Stadtarchiv Gelnhausen sammelt Zeugnisse der Pandemie

Gelnhausen
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Als eines von bisher fünf Archiven in Deutschland bietet das Stadtarchiv Gelnhausen allen Gelnhäuser*innen die Möglichkeit, ihre Erlebnisse mit der Pandemie auf einer Plattform des Projekts coronarchiv einzustellen.



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Diese Zeitzeugnisse werden Teil des städtischen Archivs und damit Teil der Stadtgeschichte - öffentlich zugänglich und sichtbar. Bürgermeister Daniel Christian Glöckner (FDP) und Projektleiterin und Archivarin Anette Vinnen stellten die neue Plattform jetzt in einem Pressegespräch vor.

Nie zuvor gab es die Möglichkeit, ein globales pandemisches Geschehen mit weitreichenden Auswirkungen bis auf die lokale Ebene hinein digital zu erfassen und zu verfolgen. Historiker*innen der Universitäten Hamburg, Bochum und Gießen hatten das Projekt coronarchiv initiiert. Das Ziel: Innerhalb kurzer Zeit hat sich durch die Pandemie das Leben vieler Menschen grundlegend verändert, viele Ereignisse geschahen gleichzeitig, viele mussten sich ganz neu orientieren. Das digitale Archiv möchte diese Ereignisse aus Sicht der Menschen erfassen, die unmittelbar davon betroffen sind. Die digitale Technik bietet erstmals eine sehr schnelle und sehr einfache Möglichkeit dafür. Die Projektleiterin und Gelnhäuser Stadtarchivarin Anette Vinnen war von Beginn an von der Initiative begeistert und lädt nun ihrerseits die Gelnhäuser*innen dazu ein, ihre Erlebnisse beizutragen. Wie werden wir hier in der Stadt über die Corona-Pandemie sprechen und denken? Wie erschließt sich diese Krise den nachfolgenden Generationen? „Die historischen Fakultäten haben sofort erkannt, wie wichtig es ist, von Beginn an Daten zu sammeln“, so Anette Vinnen. Sie sei persönlich sehr glücklich darüber, dass Gelnhausen als fünfte Stadt eine Unterseite des bundesweiten coronarchivs bekommen habe. Aus der Region seien noch Hanau und Darmstadt dabei, informierte Vinnen. Als Subseite des bundesweiten Projektes sei für Gelnhausen auch Rechtssicherheit im Bereich des Datenschutzes und der Publikation der Inhalte gewährleistet. Wenn Nutzer einen Beitrag hochladen, wird dieser zunächst von Moderatoren auf mögliche rassistische, sexistische, radikale, volksverhetzende, diskriminierende Inhalte hin überprüft. Wer Bilder, Blogbeiträge, Audiodateien oder Videos hoch lädt, muss also mindestens drei Werktage auf die Veröffentlichung warten, bei einer starken Resonanz auf die Seite auch etwas länger.

Erste Beiträge sind bereits online zu sehen, denn seit Ende April hat die Archivarin fortlaufend die Veränderungen in der Stadt fotografiert. Im Stadtarchiv wächst zeitgleich eine Sammlung von Corona-Objekten und Dokumenten. Zum Pressegespräch hatte Anette Vinnen unter anderem Becher mitgebracht, die eine Eisdiele direkt am ersten Öffnungstag nach dem Lockdown verwendete, Herzenspäckchen des Hailerer Kindergartens „Freche Früchtchen“ aus der Osterzeit, eine Einladung zum Online-Gottesdienst und eine Mund-Nasen-Abdeckung, die aus einem Geschirrtuch genäht wurde.

Bürgermeister Daniel Christian Glöckner freute sich: „Es ist uns gelungen, Teil eines bundesweiten, öffentlichen Geschichtsprojektes (public history projekt) zu werden, das unter dem Motto ‚sharing is caring – become a part of history‘  - also sinngemäß: Teilen ist Fürsorge, werde ein Teil der Geschichte – steht. Das Projekt ist ab sofort offiziell auf der Homepage der Stadt Gelnhausen für alle Einwohner*innen sichtbar und zugänglich. In der Geschichtsforschung der Stadt wird damit ein neues, digitales Kapitel aufgeschlagen“, so Glöckner.

Und was geschieht mit all den Beiträgen und Objekten? „Es ist wichtig, dass wir jetzt einfach sammeln und möglichst viele Menschen Bilder hochladen und die Geschichte dahinter erzählen. Natürlich wird irgendwann dann die wissenschaftliche Auswertung beginnen. Aber zurzeit weiß niemand, wie sich die Pandemie entwickelt, wie sie die Gesellschaft weiter prägt, ob und wann sie endet.  Wir wissen nur eins: Was wir jetzt nicht dokumentieren, wird größtenteils verlorengehen. Emotionen verschwimmen, Erinnerungen schwächen sich ab, kreative, individuelle Notbehelfe weichen industriellen Massenprodukten. Vielleicht können wir in ein oder zwei Jahren als ersten Schritt eine Ausstellung präsentieren“, stellt Vinnen in Aussicht.

Unter der Adresse www.gelnhausen.de/coronarchiv ist die Seite ab sofort zu finden. Ein Zugang über www.coronarchiv.de ist auch möglich. Hier können die Gelnhäuser*innen Fotografien, Blogeinträge, Audio- und Videodateien einstellen und mit anderen teilen. Wer persönliche Erinnerungs-Objekte oder Dokumente zur Corona-Pandemie abgeben möchte, kann dies im Gelnhäuser Stadtarchiv nach vorheriger Absprache und Terminvereinbarung mit der Projektleitung.

Kontakt: Anette Vinnen, Stadtschreiberei 3, 63571 Gelnhausen, 06051-830 306, E-Mail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Fotos: Projektleiterin und Archivarin Anette Vinnen stellte die neue Subseite des coronarchivs für Gelnhausen vor. Es darf aber nicht nur digital gesammelt werden, auch Objekte archiviert – wie die Mund-Nasen-Bedeckung, die aus einem Geschirrtuch genäht wurde.


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