"Die haben nach mir gesucht, mit denen ist nicht zu spaßen"

Erlensee
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Dieser Angeklagte machte den Prozessbeteiligten reichlich Kopfzerbrechen: Im Mai des vergangenen Jahres hatte ein 27-jähriger Mann aus Erlensee auf der Polizeistation in Schlüchtern eine Familie aus Birstein des Drogenhandels bezichtigt. Einige Woche später nahm er diese Aussage dann zurück und saß jetzt wegen falscher Verdächtigungen auf der Anklagebank im Amtsgericht Gelnhausen. Dort erklärte nun auf einmal, dass seine ursprüngliche Aussage doch richtig gewesen sei.



Aber der Reihe nach: Nach einer Nacht in Gewahrsam wurde der 27-Jährige am 3. Mai 2017 auf der Polizeistation in Schlüchtern vernommen und präsentierte den Polizeibeamten die Namen seiner mutmaßlichen Drogendealer. Dabei sollte es sich um eine Familie aus Birstein gehandelt haben. Mit den beiden Söhnen sei er in die Schule gegangen, vom Vater will er Haschisch gekauft haben. Die Polizei nahm den Hinweis ernst, bei einer Hausdurchsuchung – das wurde in der Verhandlung nur am Rande angesprochen – sollen unter anderem 7.000 Euro Bargeld gefunden worden sein, das Ermittlungsverfahren gegen den oder die Beschuldigten in Birstein stellte die Staatsanwaltschaft allerdings inzwischen ein.

Bei einer erneuten Vernehmung bei der Kriminalpolizei in Hanau rückte der Erlenseer dann von seiner ursprünglichen Aussage ab, die Angaben bei der Polizei in Schlüchtern sollten demnach nicht richtig gewesen sein. Die falschen Verdächtigungen brachten ihn schließlich auf die Anklagebank im Amtsgericht Gelnhausen. Und dort überraschte er alle: Anders als angeklagt, will er nun doch in Schlüchtern die Wahrheit gesagt und nur aus Angst vor der Familie aus Birstein zwischenzeitlich einen Rückzieher gemacht haben. „Die haben nach mir gesucht, mit denen ist nicht zu spaßen“, begründete er seine falschen Angaben bei der Kriminalpolizei in Hanau.

In der Verhandlung vor dem Amtsgericht Gelnhausen berief er sich zwar immer wieder auf seine Erinnerungslücken, bestätigte aber grundsätzlich seine ursprüngliche Version: Mindestens einmal habe er in Birstein Haschisch gekauft, dort habe der Vater der Familie die Drogen aus dem Keller geholt und mit einer Gartenschere seine Portion von einer Platte abgeschnitten. Außerdem soll dort auch ein florierender Handel mit Zigaretten stattfinden. Das Gericht sah keine Hinweise auf eine erneute Lügengeschichte, die falschen Verdächtigungen konnten ihm somit nicht nachgewiesen. Der 27-Jährige wurde gemäß den Anträgen von Staatsanwaltschaft und Verteidigung freigesprochen.


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