Schwedenkönig Gustaf Adolph eroberte und verschenkte Großkrotzenburg

Großkrotzenburg
Typographie
  • Smaller Small Medium Big Bigger
  • Default Helvetica Segoe Georgia Times

"Wir, Gustaf Adolph von Gottes Gnaden, der Schweden Gothen, thun hiermit kundt, daß wir dem edlen Obristen Christoph von Houbaldt, die nachfolgenden den Peterstift zuständigen Dörfer BIRGEL, CROTZENBURG, UND OBER ROTENBACH sambt allen Holzungen, Äckern, Wiesen, Jagten und Fischereyen schenken ihm und auch seinen Leibeserben wegen der unterthänigsten treuen Diensten der Cron Schweden".



Mitten im Dreißigjährigen Krieg unterzeichnete König Gustaf II Adolph von Schweden am 6. Februar 1632 in Frankfurt am Main diese Schenkungsurkunde zu Gunsten seines treuen Gefolgsmannes Christof von Houbaldt. Seit einigen Jahren lagert das bedeutende Dokument im Tresor des Großkrotzenburger Museums. Entdeckt wurde das Zeitzeugnis im Archiv der Fürstlich -Isenburg- Büdingschen Bibliotheksverwaltung unter der Urkunde Nr. 1418. Die Transkription und die Veröffentlichung in den Blättern für deutsche Landesgeschichte erfolgte durch Ludwig Klassert, Ehrenmitglied im Heimat- und Geschichtsverein.

Schwedenkönig Gustaf Adolph landete am 6. Juli 1630 auf der Insel Usedom und griff in einen Glaubenskrieg ein, der am 23. Mai 1618 durch den Prager Fenstersturz eingeleitet wurde, und dessen Greueltaten erst 30 Jahre später, am 24. Oktober 1648 im katholischen Münster und im protestantischen Osnabrück beim Westfälischen Frieden ein Ende fanden. Die Kriegswirren um 1630 kamen Gustaf Adolph sehr gelegen. Er unterstützte mit seinen Truppen die protestantischen Reichsstände und stabilisierte gleichzeitig die schwedische Großmacht. Sein zunächst erfolgreicher Feldzug führte ihn auch in die Besitztümer des Mainzer Peterstiftes. Er eroberte die Gemarkungen von Bürgel, Großkrotzenburg und Oberrodenbach.

Trotz finanzieller Hilfe Frankreichs leerten sich seine Kriegskassen, und er musste die Dienste seiner Feldherren durch Landschenkungen begleichen. Die drei Peterstiftschen Dörfer Großkrotzenburg, Bürgel und Oberrodenbach waren damals jedoch wertlos und weitgehend entvölkert. Der Hexenwahn, die Pest, die Plünderungen und die Brandschatzungen der durchziehenden Soldaten forderten zahlreiche Opfer und nur wenige Menschen überlebten durch Flucht oder Verstecken in den nahen Wäldern. Der Oberst Christoph von Houbaldt hatte wahrscheinlich wenig Freude an seinen neuen Besitzungen, aber er schenkte der Großkrotzenburger Kirche einen neuen Messkelch. Was er brauchte war bares Geld, um seine Söldner zu entlohnen.

Der Tod Gustaf Adolphs am 16. November 1632 in der Schlacht bei Lützen kam ihm daher nicht ungelegen. Er verkaufte die einstige Schenkung des Schwedenkönigs für 10.000 Reichstaler an den Grafen von Isenburg und die Gemarkung Großkrotzenburg wechselte erneut den Besitzer. Der Westfälische Friede schuf 1648 eine Rechtsordnung, die für alle Kriegsparteien verbindlich war. Europa wurde neu aufgeteilt und jeder unrechtmäßig erworbene Besitz musste wieder an seinen ursprünglichen Eigentümer zurückgegeben werden. Der Friedenskongress war die größte Zusammenkunft der Diplomaten, die Europa bisher erlebt hatte. Auch die Petersherren in Mainz wollten ihre Interessen wahren. Sie schickte einen Mann, der es als Hexenrichter zu Ansehen, Macht, Einfluss und Reichtum gebracht hatte.

Sein Name lautete " Kurfürstlicher Rat Dr. Nikolaus Georg von Reichersberg". Er war Schultheiß von Aschaffenburg. Seiner geschickten Verhandlungstaktik in Münster verdankten die Petersherren die Entschädigung und die Rückgabe ihrer einstigen Besitzungen. Bis zur Säkularisierung 1803 blieb Großkrotzenburg wieder unter ihrer Verwaltung.


Ihnen ist etwas Interessantes aufgefallen im Main-Kinzig-Kreis? Schreiben Sie uns an info@vorsprung-online.de


Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige

online werben

Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige

vogler banner

Anzeige

vogler banner

Anzeige

Online Banner 300x250px MoPo 2