„Demokratie zunehmend ausgehöhlt“

Gelnhausen
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In der Aula des Grimmelshausen-Gymnasium waren am Aschermittwoch über 120 Menschen zusammengekommen, um sich gemeinsam Gedanken über den Zustand unserer Demokratie zu machen, angeregt durch einen Vortrag von Professor Mausfeld, emeritierter Professor für Psychologie an der Universität Kiel.



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Zunächst begrüßte das Vorsitzenden-Team der GEW (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft) Gelnhausen, Heike Rickert-Fischer, Mario Wagner und Herbert Graf, die Anwesenden. In der Begrüßungsrede nahm Herbert Graf Bezug auf die schrecklichen Ereignisse von Hanau und forderte zu einer Schweigeminute für die Opfer und deren Angehörige und Freunde auf. Anschließend begann Professor Mausfeld seinen Vortrag, der tief in Struktur und Geschichte der Demokratie eintauchte und interessante und überraschende Erkenntnisse aus der Psychologie und der Antropologie bot. Er verwies hier vor allem auf die Erkenntnis, dass Menschen von Natur aus, den gesellschaftlichen status quo als gut, gerecht, legitim ansähen und diesen allen Alternativen vorzögen.

Der Vortragende konstatierte, Demokratie sollte Schutz gegen Gewaltherrschaft bieten. Sie sei aber heute ausgehöhlt, deshalb kehre die Gewaltherrschaft zurück, national und global. Mächtige hätten nie ein Interesse an Demokratie gehabt, weil sie ihre Macht einschränkt. „Das Phänomen ist, dass das Volk weiß, wo die Missstände liegen, aber keine Schlussfolgerungen daraus zieht. Es werden mit großer Mehrheit die Parteien gewählt, die für die derzeitigen Zustände verantwortlich sind. Das Wissen wird also nicht in politisches Handeln umgesetzt“, meinte Professor Mausfeld.

Im zweiten Teil seines Vortrages begab sich der Referent auf die Suche nach den Gründen für die politische Apathie der Bevölkerung. Einen Grund machte er darin aus, dass Mächtige mehr über uns wissen als wir selbst. Dabei sei Macht unsichtbar geworden; Menschen wollen aber konkrete Ziele zur Adressierung haben und dies machten sich die Herrschenden zunutze: es würden „Ablenkziele“ formuliert, z.B. bei der Bankenkrise die „Gier der Banker“. „Es läuft eine massive Manipulation der Bevölkerung über die Massenmedien, die dazu führt, dass die oben erwähnte Status-Quo-Neigung bestärkt wird“, führte Professor Mausfeld aus. „Wir lieben unsere Knechtschaft.“

In der anschließenden intensiven und vielfältigen Diskussion wurde eine Reihe von Fragen angesprochen. Auf die Frage danach, warum wir die Manipulation nicht bemerken, meinte Mausfeld, die Indoktrination sei in die Strukturen eingearbeitet worden. Wer nicht das „richtige“ Denken zeige, werde durch die Auslesemechanismen „aussortiert“. „Karrierefilter“ sorgten dafür, dass z.B. nur diejenigen Journalisten in wichtige Positionen gelangen, die systemkonform berichten.

Eine wichtige Frage, die viele im Publikum beschäftigte, war die nach Veränderungsperspektiven, aber da konnte Professor Mausfeld nur wenig Hoffnung machen. Sobald z.B. kritische NGOs entstehen, werde versucht sie zu unterwandern. Der Referent plädierte Nüchternheit in der Analyse und gegen jeglichen „Sedierungsoptimismus“: Es müsse eine Evaluation der letzten 30 Jahre erfolgen, in denen jegliche Strategien gegen den Siegeszug des Neoliberalismus gescheitert seien. Das Einzige, was er als Handlungsoption benennen könne, sei es, sich zu solidarisieren, in Gemeinschaft an Veränderung zu arbeiten. Man könne aber nicht voraussagen, wohin das führt. Es gelte, Fragmentierung aufzuheben, soziale Strukturen aufzubauen. Nach fast drei Stunden intensiver Denk- und Diskussionsarbeit ging man auseinander, mit viel Stoff zum Nachdenken und zur Weiterdiskussion.


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