Gelnhausen: Stadthallen-Neubau an anderem Standort prüfen

Gelnhausen
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„Wir müssen zügig wissen, was die notwendige Instandsetzung der Stadthalle Gelnhausen kostet. Um das zu prüfen, sollte umgehend ein Architekturbüro beauftragt werden. Sollte eine Sanierung so teuer sein, dass ein Neubau Sinn macht, muss die Stadt einen Stadthallen-Neubau an einem anderen Standort prüfen.“ Diese Forderungen erhebt SPD-Fraktionsvorsitzender Ewald Desch nach einer Begehung der Stadthalle durch Stadtverordnete und Ortsbeiratsmitglieder vor wenigen Tagen. 

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Das Ergebnis dieses Rundgangs mit einem von der Stadt beauftragten Ingenieurbüro sei alarmierend gewesen, wie der stellvertretende Fraktionschef Walter Nix berichtet. Dabei falle besonders ins Gewicht, dass die heutige Stadthalle quasi um die alte Halle des TV Gelnhausen (TVG) herum gebaut worden sei. Walter Nix: „Die seinerzeit umgebaute Stadthalle hätte auf Grund der gravierenden baulichen Mängel nie in Betrieb gehen dürfen. Auch hätte die alte TVG-Halle, die bereits baufachliche Mängel aufwies, niemals umgebaut werden dürfen. Wir können heute dankbar sein, dass in 35 Jahren nie Menschen zu Schaden gekommen sind.“

Aktuell sind die Kosten für eine Sanierung der Stadthalle in keiner Weise fassbar, bilanzieren die Gelnhäuser Sozialdemokraten nach dem Rundgang, an dem auch Bürgermeister Daniel Glöckner teilnahm. Walter Nix: „Im schlimmsten Fall muss das komplette Dach mit Lüftung abgebaut werden. Dann bleibt ein schlechter Rohbau stehen.“ Aktuell sei die im Jahr 1983 eingebaute Unterdecke fast komplett ausgebaut worden. Darüber befinde sich eine alte Unterdecke aus Gipskartonplatten mit Aerolith und einer aufgelegten Dämmung. Diese alte Decke sei im Bereich der Empore teilweise entfernt worden. Das gewähre Einblicke in das alte Stahlfachwerk. „Durch eine nicht vorhandene Dampfsperre konnte Feuchtigkeit in den Dachraum gelangen, die durch Kondensation Befestigungsschrauben angegriffen hat“, schildert Walter Nix. Diese Schrauben seien zudem unerlaubter Weise in M8 ausgeführt. „Über die Qualität der Statik des Metallfachwerkes kann ohne weitere Untersuchung keine Aussage getroffen werden“, berichtet der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende weiter.

Zudem habe der Rundgang weitere besorgniserregende Mängel aufgezeigt: So sei der Abstand von Deckenträgern entgegen der Vorschrift viel zu groß. Bislang ausgebaute Holzpanelle entsprächen in ihrer Bauart nicht den Brandschutzvorschriften. „Zudem waren sie mit Spalten von bis zu zwei Zentimetern befestigt. Damit hatte die neue Unterdecke nie die geforderte brandschützende Wirkung“, so Walter Nix. Im Keller der Stadthalle sehe man heute die in den 60er Jahren eingesetzten Decksteine. Sie seien teilweise mit einem Spalt von 10 Millimetern zum nächsten Stein verlegt. Diese lägen auf Stahlbetonträgern mit einer Überdeckung der Armierung von nur 10 bis 15 Millimetern. „Da dies keine sichere Decke im Sinne des Brandschutzes ist, wurde durch das Kreisbauamt 1983 festgelegt, dass die Decke aus Brandschutzvorschriften von unten mit einem Putz von 15 Millimetern vollflächig überzogen werden muss. Weshalb das nie ausgeführt und im Rahmen der Bauabnahme nie kontrolliert wurde, konnte beim Rundgang nicht beantwortet werden“, berichtet Walter Nix. Auch die Brandschutzklappen seien vom Ingenieurbüro angesprochen worden. Hier falle das Fazit eindeutig aus: „Eine frühere Überprüfung - falls sie wirklich nicht stattgefunden haben sollte - hätte keinen Einfluss auf die jetzt anfallenden Baukosten gehabt. In Summe sind die Kosten für die Sanierung der Brandschutzklappen eine vernachlässigbare finanzielle Komponente in der Gesamtkostenbetrachtung.“

Auf Grundlage dieser erschreckenden Erkenntnisse fordern die Sozialdemokraten deshalb eine zügige Überprüfung und Kostenanalyse der Gesamtgemengelage durch ein qualifiziertes Architekturbüro mit entsprechender Expertise. „Wir müssen wissen, was eine Sanierung kostet. Fällt sie so teuer aus, dass ein Neubau an einem anderen Standort Sinn macht, muss diese Option ernsthaft geprüft werden“, bringt es Ewald Desch auf den Punkt. Am Standort der heutigen Stadthalle könnte dann innerstädtischer Wohnraum geschaffen werden, schlägt die SPD für diesen Fall vor. Abschließend betont Ewald Desch: „Wir müssen im Interesse der Bürgerinnen und Bürger, der Vereine und Institutionen jetzt endlich aktiv werden und die notwendigen Schritte einleiten. Eine Stadthalle zählt zu den maßgeblichen Infrastruktureinrichtungen, die wir Sozialdemokraten als unverzichtbar ansehen“.


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