Auf ökologischer Spurensuche: Herbstliche Waldführung findet großes Interesse

Freigericht
Typographie
  • Smaller Small Medium Big Bigger
  • Default Helvetica Segoe Georgia Times

Der Einladung der Fraktion „Gemeinsam für Freigericht“ (GfF) zu einer Exkursion im Gemeindewald Freigericht sind am Sonntag zahlreiche interessierte Bürgerinnen und Bürger gefolgt, um sich ein aktuelles Bild vom Zustand des heimischen Waldes in Zeiten des Klimawandels zu machen.

Anzeige
Anzeige


gffbetzwaldfuh_az.jpg

gffbetzwaldfuh_az1.jpg

gffbetzwaldfuh_az2.jpg

Zu Beginn der Waldführung mit dem Freigerichter Förster Markus Betz konnten die Initiatoren Carmen Scheuermann und Waldemar Gogel von der GfF mit 30 Gästen die vorab bereits festgelegte maximale Teilnehmerzahl begrüßen. Laut Anfragen hätte es sogar noch mehr Interessenten gegeben, denen aber abgesagt werden musste. Bei der Begrüßung der Exkursionsteilnehmer führte Revierförster Markus Betz mit wenigen Sätzen und schlagwortartig zunächst in die thematischen Schwerpunkte der anschließenden Waldführung ein. Es werde auf dem folgenden Rundweg durch den Somborner Wald einmal und die sogenannten Ökosystemdienstleistungen der Waldes gehen und zum anderen um seinen Beitrag zur Erreichung der aktuellen Nachhaltigkeitsziele der UN-Agenda 2030. Diese von der Weltgemeinschaft auf dem Pariser Umweltgipfel 2015 verabschiedeten Nachhaltigkeitsziele seien auch in ihrer englischen Übersetzung als Sustainable Development Goals, kurz SDGs genannt, international bekannt. Hier stehe bei der Waldbewirtschaftung die Erreichung des Nachhaltigkeitsziels 15 (SDG 15) „Leben an Land“ im Fokus des Interesses. Bei der Verfolgung dieses Ziels gehe es um die langfristige Sicherung von Landökosystemen, deren nachhaltige Nutzung im Rahmen natürlicher Stoffkreisläufe so erfolgen müsse, dass neben der Erzeugung nachwachsender Rohstoffe gleichzeitig die Landschaft, biologische Vielfalt und viele weitere Umweltschutzfunktionen, wie Boden-, Hochwasser- und Klimaschutz erfüllt würden.

Die Waldführung begann danach im Waldgebiet „Judenkirchhof“ (heutige Waldabteilung 82) oberhalb des Fließgewässers, das man in früheren Jahrhunderten Krebsbach nannte und das heute Rodenbach heißt. Die Route führte weiter über die Waldabteilungen 76 („Steinkaute“), 73 und 74 („Rehacker“) bis zur sogenannten „Trift“ (ein historischer Forstweg, der einst dem Eintreiben von Vieh in den Somborner Wald diente) und führte schließlich zum Waldspielplatz und zur Hütte der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) an der „Dicken Tanne“ neben dem Waldgebiet „Hohe Heege“.

Zu Beginn wurden die interessierten Waldbesucher von Revierförster Markus Betz mit einigen Hinweisen zur örtlichen Waldgeschichte in die Thematik der Waldführung eingeführt: „Wo wir jetzt stehen und auch entlang der folgenden Wegstrecke werden wir vom Laubholz dominierte artenreiche Mischwälder sehen, die heute wieder für Naturwälder typische Strukturen besitzen“. In der Mitte des 19. Jahrhunderts seien hier ausgedehnte Nadelwälder gewachsen, die besonders von der Waldkiefer beherrscht wurden. Diese Nadelholzdominanz der Waldbestände habe im Somborner Wald danach über viele Jahrzehnte vorgeherrscht und noch in den 1980-er bis Anfang der 1990-er Jahre sei der Waldaufbau eher einschichtig und monoton gewesen.

Dank der in den 1990-er Jahren begonnen naturnahen Waldbewirtschaftung auf ökologischer Grundlage, die seither ohne jeglichen Pestizideinsatz vorgenommen worden sei, seien in einem für Waldökosysteme sehr kurzen Zeitraum inzwischen Mischwälder entstanden, die eine breite Palette an lebenswichtigen Ökosystemdienstleitungen für die Gesellschaft und ihre Bürgerinnen und Bürger bereitstellen. Zur Erreichung all dieser Dienstleistungen wurden die ökologischen Potenziale des Freigerichter Gemeindewaldes im Rahmen einer sogenannten biologischen Automation genutzt. Dieser ökologische Ansatz auf naturwissenschaftlicher Grundlage habe durch einen naturnahen Waldbau die vorhandenen Naturkräften voll zur Geltung bringen können. Dadurch konnten auch erhebliche Kostenersparnisse für die Gemeindekasse erzielt werden. Dies belege auch die Tatsache, dass aktuelle wissenschaftliche Studien den Wert der in naturnahen Wäldern erzeugten Ökosystemleistungen auf mindestens 450 Euro je Hektar bezifferten, unterstrich Revierförster Markus Betz diese lokale Wertschöpfung des Waldes. Solche aktuellen Ökosystemanalysen machten öffentlich, dass im Freigerichter Gemeindewald jährlich gesellschaftlich unersetzliche Dienstleistungen in der Größenordnung von 600.000 Euro erzielt würden.

Trotz dieser positiven Befunde schloss Revierförster Markus Betz die Waldführung jedoch auch mit mahnenden Hinweisen. Der heimische Wald stehe nach wie vor unter Stress und vor großen Herausforderungen. Grund dafür seien jedoch nicht eine fehlerhafte Waldbehandlung sondern die negativen Auswirkungen äußerer Umwelteinflüsse durch Klimawandel und Schadstoffeinträge. Die Führung endete für die Kinder natürlich auf dem Waldspielplatz und fand besonders für die erwachsenen Teilnehmer an der Dicken Tanne durch eine Bewirtung mit kleinen Speisen, Getränken, Kaffee und Kuchen durch die SDW-Mitglieder einen gemütlichen und leckeren Abschluss. Dafür sagten die GfF-Organisatoren dem SDW-Team zum Schluss auch noch einmal vielen herzlichen Dank.


Ihnen ist etwas Interessantes aufgefallen im Main-Kinzig-Kreis? Schreiben Sie uns an info@vorsprung-online.de


Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige

online werben

Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige

vogler banner

Anzeige

vogler banner

Anzeige

Online Banner 300x250px MoPo 2