Ein Film aus dem Knast

Gelnhausen
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Filme über Gefängnisse gibt es viele, Filme direkt aus dem Knast sind eher selten.



Und dass dann auch noch Insassen in die Haupt- und Nebenrollen schlüpfen, macht das jetzt abgeschlossene Projekt in der Jugendarrestanstalt in Gelnhausen erst recht zu einer Besonderheit. "Shit happen" heißt der Streifen, der dort an acht Tagen gedreht wurde und - natürlich auch im Gefängnis - seine Premiere feierte.

Dass es zwischen Armin und Leyla ein Happy End geben wird, ließ sich schon zu Beginn des Films erahnen, zunächst mussten aber in den folgenden 18 Minuten die Szenen überstanden werden, die die sieben Hauptdarsteller in den Jugendknast gebracht haben. Dabei spielte sich keiner selbst, nach einem Casting wurde festgelegt, wer die Rolle eines Mitinsassen übernimmt. Die wohl schwierigste Aufgabe wartete gleich zu Beginn auf die jungen Schauspieler: Nach dem sie von der Anstaltsleitung für das Projekt ausgewählt worden waren, mussten sie ihre Geschichte aufschreiben und vor den Anderen vorlesen.

"Die erste Auseinandersetzung mit der eigenen Tat", verweist Medienpädagoge Christoph Ternes auf das Ziel, durch dieses Filmprojekt soziale Kompetenzen zu vermitteln. Gemeinsam mit seiner Kollegin Steffi Tohn hat er unter der Gesamtleitung von Dr. Reinhard Nolle von der Technischen Universität Kassel die Jugendlichen acht Tage lang durch die Dreharbeiten begleitet und ihnen offenbar viel Freude bereitet. „Ich konnte eine Woche aus der Zelle raus und etwas produktives machen“, lautete das Fazit eines Teilnehmers, die allesamt natürlich nicht ohne Grund hinter Gittern sitzen. Drogen, Körperverletzung, Diebstahl – die Palette der Straftaten, die diese Menschen bereits in jungen Jahren begangenen haben, ist breit.

Als alle ihre Geschichten aufgeschrieben hatten, wurde daraus ein Drehbuch gemacht, der Film während der Woche aber auch noch ständig weiterentwickelt und verändert. „Rücksichtsnahme“ lautete das Thema, auch im Gefängnisalltag sehr wichtig. „Ich war erst skeptisch“, gab Anstaltsleiter Fred Sonne nach der Premiere zu, „der Knast muss weiter laufen“, habe er zu Beginn zudem klare Regeln aufgestellt. Zum Schluss gab es aber auch von ihm ein „großes Kompliment“ und das nicht nur, weil auch er eine Nebenrolle in dem Film übernommen hatte.

Sechs Schauspieler und eine Schauspielerin hat dieser Medienwerkstatt zumindest für eine kurze Zeit zum Vorschein gebracht. Ob sie alle den Spaß, den sie unübersehbar bei der Filmproduktion hatten, auch außerhalb der Gefängnismauern für ein vernünftigeres und vor allem straffreies Leben nutzen werden, lässt sich nicht vorhersehen. Doch es gibt Aussagen, die Hoffnung machen. „Ich habe acht Tage lang eine Familie gehabt“, drückt solche Sätze aber auch aus, dass manch einer auch nach der Entlassung aus dem Gefängnis Unterstützung braucht und sich diese auch wünscht.


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