Gelnhausen: Bürgerinitiative fühlt sich missbraucht

Hailer
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Nachdem die Stadtverordnetenversammlung den Bau einer Omega-Brücke als Ersatz für den Bahnübergang in Hailer-Meerholz beschlossen hat, äußern sich jetzt Lydia Naunheim und Reinhard Simon für die Bürgerinitiative „BI zum Erhalt der K 904 und der Kinzigaue“ zu der Entscheidung. Nachfolgend die Stellungnahme im Wortlaut.

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"Wir haben verloren. Nein, wir wurden ausgetrickst – verloren hat die Natur in der Kinzigaue! Verloren haben auch die Anwohner der Liebloser Straße und der Hindenburgallee/Hanauer Landstraße, die zukünftig noch erheblich mehr Verkehrsbelastung ertragen werden müssen. Wir waren zu naiv: wir hatten tatsächlich geglaubt, mit guter Recherche und ehrlichen Argumenten in der politischen Arena etwas bewirken zu können. Wir konnten es nicht, genauso wenig wie die mehr als 2000 Bürger, die uns mit ihrer Unterschrift unterstützt haben.

Dabei sah es zwischendurch ganz anders aus: als die städtische Kommission K904 beschlossen wurde, keimte Hoffnung auf, die aber rasch wieder verwelkte. Die Zusammensetzung der Kommission entsprach nicht dem Beschluss der STVV vom Dezember 2017. Mit Hilfe des § 72 HGO wurden noch 3 erklärte Brückenbefürworter aus dem Magistrat als Mitglieder benannt. So wurde schon bei der Zusammensetzung der Kommission die Mehrheit für die Omegabrücke gesichert. Zudem initiierte der FDP-Fraktionsvorsitzenden Silken die sogenannte 'Bürgerinitiative für eine Brücke der Vernunft' einzig zu dem Zweck, diese Mehrheit der Brückenbefürworter noch zu vergrößern, tatkräftig unterstützt von Frau Dorn, Herrn Ullrich und Herrn Dietrich, dessen Schwiegervater prompt in die Kommission entsandt wurde.

Jetzt wissen wir, die von der „BI zum Erhalt der K 904 und der Kinzigaue“ bevorzugte Variante (kleine Omega-Unterführung) hatte nie eine Chance. Sie wurde zu keinem Zeitpunkt in vergleichbarer Weise wie die anderen Varianten untersucht / geprüft. Daher gab es gar keine Werte, die in die von der Kommission erarbeitete Matrix hätten eingetragen werden können, weshalb sie sofort als nicht bewertbar aus dem Ergebnis herausfiel. Auch die von uns vorgeschlagenen kleineren Varianten einer Unterführung (lichte Höhe 3,30 m / 2,20 m) sind niemals gewollt und ernsthaft geprüft / begutachtet worden, weshalb auch hier keine Daten vorlagen. Von den 'neutralen Fachleuten' des Büros ROB wurden die Werte der großen Unterführung (lichte Höhe 4,50 m) 1 zu 1 (!!!) hierfür in die Matrix übernommen. So konnten diese Varianten unmöglich besser abschneiden als die große gestreckte Unterführung!

Einzig die für die Stadt Gelnhausen anfallenden Kosten einer kleinen Unterführung (die aber zum großen Teil refinanziert hätten werden können), und dauerhaft bleibende Kosten für eine Gemeindestraße können nicht wegdiskutiert werden. Sie wurden als Totschlagargument benutzt und der Erhaltung der Kinzigaue kein eigener messbarer Wert zugestanden. Dass den Fraktionen nur ein Tag Zeit gewährt wurde, die fertiggestellte Matrix ausreichend zur Kenntnis zu nehmen, sondern von Herrn Silken darauf bestanden wurde, sofort eine Entscheidung zu treffen, zeigt deutlich, dass jede andere Variante keine Chance bekommen sollte.
Den Vorsitzenden der Ortsbeiräte Hailer und Meerholz war auf Bitten Herrn Brunes zugesagt worden, die Angelegenheit in ihren Gremien behandeln zu können. Im Augenblick der Abstimmung war das Herrn Dietrich wohl entfallen. Er hat dem Durchpeitschen des FDP-Antrags ebenso zugestimmt wie auch einige andere Stadtverordnete, die gegen ihre Überzeugung (schweren Herzens oder verschämt leise) unter Fraktionszwang für die Omegabrücke votierten.

Diese Vorgehensweise bestätigt, dass die 3 Parteien SPD, CDU und FDP die Kommission nur als ärgerlichen Zeitverlust eingeordnet hatten. Niemals hatten sie die Absicht, auf den Wunsch, eine unversehrte Kinzigaue zu erhalten, von über 2000 Bürgern, die die Unterschriftenaktion der 'BI zum Erhalt der K 904 und der Kinzigaue' unterstützt haben, einzugehen: Die 'BI zum Erhalt der K 904 und der Kinzigaue' fühlt sich als Teil eines Schmierentheaters missbraucht. Aber auch so wird der sehnliche Wunsch des Herrn Silken, die 'vielen Meerholzer, die durch Hailer an seinem Haus vorbei zum Kaufland fahren, sollten doch lieber nach Lieblos zum Einkaufen fahren', nicht in Erfüllung gehen.

Auch die kürzlich von Ortsbeiräten aus Meerholz und Hailer vorgeschlagene alternative Streckenführung wurde ohne jede Prüfung abgelehnt. Aus Richtung Lieblos kommend könnte die K 904 ab der letzten 90-Grad-Kurve in gerader Linie in Richtung Autobahnbrücke geführt werden und weiter über die Hailerer Noll-Brücke an der A 66 verlaufen, um dann außerhalb der Ortslage von Hailer in die Landstraße L 3483 / K 862 einzumünden. Das wäre dies eine gute Möglichkeit, den Verkehr aus der Ortschaft herauszuhalten. 'Eine wirklich gute Idee erkennt man daran, dass ihre Verwirklichung von vorneherein ausgeschlossen erscheint.' (Albert Einstein)."


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