Gründau: Keimbelastung im Trinkwasser könnte noch Jahre andauern

Gründau
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Die Gemeinde Gründau wird die Keimbelastung im Trinkwasser nicht los. Zum wiederholten Mal muss das Wasser gechlort werden, da Wasserproben den Verdacht auf eine erneute Bakterienbelastung mit Pseudomonaden ergeben haben.  Die Fraktionen von SPD und Freien Wählern haben deshalb am Mittwochabend, 22. Dezember, eine Dringlichkeitssitzung des zuständigen Bau-, Planungs-, Verkehrs-, Agrar- und Umweltausschusses veranlasst.



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Im Gemeindezentrum in Lieblos wurde schon zu Beginn der Sitzung klar, dass es keine schnelle Lösung für das Problem zu geben scheint. „Der Keim ist hartnäckig und schwer zu bekämpfen. Die jetzige Situation kommt nicht überraschend. Dieser Verlauf war zu erwarten“, erklärte Christoph Höhn vom Gesundheitsamt des Main-Kinzig-Kreises. „Einmal desinfizieren und durchspülen reicht nicht.“ Es handele sich um koloniebildende Keime, die sich immer wieder vermehrten. Die einzige Möglichkeit sei eine leicht dosierte Beimischung von Chlor (Natriumhypochlorit).  Die Nutzung des gechlorten Wassers, etwa zur Zubereitung von Speisen sei aber unbedenklich. „Die Chlorung ist aber keine Garantie, dass die Keime nicht wiederkommen. Wenn man aber gar nichts macht, ist ein exponentielles Wachstum fast unausweichlich.“

Die Verkeimung und Chlorung ist nicht nur für die Einwohner Gründaus äußerst unangenehm. Die Beseitigung wird die Gemeinde noch viel Geld kosten. Allein die Analyse des Wassers kostet pro Woche 2000 Euro. Dazu kommen Arbeitsstunden und der Austausch von Teilen des Leitungssystems. Bürgermeister Gerald Helfrich (parteilos) schätzt, dass bis jetzt circa 100.000 Euro aufgelaufen sind.

Noch völlig unklar ist, woher die Pseudomonaden stammen. Mehrere Möglichkeiten kommen in Betracht: Es könnte eine oder mehrere Schadstellen im Leitungsnetz geben. Auch sogenannte „Totstränge“ oder schlecht durchspülte Rohrabschnitte könnten eine Quelle sein. Infrage kommen auch private Brunnen, die an das Hausnetz angeschlossen sind. „Da ist Detektivarbeit gefragt“, machte Holger Führes, der bei der Gemeinde Gründau für die Wasserversorgung zuständig ist, deutlich. Zahlreiche Bauteile in der Wasseraufbereitung seien schon ausgetauscht und mögliche Problemstellen im über hundert Kilometer langen Netz kontrolliert worden. Falls der Ursprung aber in einer privaten Zisterne liege, die möglicherweise illegal betrieben werde, seien der Gemeinde die Hände gebunden. „Es gibt rund 4700 Zähler in Gründau und meine Mitarbeiter werden zum Teil nicht in die Häuser gelassen“, so Führes. Sicher sei nur, dass der Herd nicht im Grundwasser liege, das aus den Brunnen der Kommune entnommen wird.

Neben der Chlorung als Sofortmaßnahme hat die Gemeinde Kontakt mit Dr. Beate Hambsch vom Technologiezentrum Wasser (TZW) in Karlsruhe aufgenommen. Sie sie eine echte „Koryphäe“ betont Führes und soll dabei helfen, der Ursache auf den Grund zu gehen. Ein erstes Treffen soll im Januar stattfinden. Wichtig sei jetzt, dass die Bürgerinnen und Bürger die Chlorung durch die Spülung der Rohre unterstützen. Dies betreffe, neben dem Aufdrehen der Wasserhähne und der Spülung der Toiletten, vor allem selten genutzte Leitungen und Wasserhähne. „Viele Einwohner haben beispielsweise ein Waschbecken im Keller, das kaum benutzt wird. Drehen Sie auch dort den Hahn auf“, unterstrich Bürgermeister Gerald Helfrich.

Bis jetzt kämen solche Informationen bei den Einwohnern Gründaus aber nicht an, machten die Fraktionsvertreter von SPD und Freien Wählern deutlich. Die Informationspolitik der Gemeinde sei schlecht, die Messwerte würden nicht auf dem Internetauftritt der Gemeinde veröffentlicht. Bürgermeister Helfrich erklärte dazu, dass sich Gründau einem Online-Portal anschließen werde, dass hessenweit Wasserwerte sammelt. Dieses würde Ende Januar auf der Gemeinde-Homepage verlinkt. Der von der SPD im Vorfeld eingereichte Fragenkatalog zum Thema werde außerdem umfassend beantwortet, sicherte Bürgermeister Helfrich zu.

Unbeantwortet blieb im Gemeindezentrum allerdings die Frage, wie lange die Einwohner Gründaus noch mit Keimproblem leben müssen. Selbst Experte Christoph Höhn vom Gesundheitsamt konnte nur Vermutungen anstellen: „Vielleicht nur ein paar Monate, vielleicht dauert es auch noch Jahre.“


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