Wohnung für Familie: „Probleme gemeinsam lösen“

Hanau
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Der Wohnungsmarkt in den Ballungsräumen ist für Menschen mit geringem Einkommen seit Jahren ein fast unlösbares Problem.



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Vor dieser Herausforderung stand auch Familie Z. (Name seitens der Redaktion geändert.), nachdem sie ihre Heimat im vorderasiatischen Raum verlassen mussten. Nach Monaten der Flucht mit zwei kleinen Kindern und einem Neffen im jugendlichen Alter war zunächst, wie bei so vielen Schicksalsgenossen, eine Notunterkunft in Hanau die Zwischenstation. Froh endlich in Sicherheit zu sein, wollte sich die Familie in ihrem neuen Heimatland positiv einbringen, die Sprache lernen, erwerbstätig sein, sich integrieren und natürlich auch eine ganz normale Wohnung für die Familie haben.

Nach mehr als zweijähriger vergeblicher Suche folgten sie einem Tipp und nahmen Kontakt mit der Stiftung Lichtblick auf, die für solche besonders schwierigen Situationen selbst als Mieter auftrifft und die Wohnungen durch Untervermietung belegt. „Eine besonders gute Kooperation besteht in solchen Fällen mit der Baugesellschaft Hanau“, so der stellvertretende Geschäftsführer von Lichtblick Jörg Mair. Auch im Fall der Familie Z. konnte die Stiftung helfen. Sie hatte gerade wieder eine Wohnung von der Baugesellschaft Hanau für solche Zwecke angemietet und konnte der Familie deshalb schnell angemessenen Wohnraum anbieten. Die Wohnungsübergabe war nach Jahren der Entbehrung für die Familie dementsprechend ein sehr emotionaler Moment.

Lichtblick wurde am 1. Juni 1992 gegründet und ist eine Stiftung der Evangelischen Marienkirche zu Hanau mit insgesamt 22 hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Hinzukommen mehr als 60 ehrenamtliche Kräfte und rund 25 Personen, die über das Kommunale Center eine Arbeitsgelegenheit bei LICHTBLICK vermittelt bekommen haben.

Neben manch anderer Hilfestellung, die die Stiftung gibt, ist die Unterstützung auf dem Weg zur eigenen Wohnung ein ganz wesentliches Anliegen. Mit dem Instrument der Untervermietung will Lichtblick Hindernisse aus dem Weg räumen, indem sie dazu beiträgt, Vorurteile gegenüber Menschen mit geringem Einkommen oder Menschen, die am Rande der Gesellschaft leben, ausgesetzt sind, abzubauen. Dabei ist das Ziel immer, nach der Phase der Untervermietung, die quasi als Probezeit zu betrachten ist, ein direktes Mietverhältnis zwischen Wohnungseigentümer und dem Untermieter herzustellen.

Das Angebot von Lichtblick richtet sich an alle Menschen, die auf dem freien Wohnungsmarkt aus verschiedenen Gründen benachteiligt sind. Das können Menschen mit psychischen Erkrankungen oder Suchtproblemen sein und Menschen ohne eigene Wohnung. Oftmals sind die Grenzen fließend. Die Mitarbeiter der Stiftung betreuen diese Menschen in der Zeit als Untermieter. Jede Betreuung hat aber das Ziel, dass die betroffenen Personen diese nicht mehr benötigen. Da seelische Behinderungen und Abhängigkeitserkrankungen als Behinderungen gelten, sind die Betreuungsleistungen an den Bedarf gebunden und können immer wieder erneuert werden.

Daneben vermietet Lichtblick Wohnungen unter an Menschen, die noch aus anderen Gründen auf dem Wohnungsmarkt benachteiligt werden, wie etwa Großfamilien oder Menschen mit Migrationshintergrund. Aber auch alleinerziehende Frauen, die aus dem Frauenhaus kommen oder Menschen in einem laufenden Insolvenzverfahren können als Untermieter eine Wohnung von Lichtblick beziehen. Finanziert werden die Wohnungen größtenteils vom Sozialamt.

Die Kooperation zwischen der Baugesellschaft Hanau und Lichtblick existiert schon seit 1992 und hat 2016 deutlich an Bedeutung gewonnen, als der Bedarf nach Wohnraum stieg. „Die Baugesellschaft gab uns damals Hilfestellung, als ein Haus mit etwas schwierigeren Mietern in der Altstadt renoviert werden musste. Im Anschluss an die Renovierung wurden die Bewohner auf andere Wohnungen, die die Baugesellschaft Hanau der Stiftung Lichtblick zur Verfügung stellte, aufgeteilt und das ehemalige Brennpunkthaus mit neuen Mietern der Stiftung bestückt. Seitdem ist in dem Haus eine harmonische Wohngemeinschaft zwischen alleinerziehenden Müttern, alleinstehenden Menschen und Familien erwachsen“, so Jörg Mair, stellvertretender Geschäftsführer von Lichtblick.

„Wir erleben die Stiftung Lichtblick als vertrauenswürdigen Partner, der sich bei auftretenden Problemen adäquat um die zu betreuenden Menschen in den Wohnungen kümmert. Dass wir Lichtblick unterstützen, war für uns daher selbstverständlich,“ erläutert Uwe-Horst Winter, Prokurist der Baugesellschaft Hanau und stellvertretender Vorsitzender des Stiftungsrates. Bis 2016 hatte die Stiftung Lichtblick drei Wohnungen der Baugesellschaft Hanau. Aktuell sind es 28 Wohnungen. Insgesamt kann die Stiftung Lichtblick auf ein Wohnungskontingent von 61 Wohnungen für ihre Klienten zurückgreifen.

Die von Lichtblick betreuten und als Übergangswohnung bereitgestellten Wohnungen werden alle von der Stiftung selbst hergerichtet und möbliert. Die Klienten dürfen so lange darin wohnen bleiben, bis sie entweder eine andere Wohnung gefunden haben oder nicht mehr betreut werden wollen. Die untervermieteten Wohnungen sind ohne Betreuung und werden vom Mieter selber möbliert. Lichtblick fungiert nur als Zwischenmieter.

Verwaltet werden die Wohnungen von Marion Wegner, stellvertretende Abteilungsleiterin der Wohnraumhilfe. Sie ist Dienstälteste und schon seit 27 Jahren mit dabei. „Manche Bewohner benötigen mehr Zeit als andere. Da muss man dann genau hinschauen, wie viel Hilfestellung der Einzelne braucht, um zu lernen, wie man wohnt und sich richtig verhält. Darin unterstützen wir sie, “ beschreibt Marion Wegner ihre langjährige Erfahrung bei Lichtblick. Jörg Mair ergänzt: „Wir sind als soziale Einrichtung der Baugesellschaft sehr dankbar, dass sie uns darin unterstützt, dem gesetzlich verankerten Auftrag der öffentlichen Daseinsvorsorge nachzukommen. Ohne Hilfe der Baugesellschaft könnten wir diesem Auftrag nicht nachkommen, denn man kann schlecht jemanden richtig betreuen, wenn er unter der Brücke lebt. Dazu benötigen wir Wohnraum.“

Lichtblick bietet für alle Hilfesuchenden eine Wohnraumberatung an. Sie richtet sich an Menschen, die von hohen Schulden bedroht sind und befürchten, ihre Wohnung zu verlieren. Aber auch an Menschen die händeringend eine Wohnung suchen und einfach keine finden. Oder Menschen die eine allgemeine Beratung zu ihrer Wohn- und Lebenssituation wünschen, sind herzlich willkommen. Die Beratung findet vier Mal in der Woche statt und ist für alle Beratungswilligen kostenfrei. Die offenen Sprechstunden sind Montag bis Mittwoch von 9 bis 12 Uhr sowie Dienstag und Donnerstag von 14 bis 17 Uhr Am Goldschmiedehaus 1 (Dietrich-Bonhoeffer-Haus), 63450 Hanau.

Wenn Sie Lichtblick finanziell unterstützen möchten, sind Geldspenden herzlich willkommen:
Spendenkonto: Evangelische Bank e. G.
IBAN DE13520604100000009180
BIC GENODEF1EK1

Foto-Quelle: Baugesellschaft Hanau


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