Erlensee: In historischer Wasserburg kann wieder gefeiert werden

Rückingen
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Die Wasserburg in Rückingen kann in den nächsten Monaten wieder genutzt werden. Nach einer Teilsanierung mit der Notsicherung des Dachstuhls hatte der zuständige Statiker dieser Tage die Freigabe erteilt. „Im Winter wird dann weiter saniert“, sagt die zuständige Fachbereichsleiterin Dorothée Minnameyer bei einem Ortstermin. Als eine der wenigen erhaltenen Burgen im Kreisgebiet genießt der denkmalgeschützte Burgsitz eine herausgehobene historische Bedeutung.



Die Erbauer der Burg hätte es vielleicht gefreut, dass hier im 21 Jahrhundert oft und gerne gefeiert wird. So haben Erlenseer Vereine, Schulen, Parteien und Verbände in pandemiefreien Zeiten das Anwesen mit der Adresse „An der Wasserburg“ regelmäßig gebucht und hierher zum gemütlichen Beisammensein eingeladen. Das soll auch in dieser Saison vorübergehend wieder möglich sein. Dazu wurden im Rahmen der Teilsanierung grüne Auffang-Netze im Innenbereich der Scheune unter den gesamten Dachstuhl gehängt. Ebenso wurden marode Balken am Fußpunkt einiger Sparren verstärkt und teilweise ausgetauscht. Der Übergang zwischen Dach und Wand wurde im Traufbereich mit Gittern versehen, damit sich während der Schließungszeit im Winter keine Tiere im Gebälk einnisten können.

Im Außenbereich fangen neue Regenrinnen das Regenwasser auf. Zur Durchführung der Sanierungsarbeiten wurde die Erlenseer Traditionsfirma „Steinhart & Rebholz Wohnungsbau GmbH“ beauftragt, die die Arbeiten professionell und zügig durchführen konnte. Wie in guten, alten Zeiten können hier also fröhliche Feste gefeiert werden. Es bietet sich an, denn das Areal rund um die Wasserburg mit Scheune und angeschlossener großer Wiese ist weiträumig und bietet bei Regen Schutz. Drinnen wie draußen kann bewirtet, gespielt und getanzt werden. Allein die Scheune bietet rund 50 Personen Platz. „Die Wasserburg hat ein spezielles Ambiente, das jedes Fest für alle Generationen besonders macht“, sagt Bürgermeister Stefan Erb (SPD).

Als ein erster Hinweis auf einen festen Sitz namens Rückingen kann die urkundliche Erwähnung eines Johannes mit Herkunftsnamen „De Ruckungen“ 1134 gewertet werden. Münzen aus dem 10. Jahrhundert wurden bei Ausgrabungen rund um die ehemalige Wasserburg auch schon gefunden. 1974 erwarb die Gemeinde Erlensee das Anwesen. Wer mehr über die historische Wasserburg erfahren will, dem sei ein Besuch im Heimatmuseum angeraten, das der Erlenseer Geschichtsverein seit 1983 im Hauptgebäude der Wasserburg betreut. Zur Vorbereitung der Sanierung hatten die Vereinsmitglieder das Lager unter dem Dachstuhl geräumt.

Die Wasserburg Rückingen ist erstmals im Jahre 1248 urkundlich erwähnt. Mit ihrem Schutz war das adlige Geschlecht derer von Rückingen betraut. Als Angehörige der Reichsministerialen im Kinzigtal sind die Ritter schon 1135 mit einem Johann de Ruckungen urkundlich belegt. Ab dem 14. Jahrhundert war eine Ganerbschaft (Besitz und Verwaltung einer Gemeinschaft) aus den Geschlechtern derer von Rückingen und von Rüdigheim im Besitz der Burg. 1461 ließen sich beide Familien ihre Wohn- und Nutzrechte von ihrem Lehnsherren den Grafen von Ysenburg-Büdingen bestätigen.

Die Anfänge der Wasserburg reichen bis in das 11. Jahrhundert zurück. Ausgrabungen in den Jahren 1988 und 2001 zeigten, dass die mittelalterliche Burg wesentlich größer war als die heutige Anlage. So umgab etwa zur Regierungszeit der staufischen Könige ein zwölf Meter breiter Wassergraben das Burggelände, der im 15. Jahrhundert verschmälert wurde. Die Südseite zur Kinzig hin wurde bislang noch nicht archäologisch untersucht. Ein Wappenstein im Torbogen datiert auf das Jahr 1569 und zeugt von größeren Umbaumaßnahmen.

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Die Wasserburg Rückingen - Sitz des Heimatmuseums und gemütliche Gaststätte für Vereinsfeiern. Nach einer ersten Teilsanierung darf das Anwesen wieder genutzt werden. Fotos: Petra Behr


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