"Eine außerordentlich engagierte und liebenswürdige Person“

Hanau
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"Pauli Schmorell war eine in jeder Hinsicht herausragende Persönlichkeit, an die wir uns mit viel Respekt und großer Zuneigung erinnern."



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Mit diesen Worten gedenkt Oberbürgermeister Claus Kaminsky der Frau, die das kulturelle und gesellschaftliche Leben in Hanau prägte wie kaum eine andere, bis sie im stolzen Alter von 105 Jahren am 29. Mai 2005 verstarb.

Die Erinnerungen an Pauli Schmorell seien geprägt von Dankbarkeit und die Hochachtung vor dem Leben und dem Lebenswerk einer außerordentlich engagierten und liebenswürdigen Person, so Kaminsky "Es gehört zu den wunderbaren Geschenken meines Lebens, diese Frau gekannt und erlebt zu haben." Am 19. September 1899 in Kassel geboren und im Alter von zwölf Jahren nach Hanau gekommen, habe Schmorell sich schnell dem verschrieben, was heute als bürgerschaftliches Engagement umschrieben werde, so der Oberbürgermeister. Lehrerin und Erzieherin aus Berufung, widmete Pauli Schmorell sich dem Gebiet der Musik- und Jugendbildung mit großer Hingabe. Nach einer Buchhändlerlehre begann sie im Jahr 1926 ihre musisch-pädagogische Jugendarbeit und erhielt 1930 die staatliche Anerkennung als Musiklehrerin. In den darauffolgenden Jahren war Schmorell in wechselnden Anstellungen an Schulen und Institutionen in Hanau und im Umland als Musiklehrerin tätig.

1946 gründete sie den "Wilhelmsbader Kreis", der durch Musik und Tanz in den schweren Nachkriegsjahren durch öffentliche Auftritte und Darbietungen in Altersheimen und Krankenhäusern vielen Menschen in Stadt und Landkreis den düsteren Alltag erhellte. Durch Musik- und Gesangsbeiträge im Hessischen Rundfunk und Mitwirkung bei großen Singwettbewerben wurde ihre Arbeit auch überregional bekannt. Ab 1949 war Schmorell als Teilzeitlehrerin und nebenamtliche Stadt- und Kreisjugendpflegerin tätig, ehe sie 1952 als Musiklehrerin an die Eberhardschule berufen wurde und auch an der Gebeschusschule unterrichtete.

Pauli Schmorell gehörte der Generation an, die den Schrecken zweier Weltkriege miterlebt hat. Ihr erster Mann Richard Haarer und ihr gemeinsamer Sohn Ewald fielen. Mit Niko Schmorell ging sie eine zweite Ehe ein. Wie er selbst aus Gesprächen mit Pauli Schmorell wisse, so Kaminsky, habe sie sich und ihrem Land am Ende des sogenannten "Dritten Reiches" geschworen, dass niemals wieder von diesem Boden ein Krieg ausgehen dürfe. Aus der Erkenntnis heraus, dass internationale Kontakte und das daraus resultierende Verständnis füreinander wesentlich zur Sicherung des Friedens beitragen, knüpfte Schmorell frühzeitig Verbindungen mit Chören und Tanzgruppen in Frankreich, der Schweiz, Belgien, Holland und England.

Ihr Wilhelmsbader Kreis gehörte zu den ersten deutschen kulturellen Gemeinschaften, die nach dem Kriege einen intensiven Jugendaustausch mit dem westlichen Ausland begannen. Die internationale Anerkennung dieser Arbeit spiegelt sich in den Auszeichnungen aus Brüssel und Paris für herausragende kulturelle Leistungen wieder. Bereits 1971 wurde ihr vom Bundespräsidenten das Verdienstkreuz 1. Klasse verliehen. Anlässlich ihres 90. Geburtstages, erinnert der Oberbürgermeister, sei Pauli Schmorell mit der August-Gaul-Plakette geehrt worden, der höchsten kulturellen Auszeichnung der Stadt Hanau.

Pauli Schmorell sei ein Beispiel für unermüdlich zupackende Begeisterung und durchsetzungsfähige Gradlinigkeit gewesen, wenn es darum ging, das geistige, künstlerische und gesellschaftliche Leben in Hanau und der Region zu fördern, beschreibt Kaminsky. "Auch 14 Jahre nach ihrem Tod vermissen wir Pauli Schmorell und ihr herzliches Wesen noch immer schmerzlich."

Foto: Stadt Hanau


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