St. Vinzenz-Kindergarten und die Barmherzigen Schwestern

Großkrotzenburg
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Der St. Vinzenz-Kindergarten und die Barmherzigen Schwestern - ein unvergessenes Kapitel Großkrotzenburger Ortsgeschichte. Nachfolgend Auszüge aus der Chronik von Pfarrer Hermann Henkel, verfasst im Jahre 1975.



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Am 1. Dezember 1925 wurden die ersten Schwestern begrüßt und herzlich empfangen. Es waren Schwester Leo Schmidt, Schwester Philibert Stock und Schwester Bonita Kaus. Die erste Heimstätte war das Haus von Maria Kremer in der Sackgasse, welches vom Mutterhaus in Fulda erworben wurde. Es hat seine eigene Geschichte als erstes Arzt-Haus von Dr. Tiemeyer, dann als Schwesternhaus uns schließlich als Poststelle der Gemeinde. Schwester Bonita begann ihren Dienst im Kindergarten und Schwester Philibert in der Krankenpflege. Der Umfang der Arbeiten und die Bedürfnisse der Gemeinde ließen bald den Gedanken eines neuen Hauses zur Tat reifen. Das Gelände des Schwesternhauses in der Bahnhofstraße (heute Rathaus) wurde vom Mutterhaus erworben. Die Bauarbeiten begangen 1929.

Am 1. Juni 1930 stand das Haus vollendet da, bereit zur kirchlichen Weihe, geöffnet für Kinder, Frauenjugend, Kranke, Hilfsbedürftige und alte Leute. Als zusätzliche Hilfe, hauptsächlich in der Krankenpflege, entsandte das Mutterhaus in Fulda Schwester Achatia Gärtner. Sie blieb ihrem Dienst  45 Jahre als geachtete und geliebte Persönlichkeit verbunden. Am 7. Oktober 1931 traf Schwester Helene Mann als zweite Erzieherin für den Kindergarten ein. Schon damals begann für diese Dienstleistung an den Kindern eine besondere Ausbildung, die dieser sozialen Einrichtung den Makel der Kinderbewahranstalt nahm. Gerade der Ruf der Eltern nach einem guten Kindergarten zeugt von der Erkenntnis, dass hier dem Entwicklungsgang der Kleinen eine zusätzliche Hilfe angeboten wurde.

Das folgende Jahrzehnt ist gezeichnet durch das Regime des Dritten Reiches, die Kriegsjahre , die Endphase des verlorenen Krieges mit Bombenabwurf, den Einmarsch der Siegermächte , den Waffenstillstand und durch die Vertreibung der Menschen aus dem Osten. So kam es zur Schließung des Kindergartens und zur Einquartierung von Militär. Die Instandsetzung, des durch Fliegerangriffe beschädigten Hauses konnte nur mit großen Schwierigkeiten vorangetrieben werden. Am 6. Januar 1945 wurde das Altenheim St. Elisabeth in Hanau vor der Kinzigbrücke zerstört und die 28 Heimbewohner im hiesigen Schwesternhaus untergebracht. Sie blieben bis 1948. Die amerikanische Besatzung war den Schwestern gut gesinnt und milderte die harten Zustände und Nöte. Für die Wiedereröffnung des Kindergartens wurde Schwester Helene, die seit 1941 in Erfurt tätig war, zurück gerufen. Nur behelfsmäßig konnte sie ihre Arbeit verrichten bis die Räume des Hauses wieder frei wurden Der Kindergarten in der Bahnhofstraße berücksichtigte die Erwartungen des wachsenden Wohlstandes in Anlage, Gestaltung und Einrichtung. Im Januar 1961 konnte er nach der Übergabe und der kirchlichen Weihe bezogen werden.

In den Jahren 1972 bis 1973 wurde das Schwesternhaus mit großer Liebe auf die alten Heim-Bewohner abgestimmt, innen vollkommen neu gestaltet und mit einer würdigen Kapelle im Erdgeschoß versehen , deren Einsegnung am 27. Dezember 1973 erfolgen konnte. Den Schwestern vom Orden der Vinzentinerinnen gilt der Dank für ihre selbstlose Arbeit und Hilfe. Sie haben sich um Großkrotzenburg verdient gemacht. Gott sei der Lohn dafür. In Anerkennung ihrer Verdienste erhielt Schwester Philibert 1965 das Bundesverdienstkreuz und Schwester Achatia wurde 1975 mit dem Ehrenbrief des Landes Hessen ausgezeichnet.

Damit enden die Aufzeichnungen von Pfarrer Hermann Henkel. Der Heimat-und Geschichtsverein wird die pädagogische und soziale Tätigkeit  der Schwestern und Erzieherinnen über mehrere Generationen Großkrotzenburger Bürger im St. Vinzenz-Kindergarten in der Ortschronik und im neu gestalteten ortgeschichtlichen Raum des Museums gebührend anerkennen. 

Foto: Der Konvent von 1997.


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