Glöckner: Das sind seine Pläne für Gelnhausen

Gelnhausen
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Dieses Amt war sein großer Traum: Daniel Glöckner (FDP) wollte schon immer Bürgermeister in seiner Heimatstadt werden. Seit über einem Jahr sitzt der 41-Jährige nun auf dem Chefsessel im Gelnhäuser Rathaus und musste dabei aber auch lernen, dass er auf einigen Widerstand trifft. Trotzdem will er an seinen Plänen festhalten und die Barbarossastadt in eine rosige Zukunft lenken.

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Herr Glöckner, Sie sind jetzt etwas mehr als ein Jahr Bürgermeister, haben Sie sich den Job so vorgestellt?
Daniel Glöckner: „Ja, in der Tat. Er ist der abwechslungsreichste Beruf, den man sich vorstellen kann; der Bürgermeister Gelnhausens, einer Stadt mit etwas mehr als 23.000 Einwohnern, ist verantwortlich für vieles: von den Kitas, über die Feuerwehr, den Wald, Freizeiteinrichtungen und Hallen, bis hin zum Friedhof, den Stadtbus, die Seniorenangebote den Haushalt; vor allem für alle Lebenslagen der Menschen. Das Einzige, für das der Bürgermeister in Gelnhausen nicht verantwortlich ist, sind die Schulen und das Krankenhaus. Aber die Zusammenarbeit mit diesen ist auch sehr gut!“

Ihr Motto im Wahlkampf lautete: „Ich werde nicht alles anders machen, aber ich möchte vieles besser machen.“ Was haben Sie bisher besser gemacht?
Glöckner: „Wenn man etwas anpackt, kann man sich natürlich auch schnell die Finger verbrennen. Ich bin im ersten Jahr noch mit vielen Dingen aus der Vergangenheit konfrontiert worden. Diese müssen erst einmal geklärt sein. Einiges habe ich schon begonnen, wie zum Beispiel eine Zusammenarbeit mit den Beruflichen Schulen zum Thema ‘Leben am Fluss’. Ergebnisse werden Ende März/Anfang April gezeigt. In Gelnhausen stehen viele Themen auf der Agenda. Da muss nun eins nach dem anderen abgearbeitet werden, um dann auch die Luft für die Projekte der Zukunft zu haben.“

Das Thema „JOH“ überlagert weiterhin alles, haben Sie es schon bereut, dass Sie die Outlet-Idee von Ihrem Vorgänger übernommen und nicht gleich nach Amtsantritt ein Neuanfang bei diesem Projekt gestartet haben?
Glöckner: „Ich habe es nicht bereut - ich hätte vielleicht an einem Zeitpunkt im März die Bremse ziehen sollen, aber das merkt man erst immer im Nachhinein. An dieser Stelle muss ich erwähnen, dass es einen Beschluss der Stadtverordnetenversammlung gegeben hat, an den ich auch gebunden war. Diese Bindung war dann nicht mehr gegeben, als der Kaufpreis für das JOH-Areal nicht gezahlt wurde.“

Sie haben gesagt, dass fünf Jahre „versemmelt“ wurden. Wer trägt dafür die politische Verantwortung?
Glöckner: „All jene, die in den vergangenen Jahren aufs falsche Pferd gesetzt haben. Heute jemandem die Schuld zu geben, wäre nicht fair. Man - die Stadtverordneten und der Magistrat - hätte sich vorab noch viel besser mit der Causa L. beschäftigten und weniger politisch, sondern stadtentwicklungstechnisch damit auseinandersetzen müssen. Seit dem die JOH-Immobilie in aller Munde ist, melden sich wöchentlich Investoren. Hätte man vor fünf Jahren das gemacht, was nun mit der Ausschreibung des Areals neu ansteht, wären wir schon viele Schritte weiter. Die aktuelle Publicity über den Standort ist gut und bringt Aufmerksamkeit für unsere Stadt und die Investoren erkennen die Vorteile Gelnhausens. Wir sind keine zusammengeschusterte Retortenstadt, kein Konglomerat von Hochhaus- und Wohnsiedlungen. Das merken die Investoren.“

Sind denn aktuell alle Besitzverhältnisse geklärt, also ist das gesamte JOH-Areal in städtischer Hand und somit eine komplette Gestaltungsfreiheit gegeben?
Glöckner: „Die Besitzverhältnisse sind geklärt. Nur das Ditzel-Haus ist nicht in barbarossastädtischem Besitz. Das Areal der Südstadt ist ein Sanierungsgebiet. Alle Veränderungen laufen grundsätzlich über den Tisch des Magistrats. Im Rahmen der Ausschreibung wird dargelegt, was dort alles entstehen kann.“

Denken wir fünf Jahre voraus: Welche Nutzung wünschen Sie sich dann für dieses Gelände direkt an der Kinzig?
Glöckner: „Ich stelle mir an der Stelle einen ‘dritten’ Marktplatz neben Obermarkt und Untermarkt vor. Eine gemischte Nutzung aus Einkaufsstätten, in denen auch Outletware angeboten werden kann, um als Anker zusätzliche Frequenz zu bringen, und Wohnen in den oberen Etagen, gastronomische Einrichtungen genauso zu finden sind wie eine neue Stadtbücherei und ein Medienzentrum für die Beruflichen Schulen. Und: ein modernes Rathaus. Unser aktuelles Rathaus stammt im Inneren aus dem Jahr 1970, ist nicht barrierefrei, verfügt über beengte Arbeitsplätze und hat wenige Parkplätze. Das jetzige Rathaus am Obermarkt könnte nach einem Umzug in den Unterstadtbereich zu einer dauerhaften Markthalle und einem Veranstaltungssaal umgenutzt werden. Auch den Rathauskeller könnten wir dann einer neuen Bestimmung widmen. Das Bürgerschul-Gebäude auf der Nordseite des Obermarktes könnten wir dann auch einer anderen Nutzung zuführen.“

Zum Jahresende schlossen wieder Geschäfte in der Gelnhäuser Altstadt, Ober- und Untermarkt werden weiterhin hauptsächlich als Parkplatz genutzt - wäre da nicht ein Umdenken notwendig?
Glöckner: „In der Tat. Unsere Altstadt lebt durch die Menschen und diese Menschen haben einen Bedarf an Parkplätzen. Wir kommen nicht umher, Parkplätze zu schaffen. Das fängt an mit einem Parkhaus auf dem Parkplatz Berliner Straße und geht hin bis zum Kauf des Parkhauses Stadtmitte/Gäulsgetränk. Ehe wir die Parkplätze aus unserer Altstadt verbannen, müssen wir adäquaten Parkraum schaffen. Wir können auch nicht mehr zu lange warten. Derzeit entwickelt sich in der Altstadt ein hervorragendes kulinarisches Angebot, das sich von den anderen Angeboten zwischen Frankfurt und Fulda abhebt. Die Schließungen von Geschäften sind nicht immer mit der Konjunktur oder dem Internetverkauf zu begründen - hierzu gibt es mannigfaltige Gründe.“

Für das Frühjahr haben Sie ein neues Stadtmarketing-Konzept angekündigt, was werden die Schwerpunkte sein?
Glöckner: „Der Arbeitstitel steht noch nicht fest. Aber was schon fest steht, ist Folgendes: Weniger ist mehr und Klasse statt Masse. Unsere gesamte Stadt hat Charme, eine besondere Lage und das muss sich im Konzept ‘Gelnhausen 2030’ widerspiegeln. Für Investoren muss Gelnhausen noch attraktiver werden. Da ist es umso wichtiger, dass sich alle politisch Verantwortlichen am Riemen reißen müssen. Für Investoren - egal, ob aus Gelnhausen oder aus der Ferne - muss die Stadt mit einer Zunge sprechen. Fernab aller politischer Farben. Das geben mir die Menschen in allen Gesprächen mit auf den Weg.“

Glauben Sie weiterhin an die „Renaissance der Innenstadt“, wie Sie es schon mehrfach formuliert haben?
Glöckner: „Ja, das zeigt sich allein an der Nachfrage nach der JOH-Immobilie und an der Nachfrage nach Wohnraum in der Stadt. Ich möchte an dieser Stelle aber auch eines sagen: Gelnhausen ist nicht nur die Altstadt, sondern auch die Stadtteile. Auch hier ziehen immer mehr Menschen hin. Gelnhausens Stadtteile haben alle einen Bahnanschluss, außer Roth - dessen Bahnhof heißt leider Lieblos, gehört aber zu unserer Gemarkung. Alle Stadtteile sind an den Stadtbus angeschlossen und somit bildet die Gesamtstadt ein vitales Zentrum im Main-Kinzig-Kreis. Der Zuzug an Menschen zeigt genau das auf: Wo es eine intakte Infrastruktur gibt, ziehen die Menschen hin. Und wenn das dann auch noch mit einem schön anzusehenden Stadtbild und einer Landschaft verbunden ist, die einem für die Freizeit viel gibt, dann sind wir in Gelnhausen angekommen!“

Blicken wir noch auf 2019 voraus: Welche Projekte stehen für Sie abseits der JOH-Problematik in diesem Jahr im Vordergrund?
Glöckner: „Gelnhausen als Kreishauptstadt ist nicht nur der Eingang zum Kinzigtal mit Spessart und Vogelsberg, sondern auch das östliche Tor zum Rhein-Main-Gebiet. Genau diese Karte müssen wir spielen. Wir müssen nun Gelnhausen von einer großen Kleinstadt in eine Mittelstadt ‘anheben’. Hierfür brauchen wir in allen politischen Gremien eine Geschlossenheit. Wir müssen uns nämlich klarmachen, dass ein ‘Weiter-So’ nicht funktioniert. Die Aufgaben, die auf unsere Stadt zukommen, verlangen nach mehr: mehr Steuereinnahmen, mehr Freiraum für uns Menschen und deren Bedarfe. Das muss nicht über Steuererhöhungen gehen, sondern dadurch, dass wir auch mehr steuerzahlende Unternehmen ansiedeln. Das wiederum geht nur mit einem Stadtentwicklungsplan, der uns aufzeigt, wo unsere Stadt noch wachsen kann. Hierzu werde ich in den nächsten Monaten mit den Fraktionsvorsitzenden beraten und ihnen meine Vorschläge unterbreiten. Darüber hinaus haben wir noch enormen Nachholbedarf an Kita-Plätzen, für deren Realisierung wir noch einige kreative Ideen haben.“


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