Fliegenplage in Gründau: Biotonnen im Visier

Gründau
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„Größere Versammlungen sind leider nach wie vor nicht möglich, so dass wir das Gutachten zum Fliegenaufkommen in Gründau nicht wie geplant in einer Bürgerversammlung präsentieren und diskutieren konnten. Deshalb haben wir allen Bürgerinnen und Bürgern von Gründau die Möglichkeit eröffnet, sich die Ergebnisse und wissenschaftlich fundierten Schlüsse selbst anzuschauen“, erklären Bürgermeister Gerald Helfrich (Parteilos), Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler (SPD), Simon Goerge, Leiter des Eigenbetriebs Abfallwirtschaft und Dr. Markus Binding, Geschäftsführer bei Veolia. Das Gutachten ist sowohl auf der Internetseite der Gemeinde Gründau als auch des Eigenbetriebs Abfallwirtschaft zu finden.



Dass die Präsentation des Gutachtens nun ohne Öffentlichkeit stattfinden musste, bedauern alle Beteiligten. „Sicher hätten einige Fragen im direkten Miteinander besser geklärt und Sachverhalte erklärt werden können“, ist sich Dr. Binding sicher. Denn den einen Grund für die erhöhte Fliegenpopulation scheine es nicht zu geben. Hintergrund für das Gutachten ist ein erhöhtes Fliegenaufkommen im Frühjahr 2018 gewesen, das in Teilen Gründaus festgestellt worden ist. Die Gemeinde Gründau hat daraufhin gemeinsam mit dem Eigenbetrieb Abfallwirtschaft des Kreises sowie Veolia, dem Betreiber der Kompostieranlage in Gründau, ein Gutachten in Auftrag gegeben. Darin ermittelt das beauftragte Sachverständigenbüro aus Niedersachsen mögliche Quellen für dieses Fliegenaufkommen und unterbreitet eine Reihe von Lösungsvorschlägen.

„Die Situation ist komplex und leider eben nicht auf die eine oder andere Ursache alleine zurückzuführen, denn sonst hätten wir sie gemeinsam längst beseitigt“, erklärt Bürgermeister Helfrich. Gleichwohl seien im Gutachten „konstruktive Ansatzpunkte für viele verschiedene Bereiche“ dargestellt, von der ortsansässigen Landwirtschaft über Privathaushalte bis hin zur Kompostierung. Die Auftraggeber des Gutachtachtens – Gemeinde, Eigenbetrieb Abfallwirtschaft und Veolia – weisen aber auch die unsachliche Kritik von Einzelnen zurück, wonach das Gutachten unsachgemäß entstanden oder das beauftragte Fachbüro ungeeignet sei. Schon bei der Suche nach einem Sachverständigen habe man großen Wert auf die Expertise und die Unabhängigkeit gelegt. Alle drei Auftraggeber stünden daher auch weiterhin zu dem Gutachten und setzen die entsprechenden Empfehlungen um.

Für den Bereich der Kompostanlage „setzen wir die Empfehlungen des Fachbüros bereits seit dem vergangenen Jahr um“, wie Dr. Markus Binding berichtet. In mehreren Felduntersuchungen über jeweils längere Zeiträume habe zwar eine Migration von Fliegen aus der Kompostanlage in die Ortslagen nicht bestätigt werden können. „Wir haben dennoch umfangreiche Maßnahmen zur Verminderung der Fliegen ergriffen, wie sie die Experten anführen“, so Binding. Konkret sind auf der Anlage die Haufen der Siebreste, die hauptsächlich aus Plastiktüten und -fetzen und Grobanteilen bestehen, über den Winter komplett abgebaut worden. Zudem wurden an vielen Stellen der Anlage Nistkästen für verschiedene Vogelarten aufgehängt, um die Zahl der natürlichen Fressfeinde in unmittelbarer Umgebung zu erhöhen.

Zu den weiteren Maßnahmen aus den Gutachten gehören leicht umsetzbare Empfehlungen für die Landwirtschaft sowie ein sorgsamerer Umgang mit Bioabfall durch die Bevölkerung. Klar adressiert wird im Gutachten auch die optimierungswürdige Biotonnenhygiene im Ort. Als konkrete Maßnahmen wird empfohlen, die Biotonnen möglichst trocken zu halten, indem beispielsweise die Küchenabfälle in Zeitungspapier statt in Kunststoffbeuteln in die Tonne gegeben oder zusätzlich Kalk in die Tonne gestreut wird. „Hier kann jeder Bürger seinen Beitrag leisten, statt darauf zu hoffen, dass andere Stellen die Herausforderung meistern“, motiviert Dr. Binding. Einige dieser Empfehlungen könnten eventuell schon mit dazu beigetragen haben, dass das Fliegenaufkommen 2019 geringer ausgefallen sei, heißt es im Gutachtertext. Und weiter: „Grundsätzlich versprechen aber vorbeugende, hygienische, landschaftsgestalterische Maßnahmen langfristige und sicherere Lösungen.“

Die Auftraggeber des Gutachtens sehen aufgrund der unterschiedlichen möglichen Ursachen für ein höheres Fliegenaufkommen in der Beseitigung eine Gemeinschaftsaufgabe. „Auf kurze und mittlere Sicht können alle Menschen und Betriebe in Gründau, der Betreiber der Kompostanlage und die Gemeinde selbst ein Gutteil zur Verringerung der Fliegenzahl beitragen. Wir sind allen Beteiligten sehr dankbar, dass sie sich gemeinsam schon auf diesen Weg gemacht haben“, erklärte Simon Goerge, Leiter des Eigenbetriebs Abfallwirtschaft.

Goerge bekräftigt die ersten Erfolge der Maßnahmen. Auf kürzlich eingegangene Hinweise aus Teilen der Bevölkerung, die erneut die Kompostanlage als Urheber ausgemacht hatten, hat es vor wenigen Tagen einen Ortstermin mit dem Eigenbetrieb Abfallwirtschaft und der Gemeinde Gründau gegeben. „Dabei haben wir in der Anlage selbst ein für diese Jahreszeit normales, aber keinesfalls auffälliges Fliegenaufkommen festgestellt. Das Aufkommen im engeren Radius um die Anlage herum war ebenso gering“, erklärte Goerge.

In Kürze soll noch einmal eine Informationskampagne zur richtigen Getrenntsammlung gestartet werden, da Müllgefäße, mit Ausnahme der Papiertonne, von Fliegen gerne zur Eiablage genutzt werden. Diese Bürgerinformation wird über die Gemeinde Gründau koordiniert. Ein Madenbefall in Biotonnen lässt sich zwar nicht völlig verhindern, aber mit einfachen Maßnahmen deutlich reduzieren.


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