Mit Pfeil und Bogen auf die Satzteile

Gelnhausen
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In der Philipp-Reis-Grundschule in Gelnhausen ist auch in den Sommerferien einiges los und ausgelassenes Kinderlachen schallt über den Schulhof.



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Dort findet derzeit erstmals an einer Schule des Schulträgers Main-Kinzig-Kreis der „Deutschsommer“ statt, der aus Mitteln des Hessischen Kultusministeriums finanziert wird. Es handelt sich hierbei um ein besonderes Deutschtraining mit spielerischen Elementen und unterhaltsamen Aktivitäten, das sich an Kinder in der dritten Klasse richtet, für die Deutsch nicht die Muttersprache ist und die vor dem Übergang in die vierte Klasse stehen. Solche besonderen Wochen finden in Hessen noch an neun weiteren Standorten statt, erläuterte der zuständige Schulamtsdirektor Thomas Will im Gespräch mit Landrat Thorsten Stolz (SPD), der die Gruppe mit 30 Kindern besuchte und sich über das Projekt informierte. Erstmals nehmen aus acht Grundschulen Schülerinnen und Schüler am „Deutschsommer“ teil.

„Der Main-Kinzig-Kreis stellt als Schulträger gerne die Schulräumlichkeiten in den Sommerferien zur Verfügung. Wir wollen gerne dazu beitragen, dass Kinder, die durch die Einschränkungen der Corona-Pandemie nicht wie sonst üblich die Schule besuchen und lernen konnten, jetzt einen kräftigen Lernanschub bekommen, um einen guten Wechsel in die vierte Klasse hinzubekommen. Denn Schule ist für Kinder mit Migrationshintergrund ein wichtiger Ort, an dem sie gemeinsam mit anderen Kindern in der Gruppe Deutsch lernen. Das geht dann spielerisch viel einfacher“, erklärte Landrat Stolz. Kooperationspartner für den Deutschsommer in Gelnhausen sind das Staatliche Schulamt für den Main-Kinzig-Kreis und die Volkshochschule der Bildungspartner Main-Kinzig GmbH.

„Ziel des Programms ist es, den Kindern ein intensives sprach- und persönlichkeitsbildendes Deutschtraining anzubieten und zwar auf spielerische Weise. Wir haben uns sehr gefreut, dass wir in dieses Programm des Hessischen Kultusministeriums aufgenommen wurden“,  betont Schulamtsdirektor Will. Thomas Will bedankte sich bei allen Akteuren und insbesondere beim Main-Kinzig-Kreis und der Bildungspartner Main-Kinzig GmbH für die aktive Unterstützung bei der Umsetzung des Deutschsommers. Es ist ein Modellprojekt der Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main. Vor Ort war deshalb auch Oliver Beddies von der Stiftung Polytechnische Gesellschaft, der den Anwesenden die Grundzüge erläuterte, sowie vom Staatlichen Schulamt Anne Stübing, Stephanie Wolf und Schulpsychologin Annette Winderling, von den Bildungspartnern Geschäftsführer Horst Günther, Fachbereichsleiterin Vera Mala, außerdem Carola Mundo, Projektkoordinatorin des Deutschsommers Gelnhausen und Schulleiter Jochen Bühler.

Während die Erwachsenen über das Projekt sprachen, waren die Hauptakteure, nämlich die Kinder, fleißig dabei, sich spielerisch mit den verschiedenen Satzteilen zu beschäftigen: Was sind Subjekte, Objekte und Verben? Wie verwendet man diese und in welcher Reihenfolge? Am Ende der Lerneinheit durften sie mit Pfeil und Bogen auf Schießscheiben zielen, die Satzteile also „abschießen“. So prägt sich das Gehörte besser ein. „Das besondere Konzept des Deutschsommers besteht darin, dass die Kinder gar nicht mitbekommen, dass sie gerade lernen“, erklärte Oliver Beddies. Während des dreiwöchigen Deutschsommers werden die 30 Kinder in zwei Lerngruppen von jeweils einem Tridem bestehend aus  pädagogischen Fachkräften der Bereiche Deutsch als Fremdsprache, Theater sowie Sozialpädagogik betreut, das großartige /beeindruckende Arbeit leistet. Eng verzahnt findet ein Freizeitprogramm mit spielerischen Elementen, Projekten und kleinen Ausflügen in die nähere Umgebung statt. Zum Abschluss des Ferienlernprogramms führen die Kinder ein Theaterstück auf. Das Programm soll auf diese Weise nicht nur die Sprachfähigkeit der Kinder messbar stärken, sondern auch ihr Selbstbewusstsein. Wie Carola Mundo erklärte, sind sowohl die Betreuer und Betreuerinnen, als auch die Kinder mit großem Spaß und Engagement bei der Sache. Insbesondere die Kinder genießen den Deutschsommer und lernen dabei ohne Mühe. So erreichen die allermeisten am Ende beim Sprachtest eine deutlich höhere Punktzahl. „Gerade Kinder in diesem Alter dürfen während der Corona-Pandemie nicht abgehängt werden. Schließlich ist Sprache ein wesentlicher Faktor für den Bildungserfolg und Schlüssel für eine erfolgreiche Integration“, sagte Landrat Thorsten Stolz und lobte die Kooperation zwischen Staatlichem Schulamt und der Bildungspartner Main-Kinzig GmbH. Er bedankte sich auch bei Anne Stübing vom Staatlichen Schulamt, die angeregt hatte, dass der Deutschsommer nach Gelnhausen kommt.

Foto: Die Kinder haben beim „Deutschsommer“ sichtlich Spaß. Landrat Thorsten Stolz (Fünfter von links, hintere Reihe) besuchte das Projekt in der Philipp-Reis-Schule in Gelnhausen. Drittklässler aus insgesamt acht Grundschulen des Main-Kinzig-Kreises nehmen in diesem Jahr erstmals am „Deutschsommer“ teil.


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