Seid doch laut! Die Frauen für den Frieden in Ostberlin.

Hanau
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Eine hervorragende Gelegenheit, aus erster Hand etwas über den weiblichen Widerstand in der DDR in den 80er Jahren zu erfahren, bietet sich am Dienstag, 22. Oktober, 20 Uhr, im Lesecafé des Kulturforums Hanau.



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Die Autorinnen Almut Ilsen, Jutta Seidel und Christa Sengespeick-Roos lesen aus ihrem gerade erschienen Buch "Seid doch laut. Die Frauen für den Frieden in Ostberlin" und geben damit einen Einblick in das Lebensgefühl, die Politisierung der einzelnen Frauen, über ihren Umgang mit Überwachung und staatlicher Schikane und warum sie ihre Stimme erhoben haben. Dabei ziehen die Autorinnen auch Bilanz, wie sich die Zeit bis 1989 auf ihre Biografien auswirkte, als sie Dinge wagten und taten, die sie noch kurze Zeit zuvor für unmöglich gehalten hatten.

Begonnen hat es im März 1982, als die Volkskammer der DDR ein Gesetz beschlossen hatte das die Einbeziehung von Frauen in die allgemeine Wehrpflicht vorsah. Sieben Frauen - Bärbel Bohley, Irena Kukutz, Katja Havemann, Karin Teichert, Bettina Rathenow, Almut Ilsen und Ulrike Poppe - formulierten eine Eingabe und schickten diese, unterschrieben von ca. 130 weiteren Frauen aus Berlin und Halle (Saale), im Oktober 1982 an Partei- und Staatschef Erich Honecker. Die Aktion gilt als Gründungsakt der »Frauen für den Frieden«.

Nach mehr als 35 Jahren halten jetzt 18 Frauen der Oppositionsgruppe "Frauen für den Frieden" eine lebendige Rückschau auf gemeinsame Aktivitäten und individuelle Schlüsselerlebnisse. Sie erzählen von Aktionen und Diskussionen, über grenzüberschreitende Kontakte und ihre Konflikte mit der Stasi. Daraus ist das Buch "Seid doch laut. Die Frauen für den Frieden in Ostberlin" (Christoph-Links-Verlag, Oktober 2019) entstanden. Die Herausgeberinnen Almut Ilsen und Ruth Leiserowitz haben die Berichte der Frauen zusammengestellt, eine zeitgeschichtliche Einordnung vorgenommen und den Einfluss des Ministeriums für Staatssicherheit auf die Gruppe und die einzelnen Frauen beschrieben.

Almut Ilsen, Jahrgang 1950, lebt in Berlin, ist Chemikerin und Fotografin. Von 1976 bis 2016 war sie Fachreferentin für Naturwissenschaften in der Staatsbibliothek Berlin Ost und später West, 1982 Mitbegründerin und Mitglied der Ost-Berliner Oppositionsgruppe Frauen für den Frieden.

Jutta Seidel, Jahrgang 1950, lebt in Berlin, sie ist Zahnärztin. Jutta Seidel gründete 1984 mit weiteren Kollegen den Arbeitskreis Ärzte für den Frieden. 1989 gehörte sie zu den Initiatoren des Neuen Forums, beantragte zusammen mit Bärbel Bohley die offizielle Zulassung dieser Bürgerbewegung und gab die Anregung für die große Protestdemonstration am 4. November 1989 in Ost-Berlin.

Christa Sengespeick-Roos, Jahrgang 1952, Pfarrerin, lebt in Hanau. Von 1982-1989 war sie Pfarrerin in der Auferstehungsgemeinde in Ost-Berlin, anschließend bis 2015 Pfarrerin in Frankfurt am Main. 1997 erschien ihr Buch "Das ganz Normale tun. Widerstandsräume in der DDR-Kirche". (Edition Hentrich, 1997).

Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Frauenbüro der Stadt Hanau und der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung statt. Eintrittskarten zum Preis von sechs Euro gibt es im Vorverkauf im Kulturforum und an der Abendkasse.


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