Seitenwechsel nach Verlängerung: Michael Schwaab geht in Ruhestand

Gelnhausen
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Fast genau 18250 Tage nach dem Beginn seiner Ausbildung steht Michael Schwaab in der Gelnhäuser Stadthalle und nimmt aus den Händen von Bürgermeister Daniel Christian Glöckner die Urkunde für sein 50-jähriges Dienstjubiläum und gleichzeitig die besten Wünsche für den Ruhestand entgegen.



Nun ist es vorbei, das Arbeitsleben in der Verwaltung, an deren Entwicklung und Führung er maßgeblich beteiligt war. Die Kuhgasse ist nur noch eine steile Längsachse in Gelnhausen und nicht mehr täglicher Arbeitsweg. Sentimental wird Michael Schwaab deshalb aber nicht. Er hatte immer Spaß an der Arbeit, hätte eigentlich schon mit 63 in Pension gehen können, verlängerte aber um 36 Monate. „Jetzt ist es Zeit, zu gehen.“ Und mit dem ihm eigenen Humor zieht er Bilanz eines langen Arbeitslebens bei der Stadt Gelnhausen: „Wenn man die Tiefen ausblendet, waren es nur Höhen.“

Herzlich ist der Abschied von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Rathaus. Viele persönliche Geschenke darf der scheidende Hauptamtsleiter anschließend ins Auto laden. Darunter ein Gemälde des Rathauses und ein überdimensionaler, selbst gebastelter Rollator mit Krückstock - die humorvolle Umsetzung einer jahrelangen „Androhung“. Am Abend vor seinem letzten Arbeitstag, dem 31. August 2018,  überreicht ihm  Bürgermeister Daniel Christian Glöckner die Urkunde zum 50-jährigen Dienstjubiläum. Nach einem halben Jahrhundert ist Magistratsdirektor Michael Schwaab (66) eine Institution im Rathaus. Er hat die Verwaltung maßgeblich mitgestaltet und mitgeprägt – drei Jahrzehnte davon als Hauptamtsleiter.

Seine Ausbildung beginnt am 1. September 1968 – in einem leider teilweise baufälligen Rathaus. Schon 1969 wird der Verwaltungssitz komplett entkernt, die Mitarbeiter ausgelagert. „Das war vor dem Zusammenschluss, da hatte Gelnhausen etwa 8000 Einwohner und die Verwaltung vielleicht 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, erinnert sich Schwaab. Nach der verkürzten Ausbildung zum Verwaltungsangestellten peilt der Gelnhäuser den gehobenen Verwaltungsdienst an, besucht das Verwaltungsseminar in Frankfurt, das er erfolgreich mit der Prüfung zum gehobenen Verwaltungsdienst abschließt. „Ich wollte meine Stadt stärker mitgestalten.“ Es folgt die Gebietsreform, Gelnhausen wächst. 1973 ist Michael Schwaab Inspektor und Gelnhausen hat 20 000 Einwohner plus 5000 US-amerikanische Soldaten. „Wenn die Zahltag hatten, da war Stimmung in Gelnhausen“, bemerkt Schwaab am Rande. 1975 übernimmt er die Leitung der Personalabteilung, 1988 wird er Hauptamtsleiter. Das Aufgabengebiet wächst stetig. Hallenbad, Stadtentwicklungsgesellschaft (SEG), Hallen- und Veranstaltungsgesellschaft (HVG), wirtschaftliche Betriebe. Gemeinsam mit Bauamtsleiter Günther Kauder, der ebenfalls noch 2018 in den Ruhestand geht, übernimmt er die Geschäftsführung der SEG, der HVG und der Wirtschaftlichen Betriebe.

Dass er sich für die Stadt Gelnhausen als Arbeitgeber entschieden hat, „habe ich nie bereut.“ Zumal er dadurch in Kontakt mit einem ganz besonderen Menschen kommt: Seine erste eigene Wohnung ist eine Personalwohnung der Stadt Gelnhausen im Kindergarten in Roth. Und dort ist zu diesem Zeitpunkt eine gewisse Monika Pfeifer Kindergärtnerin. Die beiden verlieben sich ineinander und heiraten 1978. Sie wohnen zunächst in Roth, später in Hailer und erwerben 1987 eines der größten Fachwerkhäuser in Gelnhausen. Ins neue Familiendomizil ziehen natürlich auch die beiden Kinder Katrin und Philipp mit ein. Philipp entwickelt schon früh großes Talent für den Handballsport. Und so wird Michael Schwaab vom Fan zum Abteilungsleiter Handball des Gelnhäuser Turnvereins. Zwölf Jahre übt er das Amt aus – ohne je selbst Handball gespielt zu haben. Seine Begabung liegt im Tennis. 15 Jahre lang frönt er dem „Weißen Sport“ in Meerholz und mit Frau und Kindern geht es regelmäßig zum Skifahren. Heute steht das Nordic Walking bei Schwaabs hoch im Kurs.

Bei der Feier zum Dienstjubiläum bedankt sich Bürgermeister Daniel Christian Glöckner vor den geladenen Gästen – unter ihnen der Magistrat, Vertreter der Feuerwehren, Weggefährten wie Siegfried Rückriegel von den Stadtwerken und Petra Schmidt vom Stadtmarketing- und Gewerbeverein, enge Freunde und Familie – für die gute Zusammenarbeit. Glöckner ist der fünfte Bürgermeister, mit dem Michael Schwaab nach Hans-Georg Kloz, Hans-Detlef von Uckro, Jürgen Michaelis, und Thorsten Stolz, der heute Landrat ist, zusammenarbeitet. Michaelis und Stolz sind auch unter den Gästen des Abends. Ebenso wie „Die glorreichen Sieben“, ein Zusammenschluss von sieben Hauptamtsleitern aus dem Kreis, die sich regelmäßig treffen und austauschen. Udo Vitt, Hauptamtsleiter in Rodenbach, spricht für seine Kollegen von der „Selbsthilfegruppe“. „Wir haben von Deinem großen Erfahrungsschatz profitiert und Dein strategisches Denken, Deine Bodenständigkeit und Gelassenheit sehr schätzen gelernt. Wir danken Dir dafür, dass Du bist wie Du bist und für Deine Unterstützung.“ Worte des Dankes und der Verbundenheit spricht auch Maryline Lenhart, Vorsitzende des Verschwisterungskomitees Gelnhausen-Clamecy, für das sich Michael Schwaab in seiner Amtszeit engagiert.

Der Geehrte ist kein Freund großer Reden und entsprechend kurz und prägnant fallen seine Dankesworte aus. Hoffnung auf einen ausführlichen schriftlichen Rückblick auf sein Leben macht er den Anwesenden allerdings auch nicht. „Ich schreibe meine Memoiren unter dem Titel ‚Das abenteuerliche Leben eines Kommunalbeamten‘. Über die erste Seite werde ich aber nicht hinauskommen…“ Abschließend verrät er sein Motto für den nächsten Lebensabschnitt, getreu einem frei überlieferten bretonischen Sprichwort: „Bleib lebendig, so lange Du lebst!“

Foto: Die neuen „glorreichen Sieben“ und ihr scheidender Kollege (von links): Die Hauptamtsleiter Udo Vitt (Rodenbach), Thomas Müller (Großkrotzenburg), Sandra Schutt (Hammersbach), Michael Schwaab, Sigrid Pollmanns (Linsengericht), Corinna Wagner (Nidderau), Stefan Bechtold (neuer Leiter Zentrale Dienste Stadt Gelnhausen) und Diana Schöpf (Freigericht).


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