"Corona-Pandemie hat unser aller Leben auf den Kopf gestellt"

"Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, ein besonderes Jahr neigt sich langsam dem Ende entgegen. Die Adventszeit gestaltet sich in diesen Tagen von einer neuen Seite; ganz anders als wir sie kennen und sie uns vertraut ist. Die Corona-Pandemie hat unser aller Leben auf den Kopf gestellt und fordert jeden Tag von jedem einzelnen eine Umorientierung und ein neues Einlassen auf die veränderten Bedingungen und Regularien. Und so scheint auch die Vorweihnachtszeit von ihrem Flair verloren zu haben. Denn zu den lieb gewonnenen Bräuchen in den Tagen vor dem Heiligen Fest sind die vorweihnachtlichen Treffen mit Freunden und Kollegen in den Gastrotomien, beim Adventskaffee oder den umliegenden Weihnachtsmärkten fester Bestandteil unseres Lebens geworden. Aber ist es denn wirklich ein solches „Unglück“ in diesem einen Jahr einmal mehr Zeit für all die Dinge und Menschen zu haben, die im Alltagstrubel zu kurz kommen? Nicht zuletzt mehr Zeit für sich selbst? Ich möchte an dieser Stelle nicht pathetisch werden, denn die Vorteile, die durch die geminderten gesellschaftlichen Treffen entstehen, wurden bereits in der Presse und den Social Media von oben nach unten gewälzt, aber ist denn nicht tatsächlich etwas Wahres daran, dass in all der Ungewissheit, der Angst und der Überforderung eine Chance für jeden von uns liegt? Die Chance auf einen neuen Blickwinkel?

Denn können wir uns nicht glücklich schätzen, wenn sich, in dem uns alle auffangenden sozialen Netz die Möglichkeit geboten wird, das gewohnte und eingespielte Leben einmal völlig neu zu betrachten und dankbar dafür zu sein, in welcher Vielfalt und Fülle wir hier in unserem Heimatland leben. Welchen Luxus es bedeutet in eine warme Jacke eingepackt dem Weihnachtsbaum auf dem Rathausplatz ein paar Augenblicke seiner Zeit zu gönnen, diese auf sich wirken zu lassen und sich einfach über diesen besinnlichen Augenblick zu freuen in dem Wissen, gleichzeitig im Discounter aus einer unglaublichen Vielzahl an Lebensmitteln wählen zu können.

Die Pandemie packt uns bei unserer Eigenverantwortung und unserem Verantwortungsgefühl für uns selbst und unseren Mitmenschen. Wenn jeder von uns für sich die Entscheidung trifft, diese Verantwortung im Sinne der persönlichen Zufriedenheit, der Nächstenliebe und des Gemeinschaftssinns ernst zu nehmen, dann werden wir auch unter den derzeit geregelten Bedingungen ein zufriedenes Weihnachten erleben. Ein Weihnachten, an dem wir an allererster Stelle dankbar dafür sind, gesund zu sein und in einem Staat zu leben, in dem wir Hilfe erhalten, sollten wir oder unsere Liebsten dieser bedürfen. Dankbar dafür, dass auch am Heiligen Abend, an Silvester und allen anderen Tagen im Jahr, rund um die Uhr, unter der Nummer 112 Menschen zu erreichen sind, die auf das Feiern mit der eigenen Familie verzichten, um denen die der Hilfe bedürfen und krank sind, helfen zu können.

Gerade mit Blick auf diese Mitmenschen in unserer Gesellschaft, die seit Monaten so Großes im Dienst am Menschen leisten gilt es auf größere Zusammenkünfte zu verzichten und die Besinnlichkeit des Weihnachtsfestes im engeren Familienkreis zu genießen. Und noch einmal komme ich zurück auf den Kern dieser Weihnachtsbotschaft, den ich so gerne mit Ihnen teilen möchte: Seien Sie dankbar. Dankbar für all das, was wir jeden Tag als selbstverständlich hinnehmen. Nicht, weil es morgen nicht mehr da sein könnte. Nein, vielmehr weil nicht der Glückliche dankbar ist, sondern der Dankbare glücklich. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, von ganzem Herzen ein friedliches und besinnliches Weihnachtsfest und ein gesundes Jahr 2021."