Hat Gelnhausen die steilste Straße Deutschlands?

Gelnhausen
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Reifen quietschen, es riecht nach Kupplung. Anfahren am Berg will gelernt sein. Im Franziskanerweg in Gelnhausen können Autofahrer in dieser Hinsicht ihr Meisterstück abliefern, denn es könnte sich bei dieser Straße um die steilste in ganz Deutschland handeln. Den Titel beansprucht derzeit noch die 340-Seelen-Gemeinde Deesbach in Thüringen für ihre Oberweißbacher Straße mit einer Steigung von 25,3 Prozent für sich.



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„Wir sind steiler. Das können wir mit unserem Franziskanerweg toppen. Hier haben wir eine mittlere Steigung von 27 Prozent, an den steilsten Stellen über 32 Prozent“, vermeldet Gelnhausens Bürgermeister Thorsten Stolz. Die Gretchenfrage in Sachen steilste Straße Deutschlands stellte die Gelnhäuser Facebookgruppe „Du weißt, dass Du aus Gelnhausen bist, wenn Du früher…“ nach einem Bericht über Deesbach in einer Thüringer Tageszeitung. Hit Radio FFH ging der Sache gemeinsam mit dem Bürgermeister und dem Gelnhäuser Bauamt auf den Grund.

„Radfahrer absteigen“ warnt ein Verkehrsschild an der Kreuzung zum Franziskanerweg vor einem Gefälle von 27 Prozent. Beim Erklimmen der Straße hat Olaf Brinkmann, Leiter des FFH Studios Osthessen, der mit Praktikantin Sophia Junginger in die Barbarossastadt gekommen ist, ein mulmiges Gefühl. „Ist das steil. Ich kriege Höhenangst.“ Bürgermeister Thorsten Stolz hingegen kann der Anstieg nicht erschrecken. Er ist unweit des Franziskanerwegs aufgewachsen, weiß von abenteuerlichen Rodelfahrten über die steilen Straßen im „Ordensviertel“ zu berichten. So wird es auch ein Radiointerview mit einem tollen Ausblick auf Gelnhausen. Bürgermeister Stolz kann mit Fakten zur Straße dienen, die rund 125 Meter lang ist und 1974/1975 fertiggestellt wurde. Eigentlich sei geplant gewesen, sie – wie alle anderen Straßen auch – zu asphaltieren, aber das sei leider nicht möglich gewesen, weil der Straßenbauer mit dem schweren Gerät nicht die Straße hinaufkam. Deshalb wurde der Franziskanerweg gepflastert. Olaf Brinkmann möchte wissen, ob beim Winterdienst in dieser Straße nur speziell ausgebildete Leute zum Einsatz kommen. Stolz braucht da nicht zu überlegen. Die Männer vom Betriebshof seien durchweg Fachleute und an die örtlichen Widrigkeiten in Gelnhausen gewöhnt.

Dass Gelnhausen Deesbach nun den Rang streitig machen könnte, das habe die dortige ehrenamtliche Bürgermeisterin mit Entsetzen aufgenommen, berichtet Olaf Brinkmann. „Gelnhausen hat natürlich deutlich mehr zu bieten, als die wahrscheinlich steilste Straße Deutschlands. Wir haben schon einige wunderbare Titel, aber wenn jetzt noch ein weiterer dazukommt, ist das natürlich toll.“ Kaum sind die letzten Worte dieses Satzes, die der Bürgermeister in das Mikrophon spricht, zu verstehen, denn ein Paketzulieferer kämpft sich mit seinem Wagen die Straße hoch und legt eindrucksvoll Zeugnis von den Mühen ab, mit denen hier zu kämpfen ist. Die kennt auch Postzusteller Harald Michelmann aus Roth. „Früher bin ich hier noch zu Fuß unterwegs gewesen“, erinnert er sich. Eine echte Herausforderung. Heute fährt er mit dem Postbus vor. Auf eine Kindheit in luftigen Gelnhäuser Höhen blickt Nico Serba, heute 28 Jahre alt, zurück. Sein Elternhaus steht ganz oben im Franziskanerweg und der Maschinenbaustudent genießt noch heute von dort aus den grandiosen Blick übers Tal. Probleme mit der Steigung hatte er nie. Als Kind ist er zur Schule gelaufen und sah das immer als sportliche Herausforderung. Genauso wie das Hochfahren mit dem Fahrrad. Vor dem Runterfahren warnt ein Schild: „Radfahrer absteigen“. Steigungsexperte Nico Serba hat das freilich ignoriert. Passiert ist ihm nie etwas, wogegen er oft beobachtet, wie schwer sich Motorradfahrer tun, die ihre Maschinen nicht richtig zum Hang stellen. Da ist das eine oder andere Bike auch schon mal umgefallen. „Ich bin im Roten Kreuz, ich kann helfen. Wir sind hier oben auf alles vorbereitet.“ Auch einige Anekdoten weiß er zu erzählen. „Einmal ist mir eine Flasche Wasser abgesaust. Sie war in knapp sechs Sekunden unten“, erinnert sich Serba und lacht. Beim Lernen für eine Klausur haben er und Mitstudenten mal ihre Lehrformeln auf den Franziskanerweg angewendet und eine Steigung von 34,5 Prozent errechnet.

Ob der Franziskanerweg nun die steilste Straße Deutschlands ist oder nicht – er bleibt etwas Besonderes in einer ganz besonderen Stadt.

Foto: Bürgermeister Thorsten Stolz gibt Olaf Brinkmann von Radio FFH ein Interview in luftigen Gelnhäuser Höhen.

Foto: Die wahrscheinlich steilste Straße Deutschlands – der Franziskanerweg, im Volksmund „Sprungschanze“ genannt. Bürgermeister Thorsten Stolz mit einem nicht ganz ernst gemeinten Entwurf für ein Hinweisschild und Fachfrau Stefanie Müller von der Abteilung Tiefbau der Stadt Gelnhausen.

Fotos: Stadt Gelnhausen


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