„Das Thema Stadt neu denken!“

Hanau
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Vor 13 Jahren fand der erste Stadtmarketingtag in Hanau statt. Seither hat die Veranstaltung sich zum fixen Termin für Hessische Stadtmarketingakteure – vom Bürgermeister, über Wirtschaftsförderer bis hin zu Mitgliedern von Werbegemeinschaften – entwickelt, die den Mix aus neuen Impulsen, kreativen Stadtmarketing-Ideen und fundierten Erfahrungsberichten schätzen.



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Am Donnerstag, den 16. Mai, fand der Hessische Stadtmarketingtag unter dem Motto "Vision. Findet. Stadt. – Stadtmarketing 2.0" im Congress Park Hanau mit über 210 Teilnehmerinnen und Teilnehmern statt. Sie lauschten dem Begrüßungstalk und den Präsentationen der Referenten.

"Handel ist nicht mehr der Frequenzbringer Nr. 1 in der Innenstadt" stellte Silvio Zeizinger vom Handelsverband Hessen e.V. zum Auftakt fest. "Politik und Handel müssen zusammenarbeiten, um die Innenstädte zu stärken und wieder attraktiver zu machen", so Zeizinger und nannte die Schaffung von Rechtssicherheit für Verkaufsoffene Sonntage als Beispiel. "Es gibt wenig Dynamik in den Innenstädten, denn sie dienen nicht mehr als Versorgungszentren" fügte auch Frank Achenbach von der Industrie- und Handelskammer Offenbach am Main hinzu, daher müssen neue Nutzungen gefunden werden, die die Kernstadt attraktiv machen." Martin Bieberle, Geschäftsführer der Hanau Marketing GmbH und Stadtentwicklungs-Chef von Hanau betonte, dass die Immobilien der Schlüssel zur Innenstadt seien: "Nur wer über die Nutzung von Immobilien bestimmen kann, ist in der Lage das Schicksal der Innenstadt nachhaltig zu lenken."

Andreas Reiter vom ZTB Zukunftsbüro in Wien referierte über "Flüssige Welten, hybride Formate - Stadtleben von morgen". "Die Welt und auch unsere Stadt-Kultur ist in Bewegung. Grund dafür sind der gesellschaftliche Wandel und die digitale Transformation – beide bedingen sich gegenseitig", erklärte er. Habe die Industrialisierung lange Zeit für Trennlinien gesorgt zwischen Arbeits- und Wohnwelten, Zentrum und Peripherie, so werde diese Trennung in der digitalen Moderne wieder aufgehoben. "Orte werden multifunktional und flüssig, ganz im Sinne einer hypermobilien to-go-Gesellschaft" berichtete Reiter. "Wir müssen Stadt neu denken und neue Sehnsuchtsorte entstehen lassen, die begeistern, Emotionen hervorrufen, besondere Erlebnisse bieten und Identifikation stiften."

Auch die Stadt Hanau beschäftigt sich intensiv mit dem Leben in der Zukunft, und das nicht nur visionär, sondern ganz praktisch. Über den Prozess "Zukunft Hanau" und das große Auftakt-Bürgerwochenende Ende März 2019, an dem die Hanauerinnen und Hanauer ihre Wünsche und Vorstellungen zu diversen zukünftigen Herausforderungen benennen konnten, sprach Martin Bieberle, Leiter des Fachbereichs Stadtentwicklung der Stadt Hanau. "Der Zukunftsprozess ist ein dynamischer und kreativer Kommunikationsprozess, der in vielen Schleifen stetig weiterentwickelt wird. Das richtige Organ für die Ausführung der anfallenden Aufgaben ist das Stadtmarketing, das als Motor dieser Prozesse agieren sollte", so Bieberle.

Markus Rall vom Deutschen Institut für Virtual Reality (DIVR) sowie Geschäftsführer von "viality" nahm die Tagungsteilnehmer mit auf eine Reise in die Virtuelle Realität. Dabei zeigte er innovative Einsatzmöglichkeiten für den Tourismus sowie das Stadtmarketing in der Gegenwart als auch in der Zukunft auf. "Diese Technologie der Zukunft ist inzwischen erschwinglich und immer weiter verbreitet. Sie bietet viel Potential, um Kosten zu senken und die Tourismusbranche und das Stadtmarketing zu optimieren sowie zukunftsfähig zu machen."

Mathias Schiemer, der Geschäftsführer der Heidelberg Marketing GmbH, erläuterte, durch welche Aktivitäten seitens der Stadt und des Stadtmarketings Heidelberg "überdurchschnittlich sicher und sauber" wurde. "Für eine Stadt, die knapp 12 Millionen Touristen im Jahr verkraften muss, ist Sauberkeit und Sicherheit ein großes Thema", bekräftigte er. Mehrere Millionen Euro investiere Heidelberg jährlich in Sauberkeit. "Schmuddelecken dürfen erst gar nicht entstehen, da sie für weitere negative Entwicklungen sorgen", so Schiemer.

Ambiente und Flair sowie das Einzelhandelsangebot sind entscheidende Faktoren für die Attraktivität einer Innenstadt. Die Bearbeitung dieser Themen stellt Stadtmarketingakteure vor große Herausforderungen, da sie am schwierigsten zu verändern seien. Das ist eines der zentralen Ergebnisse der Passantenbefragung zum Thema "Vitale Innenstädte", die das Institut für Handelsforschung Köln im September 2018 in 116 Innenstädten bundesweit durchgeführt hat. Oliver Brimmers vom IFH Köln stellte in diesem Zusammenhang weitere Erfolgsfaktoren vor, die in der Zukunft wichtig sein werden und vom Stadtmarketing unbedingt bearbeitet werden sollten.

Birgit Becker von Qualität kompakt, der Qualitätsinitiative für den Tourismus in Hessen, sowie Sven Wolf von der ServiceQualität Deutschland e.V. beleuchteten das spannende Themenfeld "Service im Tourismus". Sie zeigten auf, dass mit Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb des Einzelhandels einer Kommune die Qualität der Dienstleistung am Standort gesteigert und so nachhaltig etabliert werden kann. Sven Wolf stellte zudem das praxisnahe und bewährte Zertifizierungssystem "ServiceQualität Deutschland" vor, mit dem begeisterte Kunden und motivierte Mitarbeiter bei gleichzeitiger Kostensenkung für die Kommunen erreicht werden können.

Ein Vorzeigeprojekt für die Widernutzung altindustrieller Flächen, das wirklich "Ausstrahlungskraft" hat, präsentierte Carsten Forg, der Geschäftsführer der Stadtmarketing Hückelhoven GmbH: Er stellte die Transformation einer Halde zum magischen Lichterpark "Haldenzauber Hückelhoven" vor. Mit verschiedenen Impressionen und einem zugehörigen Imagefilm wurden den Kongressteilnehmern die Emotionen des erstmaligen Events vermittelt, dessen Neuauflage sich auch in diesem Jahr im Hückelhovener Veranstaltungskalender wiederfindet.

Dr. Wolfgang Haensch, der Büroleiter des Standortes Köln der CIMA Beratung + Management GmbH, befasste sich abschließend mit der Frage nach der Perspektive von Innenstadtimmobilien im Kontext des "schrumpfenden" Handels. Er zeigte sowohl die Ursachen und Wirkungen der negativen Entwicklung zahlreicher Einkaufsstädte, ermutigte die städtischen Akteure zum aktiven Handeln und präsentierte Praxisbeispiele, die der Abwärtsspirale entgegenwirken. Beispielsweise können durch ein "Querdenken" bei der Nutzung alter Verkaufsräume diese neu genutzt und somit die Wirtschaftlichkeit wiederhergestellt werden.

"Kurzweilig und informativ wie immer", fasste ein langjähriger Besucher die einhellige Meinung der Tagungsteilnehmer zusammen. Organisiert wurde die Fachtagung vom Hessischen Industrie- und Handelskammertag e.V., dem Handelsverband Hessen und der Stadt Hanau / Hanau Marketing GmbH. Wie bereits in den vergangenen Jahren konnte das Event auf Grund der tatkräftigen Unterstützung von Sparkassenverband Hessen-Thüringen, der Sparkasse Hanau und MK Illumination stattfinden. Der 13. Hessische Stadtmarketingtag wurde zudem fachlich von der Bundesvereinigung City- und Stadtmarketing Deutschland e.V. (bcsd) sowie der CIMA Beratung + Management GmbH unterstützt.

Fotos: Stadt Hanau


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