„Kerzegrad obenaus“: Alter Eselsweg in Roth wiederhergestellt

Roth
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Wer den Aufstieg wagt, braucht viel Puste, dafür wird er auf der Strecke mit einem sagenhaften Ausblick übers Kinzigtal belohnt.

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Der Eselsweg, der von der Straße „Im Goldberg“ in Roth bis zum Solarpark im Gelnhäuser Stadtwald führt, ist wieder freigeschnitten und begehbar. Die Röther Jagdgenossenschaft und die Stadt Gelnhausen haben das möglich gemacht.

Der historische Pfad war vollkommen zugewuchert und aus dem Röther Ortsbeirat kam der Wunsch, ihn wiederherzustellen. Die Maßnahme verzögerte sich jedoch, bis die Jagdgenossenschaft den Ball aufnahm und wieder ins Rollen brachte. Die Jagdgenossen spendeten für die Wiederherstellung des Eselsweges 2000 Euro. Der Weg wurde unter Federführung von Reinhold Leihner vom städtischen Bauamt mit Fachfirmen wieder instand gesetzt. Und nicht nur das: Stufen an der sogenannten „Langen Mauer“ erleichtern fortan den Einstieg in den steilen Aufstieg. Bürgermeister Daniel Christian Glöckner freute sich beim Ortstermin über das gelungene Projekt und die gute Zusammenarbeit mit den Röther Jagdgenossen. „Jetzt fehlt nur noch ein Geländer“, bemerkte er, das soll noch folgen. Gemeinsam mit Silvia Farr, Karlheinz Günther und Christian Letmathe vom Vorstand der Jagdgenossenschaft Roth sowie Marion Göttling-Fuchs und Lisa Scheuermann vom Archiv- und Geschichtsverein Roth und Reinhold Leihner stieg der Rathauschef bei der offiziellen Übergabe des Weges den steilen Pfad empor. Ein Stopp bot sich auf einer kleinen Plattform an. „Hier sollten wir noch eine Ruhebank aufstellen, damit alle, die vorbeikommen, rasten und den tollen Ausblick genießen können“, schlug Glöckner vor. Eine Idee, die begeistert aufgenommen wurde. „Das Gelände lässt sich noch entwickeln. Von hier aus hat man einen fantastischen Blick auf den Taunus, die Ausläufer des Vogelsberges und den Spessart“, bemerkte der Bürgermeister. Marion Göttling-Fuchs wies auf die historische Bedeutung des Eselsweges hin. Bereits 1215 bestätigte der Mainzer Erzbischof Siegfried II. dem Kloster Haina unter anderem den Besitz von Weinbergen in Roth. Der Weinberg „Lange Morgen“, was im damaligen Sprachgebrauch mit „Lange Mauern“ gleichzusetzen war, wurde an den Gelnhäuser Bürger Rüdiger von Crainfeld und seine Frau Hedwig verkauft, unter der Bedingung, dass der Weinberg nach ihrem Tod an das Kloster zurückfallen sollte. In einem der Urkundenbücher zur Geschichte der Herren von Hanau und der ehemaligen Provinz Hanau wurde der Eselsweg um 1370 erwähnt.  Der Flurname lautete „An dem Eselnpade“.

Marion Göttling-Fuchs dankte allen, „die geholfen haben, dass es jetzt so aussieht wie es aussieht! Dieser Pfad ist so alt, er darf nicht einfach zuwachsen und verschwinden.“ Der Weg, der „kerzegrad obenaus“ geht, wie Karlheinz Günther es formulierte, werde bereits sehr gut von Wanderern angenommen, bestätigten die Jagdgenossen. „Uns ist es immer eine besondere Freude, Projekte oder Initiativen, die sich in besonderer Weise um unseren Stadtteil Roth kümmern, finanziell zu unterstützen“, so Christian Letmathe, Vorsitzender der Jagdgenossenschaft Roth. „Gerade durch ein intaktes dörfliches Geschehen haben wir immer die Möglichkeit, dort unterstützend einzugreifen, wo gute Ideen oder Initiativen an der Umsetzung zu scheitern drohen, weil die vorhandenen Finanzmittel nicht ausreichen“, so Letmathe.

Foto: Freuen sich über ein gelungenes Projekt (von rechts): Bürgermeister Daniel Christian Glöckner, Marion Göttling-Fuchs, Reinhold Leihner, (dahinter) Lisa Scheuermann, Karlheinz Günther (links) und Christian Letmathe und (oben) Silvia und Werner Farr.


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