Ein Beitrag zur Vielfalt des Lebens: Blütenpracht statt Monotonie

Somborn
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Der Vogel- und Naturschutzverein Somborn ist dabei, ein weiteres Tätigkeitsfeld zum Schutz und zur Förderung der Artenvielfalt in seinem Einwirkungsbereich zu eröffnen.

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Die Somborner Naturschützer verfolgen seit geraumer Zeit mit Missvergnügen und Sorge die Entwicklung der uns umgebenden Landschaft zur monotonen, artenarmen Agrarproduktionsfläche. Zudem belegen nunmehr wissenschaftliche Studien die prekäre Situation (Stichwort „Insektensterben“). Anstatt nur Schuldzuweisungen an die Landwirtschaft zu richten, wollen sich die Vogelschützer als Teil der Gesellschaft aktiv einbringen. Zum einen mit gutem Beispiel, zum anderen in der Hoffnung, einzelne Landwirte zu animieren, im Rahmen ihrer betriebswirtschaftlichen Möglichkeiten Wiesen umzugestalten oder Randstreifen als Wildblumenrefugien einzurichten. Ein vermehrtes Interesse kommunaler Gremien wäre den Naturschützern ebenso höchst willkommen. Zur Vorbereitung des Projektes lädt der Vogel- und Naturschutzverein Somborn zu einer Vortragsveranstaltung am 31.10.2018 um 19:00 Uhr in die Vogelschutzhütte Somborn ein. Unter dem Motto „Main-Kinzig blüht - Freigericht macht mit“ wird Dipl. Ing. Dorothee Dernbach über Hintergrundwissen und praktische Maßnahmen referieren.

Ziel ist ein blühender Main-Kinzig-Kreis – und unsere Gemeinde ist dabei. Damit es auch für Bienen, Hummeln und Schmetterlinge blüht, hat sich die Kampagne die Verwendung von Wildblumen auf die Fahne geschrieben. Überall im Kreis sollen naturnahe Blühflächen – also Blumenwiesen, höhere Säume und Beete aus heimischen Wildblumen - gepflanzt und gesät werden. Solche naturnahen Blühflächen sind artenreiche Pflanzengemeinschaften, die einer noch wesentlich größeren Anzahl an Tieren einen wichtigen Lebensraum bieten.

Auch in Freigericht könnte manches öffentliche Grün in wildblumenbunte Lebensräume umgewandelt werden und damit zukünftig einen Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt (Biodiversität) leisten. Auf Initiative des Vogel- und Naturschutzvereins Somborn sind zurzeit zwei Blühwiesen als Leuchtturmprojekte fest eingeplant. Unter professioneller Begleitung der Fachplanerin Frau Monika Peukert/ Büro Anland entstehen auf vereinseigenen bzw. durch den Verein betreuten Ausgleichsflächen vielfältig blühende Wiesen für Insekten wie Schmetterlinge, Wild- und Honigbienen.

Die Pilotprojekte sind exemplarisch und sollen für Nachahmungen von örtlichen Initiativen, im eigenen Garten oder auch landwirtschaftlichen Bereich werben. Außerdem ist es erhofft, dass Schulen und Kindergärten mit Eigenverantwortung dem Vorbild folgen. Die Blühaktion soll Bürger für das Thema „Biodiversität“ sensibilisieren, Presseberichte und Schautafeln erläutern den Prozess und schaffen Akzeptanz, da eine Blühwiese zu manchen Zeitpunkten ihrer Vegetation schnell als ungepflegte vernachlässigte Fläche wahrgenommen wird. Der Hintergrund und Auslöser für diese Initiative ist das Insektensterben in Deutschland, das mittlerweile dramatische Ausmaße angenommen hat. Wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass schon bis zu 80% an reiner Biomasse unserer Insektenwelt verschwunden sind, Tendenz steigend.

Wo sind die Ursachen zu suchen?

Im Gegensatz zur Honigbiene sind viele unserer Insekten Nahrungsspezialisten und Ihr Überleben hängt jeweils vom Vorkommen „ihrer“ Wildpflanzenarten ab. Ihr Entwicklungszyklus ist oftmals eng vernetzt mit dem Vorkommen ganz bestimmter Wildpflanzen. So ist Ihnen vielleicht bekannt, dass die Raupen des Kleinen Fuchs-Schmetterlings auf die große Brennnessel als Futterpflanze spezialisiert sind. Aber wussten Sie auch, dass zum Natternkopf die Natternkopf-Mauerbiene gehört, zur Glockenblume die Glockenblumen-Scherenbiene, zur Weidenblüte die entsprechende Sandbiene? Diese Reihe ließe sich fast beliebig fortführen mit fast jeder Wildpflanze, wie sie früher am Wegesrand oder auf Wiesen standen und nun häufig in der Landschaft und im Ortsbild fehlen. Die Nahrungssituation vieler Insekten hat sich dadurch in den letzten Jahren massiv verschlechtert. Wenn die Blühsaison der Obstbäume vorbei ist und die Rapsfelder verblüht sind – was dann?

Weitere Ursachen für das Sterben der Insekten liegen insbesondere im Einsatz von Pestiziden in Landwirtschaft und Gärten sowie in der großflächigen Anlage von Monokulturen in der Landwirtschaft. Auch stehen in einer ausgeputzten Landschaft nur wenige Überwinterungs- bzw. Brutmöglichkeiten zur Verfügung. Völlig sterile, naturferne Gärten, mit hochgezüchteten gefüllten Blüten ohne Wert für unsere Nektarsammler tragen ihr Übriges dazu bei. Insekten sind in der Nahrungskette überaus wichtig. Darüber hinaus sind sie das wesentliche Bestäubungsmedium in der Natur- und Kulturlandschaft. Ohne Insekten reduziert sich die heimische Artenvielfalt weiter (betroffen sind Vögel, Fledermäuse, Amphibien, Eidechsen, sogar Spinnen) – und Ihr Apfelbaum trägt keine Früchte.

Wichtige Fakten zum blühenden Erfolg: Ob die jeweilige Blühfläche ein voller Erfolg werden kann, hängt dabei von einer ganzen Reihe von Faktoren ab: Standortwahl, Auswahl der richtigen Saatgutmischung, gute Vorbereitung der Fläche, fachgerechte Pflege und einiges mehr. Das Saatgut entscheidet über Erfolg oder Misserfolg. Hochwertiges Saatgut besteht aus standortgerechten und heimischen Wildblumenarten. Empfehlungen werden am Informationsabend in der Vogelschutzhütte gegeben. Regionales Saatgut ist vorteilhaft, weil Pflanzen oftmals besser wachsen und somit auch mehr Pollen und Nektar anbieten, wenn sie an die jeweilige Region angepasst sind. Eine Insektenart, welche sich an einem bestimmten Standort befindet, ist in seiner Nahrungsaufnahme natürlich auch an regionale Artenvielfalt gebunden. Möglichst nährstoffarme Verhältnisse sind für Blühwiesen wichtig. Gute Blühwiesen müssen gemäht werden. Das Mähgut ist (nach Trocknung am Ort!) zu entfernen. Ein intelligentes Mahdmanagement ist angebracht, um den Blühpflanzen Gelegenheit zur Selbstaussaat zu geben. Die Entwicklung einer echten Blumenwiese braucht Zeit. Bis sich eine stabile Pflanzengemeinschaft eingestellt hat, sind bis zu 3 Jahren Geduld angebracht. Mit geringem Aufwand kann jeder viel zu einem blühenden Ambiente beitragen!

Beobachten Sie, was vor Ihrer Haustür passiert und schonen Sie die Baumscheiben und Pflanzungen. Nicht belaufen & nichts ablagern. Machen Sie es zu IHREM bunten Fleck vor der Haustür. Lassen Sie sich von der Idee anstecken und legen Sie Wildpflanzenbeete oder ‑wiesen in Ihrem Garten an. Jeder Quadratmeter zählt! Wildpflanzen brauchen eine andere Pflege als eine „ordentliche“ Rasenfläche: nur 2 bis 3 X im Jahr wird gemäht, auch Samenbildung und braune Stängel sind erlaubt bzw. vielmehr sogar erwünscht. Dadurch entsteht ein Lebensraum für Wildtiere: Distelfinken, Schmetterlinge, Hummeln & Co werden es Ihnen danken.


Ihnen ist etwas Interessantes aufgefallen im Main-Kinzig-Kreis? Schreiben Sie uns an info@vorsprung-online.de