Mangelnder Schutz von Senioren vor Corona in einem Pflegeheim in Großkrotzenburg wirft die Staatsanwaltschaft Hanau drei ehemaligen Mitarbeitern der Einrichtung vor. Angeklagt sind die ehemalige Heimleiterin und Geschäftsführerin, der ehemalige Pflegedienstleiter und seine damalige Stellvertreterin. Der Prozess beginnt am Donnerstag, 25. Januar 2024, um 9 Uhr vor der 1. Großen Strafkammer im Landgericht Hanau (Saal A 215). Fortsetzungstermine sind für den 01.02., 06.02. und 08.02.2024, jeweils 09:00 Uhr, angesetzt.
Die Staatsanwaltschaft wirft den insgesamt drei in den Jahren 1982, 1984 und 1986 in Hanau, Alzenau beziehungsweise Lich geborenen Angeklagten – zwei Frauen und einem Mann - vor, in einem nicht näher eingrenzbaren Zeitraum zwischen Anfang September 2020 und Ende Dezember 2020 in Hanau in ihrer Obhut stehende Pflegebedürftige in einer hilflosen Lage im Stich gelassen zu haben.
Die Angeklagten waren im Tatzeitraum als führende Mitarbeiter in einem Seniorenheim in Großkrotzenburg beschäftigt, so dass sie für die Organisation des Heimbetriebs und der Pflege bezüglich der dort lebenden Bewohner zuständig waren. Sie sollen durch mangelnde Organisation in Bezug auf empfohlene Präventions- und Hygienemaßnahmen das Risiko der Verbreitung des Corona-Virus in der Pflegeeinrichtung erhöht und damit die Bewohner einem gesteigerten Infektionsrisiko ausgesetzt haben.
So sollen die Angeklagten etwa nicht ausreichend für eine Abtrennung von Personen, für die Beschaffung von Schutzausrüstungen sowie eine Isolierung infizierter Bewohner bzw. Mitarbeiter Sorge getragen haben. Als Folge sollen sich alle 64 Heimbewohner mit dem Corona-Virus infiziert haben und insgesamt 17 Bewohner daran verstorben sein. Die Fälle waren nach massiven Beschwerden und Anschuldigungen von Angehörigen öffentlich geworden.
