Von der Waterkant zu den rundlichen Bergen des Spessarts

Gelnhausen
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Die Wanderwege des Lebens sind oft verschlungen. Davon können die begeisterten Wanderer Helga und Gerhard Nabert aus Gelnhausen ein Wanderlied singen.



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Und ihnen ist anzusehen: sie tun es auch im Alter von Mitte Achtzig noch immer mit reiner Freude. Es gibt kaum eine der zahlreichen vom Spessartbund Gelnhausen ausgeschriebene Wanderung der letzten Jahre, an der sie nicht teilgenommen haben. „Wandern gehört einfach zu unserem Leben und hat uns in schwierigen Lebenssituationen Kraft und Zuversicht gegeben“, betont Helga Nabert mit Glanz in den Augen. „Abschalten vom Alltag, frische Luft um Ohren und Nase, natürliche Bewegung und das gesellige Beisammensein in der Natur haben mir immer ein anhaltendes Wohlgefühl vermittelt“, ergänzt Gerhard Nabert. Die wanderlustigen Eheleute wohnen heute in der Nähe der Familie ihres verstorbenen Sohnes in Gelnhausen und blicken auf ein bewegtes Leben zurück.

Helga Nabert wurde 1936 in Kiel geboren und absolvierte nach der Schule eine kaufmännische Ausbildung. In Walsrode (Lüneburger Heide) erblickte Gerhard Nabert das Licht der Welt, erlernte später den Beruf Industriekaufmann und übernahm schließlich in Frankfurt das Unternehmen “Kartographisches Institut, Verlag und Druckerei” mit rund 30 Beschäftigten. Noch heute sind in den Regalen die vielen Atlanten und Karten aus jener Zeit zu bewundern. Ein Zweig des Unternehmens beschäftigte sich mit der Herstellung von Wanderkarten und Wanderführern. Mit einem gewissen Stolz präsentiert er ein kaligraphisches Werk über das Wesen der Bienen, das er unmittelbar nach der Schule in gotischer Schrift mit Zeichnungen zur Imkerei angefertigt hat. „Wir haben uns 1960 in Offenbach bei einer gemeinsamen Freundin kennen gelernt und 1963 geheiratet“, berichtet Helga Nabert. Aus der Ehe gingen ein Sohn und eine Tochter und mittlerweile fünf Enkelkinder hervor.

Die Digitalisierung der kartographischen Produkte und die damit verbundene elektronische Nutzung zerstörte den beruflichen Lebenstraum von Gerhard Nabert und 1997 das Unternehmen. Von dieser Krise schwer getroffen, „wanderten“ sie 1999 ins steiermärkische Altaussee aus und ließen damit die Turbulenzen des Frankfurter Lebens hinter sich. Mit dem Neustart in Österreich traten sie unverzüglich in den dortigen Alpenverein ein. „Unsere erste gemeinsame Wanderung hatte uns auf den „Kühkpof“, eines der bedeutendsten Feuchtbiotope Deutschlands, geführt, jetzt mussten wir in Altaussee bei den Wanderungen einige Höhenmeter mehr überwinden“, erzählen Beide. Bei ihren heutigen Wanderungen im Spessart haben die Eheleute nun den Mittelweg gefunden. Beide sind überzeugte Naturschützer und meinen übereinstimmend, dass es „außer Computern noch die Natur gibt, aus der sich der Mensch als ein Teil von ihr entwickelt hat“. Ein Schlüsselerlebnis war für die Naberts der Absturz einer Mitwanderin bei einer Hochgebirgswanderung. Sie konnte sich an der Steilwand nur retten, weil sie an einer Latschenkiefer Halt fand. „Wir machen uns Sorgen über die Entwicklung der globalen Umweltprobleme, von denen vor allem unsere Enkelkinder betroffen sein werden. Es muss ein Wandel her, der aber bei jedem Menschen selbst beginnen muss“.

„In Gelnhausen haben wir unsere Spessart-Wanderfreude vor allem Willi Neidhardt, dem Vorsitzenden der Ortsgruppe Gelnhausen des Spessartbundes, zu verdanken, der uns immer vom Wandern vorschwärmte“, sagt Helga Nabert. Diesem Anreiz zu Spessartwanderungen konnten und wollten sie sich nicht entziehen. Eines der schönsten Erlebnisse im Gelnhäuser Spessartbund sei eine vom stellvertretenden Vorsitzenden Hans Scheffka organisierte Drei-Tage-Wanderung im Habichstal mit Übernachtung im Gasthaus „Zur frischen Quelle“ gewesen. Beide freuen sich schon auf die nächste Wanderung, die über den Europäischen Kulturweg Rothenbergen führt und vor allem auf die abschließende Einkehr in geselliger Runde.

Foto: Die Eheleute Nabert im Garten ihres Grundstückes in der „Himmelauer Mühle“ in Gelnhausen.


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