Demokratische Geschichte und Rassismus im Fokus

Hanau
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Bei der jüngsten Jahreshauptversammlung des Hanauer Kulturvereins standen nicht nur Neuwahlen und das Kulturprogramm auf der Tagesordnung, sondern es wurden auch sehr aktuelle Themen diskutiert.



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Demokratie ist in aller Munde, sie muss verteidigt werden, aber ist auch die historische Entwicklung im Blick? Nein, stellte die Versammlung fest. Im heimischen Museumskonzept findet die Geschichte der Demokratieentwicklung, die eng mit der Geschichte der Arbeiterbewegung verknüpft ist, kaum Beachtung.

Ein modernes Museumskonzept sollte unbedingt dieser sehr spannenden und fassettenreichen Hanauer Geschichte mehr Raum geben. Die Hanauer Krawalle, das Wilhelmsbader Fest, die Revolution von 1848, die Turnerschaft, das Wahlrecht für Männer und Frauen, Pressefreiheit, die vor Ort sehr aktive Sozialdemokratie und die Forderungen für soziale Rechte sowie die Revolution 1918/19 sind prägnante Stationen der Lokalgeschichte. Die Industrialisierung forderte die Arbeiterschaft und machte entsprechende soziale Veränderungen notwendig, die durch Streiks erzwungen werden mussten. Diese wichtigen Impulse sollten in einem geschlossenen Konzept dargestellt werden, weil sie für politisches Bewusstsein unabdingbar sind.

Der Kulturverein sieht auch eine wichtige Verknüpfungen zwischen demokratischer Entwicklung und den Zuzügen aus verschiedenen Ländern des Mittelmeergebietes ab Mitte des 20. Jahrhunderts. Diese Arbeiter wurden angeworben, um die Hanauer Industrie zu unterstützen. Mittlerweile sind diese ehemaligen „Gastarbeiter“ hier heimisch geworden. Der schleichende Rassismus und Ressentiments bestehen aber immer noch – oder schon wieder. Auch diese soziale Veränderung unseres Alltags hat eine historische Dimension, die dringend untersucht und in ein Ausstellungskonzept gebracht werden sollte.

Die rassistisch motivierten Morde vor zwei Wochen gaben aber auch Anlass darüber nachzudenken, welchen Beitrag der Kulturverein leisten könnte, um mehr Miteinander und weniger Rassismus voran zu bringen. So wird demnächst mehr Kontakt zu Mitbürger*innen mit ausländischen Wurzeln gesucht und über eine gemeinsame Ausstellung zum Thema Rassismus diskutiert. Auch das geplante Mahnmal beschäftigte die Versammlung, die einhellig der Meinung war, dass der Friedhof nicht der geeignete Standort sein kann. Ein solches Erinnerungsmal gehört mitten in die Stadt. Bei der Ideensammlung und der Auswahl möchte sich der Verein gerne engagieren.

Die Vorstandswahl ergab  kleine Veränderungen, aber auch viel Kontinuität. Die bisherige zweite Vorsitzende Almut Knebel gab ihr Amt aus persönlichen Gründen ab, kandidierte als Beisitzerin und wurde auch gewählt. Maria Dorn ist weiter die viel gelobte 1. Vorsitzende, ihr zur Seite steht Dr. Udo Reckmann als 2. Vorsitzender, Dr. Klaus Dorn ist wieder Geschäftsführer und Joachim Schulmerich zeichnet für die Kasse verantwortlich. Als Beisitzer wurden gewählt: Joerg Eyfferth, Sven Göddel, Liliana Herzig, Claudia Jäger, Almut Knebel, Günter Rost, Annette Schulmerich und Marianne Walter.

Foto: Maria Dorn und Dr. Udo Reckmann: An den Frauenwochen und den Internationalen Wochen gegen Rassismus beteiligt sich der Hanauer Kulturverein mit jeweils zwei Veranstaltungen in den nächsten Wochen. Die Remisengalerie im Torgebäude des Schlosses Philippsruhe ist das feste Domizil des Kulturvereins.


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