwickelte er, indem er für den Bau von Fenstern wasserfesten Leim verwendete. Das kannte er aus seiner Zeit im Flugzeugbau und übertrug dieses Wissen auf den Fensterbau – mit großem Erfolg, auch wenn dies von manchen Berufskollegen zur damaligen Zeit argwöhnisch beäugt wurde, so gab ihm der Erfolg recht. „Unsere Fenster halten viele Jahrzehnte und sind auch nach 60 Jahren wie neu“, bekräftigt der Jubilar.

Gerade seine jungen Jahre waren sehr bewegt und er erlebte Tod und Zerstörung hautnah mit. All das prägte ihn für das weitere Leben, nahm ihm aber nie die Zuversicht und den Optimismus. Er begann gegen den Willen des Vaters 1938 eine Ausbildung zum Schreiner und fing bei der Firma Fliedner in Bruchköbel an. Schnell wurde deutlich, dass er ein besonders Geschick bei der Bearbeitung von Holz hatte, so dass er bereits als Lehrling Möbel bauen durfte und die Lehrzeit verkürzen durfte. An ein normales Leben war danach jedoch nicht zu denken: Deutschland befand sich unter dem Kommando von Adolf Hitler im Krieg und Heinrich Schäfer wurde vom Arbeitsamt nach Kassel in die Gerhard-Fieseler-Werke dienstverpflichtet. Dort baute er für die Luftwaffe am Fieseler-Storch, einem Kurzstart- und Landeflugzeug, das hauptsächlich aus Holz gefertigt wurde – dem Lieblingswerkstoff von Heinrich Schäfer. Den Nationalsozialismus lehnte er schon früh aus tiefstem Herzen ab, konnte jedoch nicht verhindern, dass er schließlich doch zur Wehrmacht eingezogen wurde. Als Soldat war er in Holland, Nordfrankreich und Italien eingesetzt und erlebte im Jahr 1943 schicksalhafte Stunden in Tunesien, wo er schwer verwundet wurde und schließlich als Kriegsgefangener nach Amerika gebracht wurde, nach Texas. Für den damals 20-jährigen Heinrich Schäfer bedeutete dies letzten Endes die Rettung, denn viele seiner Kameraden fanden im Krieg den Tod.

Als er schließlich 1946 in das vom Krieg gezeichnete Deutschland zurückkehrte, musste er sich völlig neu orientieren. Die Mutter war tot, der Vater hatte neu geheiratet und eine zweite Familie aufgebaut. Heinrich Schäfer hielt sich an dem fest, was ihm schon in jungen Jahren Orientierung gab: sein Vertrauen auf Gott und die Arbeit mit Holz. Zwei Jahre war er wieder in der Firma Fliedner in Bruchköbel tätig, dann gründete er 1948 seinen eigenen Betrieb. Es waren schwierige Jahre des Wiederaufbaus in Deutschland, die Heinrich Schäfer mit Fleiß und handwerklichem Geschick bewältigte – ab 1954 zusammen mit seiner Frau Gerda, die selbst schwere Kriegsjahre erlebt hatte, denn sie war aus Westpreußen geflüchtet. Zusammen mit ihrem Mann kümmerte sie sich um Haus und Hof und den Aufbau der Schreinerei. Das Paar bekam zwei Söhne. Heinrich Schäfer legte 1953 die Meisterprüfung ab und trat in die Schreinerinnung ein, in der er sich viele Jahre lang engagiert und baute den Betrieb weiter aus, mit Maschinenpark und Lagerhalle. Seine Söhne entschieden sich ebenfalls für diesen Beruf und stiegen in den Familienbetrieb ein. Für die CDU bestimmte er überdies vier Jahr lang im Magistrat von 1974 bis 1978 die Geschicke der Stadt Bruchköbel mit. 

Zusammen mit seiner Frau Gerda (94) lebt er noch immer in dem Haus, das er 1963 in unmittelbarer Nähe der Schreinerei gebaut hat. Er ist auch mit 100 Jahren ein vielseitig interessierter und über das Zeitgeschehen gut informierter Mensch.

heinrichschaefer bruch az

Landrat Thorsten Stolz überbrachte Heinrich Schäfer zusammen mit Bürgermeisterin Sylvia Braun Glückwünsche zum 100. Geburtstag.


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