Kommunikationsbarrieren zu tauben Menschen abbauen

Hanau
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Auf eine überraschend große Resonanz stieß der erste Workshop für Gebärdensprache, den die Freiwilligenagentur und der Bereich Inklusion im Amt für Senioren, Ehrenamt und Vielfalt zusammen mit der Volkshochschule Hanau für Ehrenamtliche anboten. Vermittelt wurden Grundkenntnisse in der Deutschen Gebärdensprache (DGS) und Einblicke in die Gehörlosenkultur.



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"Mit diesem neuen Angebot in der Fortbildungsreihe Ehrenamt wollen wir Vereine dabei unterstützen, sich auch für gehörlose und stark hörbehinderte Menschen zu öffnen", betont Bürgermeister und Sozialdezernent Axel Weiss-Thiel. Mehr als 30 Anmeldungen deuteten darauf hin, dass ehrenamtlich engagierte Hörenden daran interessiert seien, die Kommunikationsbarriere zu tauben Menschen abzubauen.

Gespannte Aufmerksamkeit zu Beginn des Workshops mit der gehörlosen Dozentin von der Frankfurter Stiftung für Gehörlose und Schwerhörige. 16 Augenpaare richten sich auf Karin Brenneis. Mehr Teilnehmende kann sie nicht im Blick haben. Begrüßen ohne Worte, nur mit Gebärden. Die visuell ausgerichtete Kommunikation erfordert Konzentration von den Hörenden. Mit den Händen und der Gesichtsmimik zu sprechen ist ungewohnt. Doch schnell löst sich die leichte Anspannung. Fehler machen ist erlaubt. Leise Gespräche mit der Sitznachbarin, dem Sitznachbarn werden weniger. Wer nicht zur Dozentin schaut, verliert den Faden im Geschehen.

Für Karin Brenneis ist die DGS (Deutsche Gebärdensprache) ihre Muttersprache. Auch ihre Eltern sind taub. Sie freue sich, dass die Stadt Hanau für die Gehörlosenkultur sensibilisieren. Nicht zuletzt auch durch das hessenweit einmalige Angebot einer Vorstellung mit Gebärdensprach-Dolmetscherinnen bei den Brüder-Grimm-Festspielen - 2020 bereits zum vierten Mal. 40 Plätze sind für gehörlose Zuschauerinnen und Zuschauer reserviert.

Die Motivation der Teilnehmenden ist vielfältig. Zwei Frauen möchten gerne mit ihren gehörlosen Kollegen nicht allein per Email kommunizieren und sind neugierig auf die visuelle Fremdsprache. Die Stadtteilmutter Esmira P. bezeichnet sich als Sprachtalent und möchte gerne eine siebte Fremdsprache lernen. Sie engagiert sich auch in der Lebenshilfe Hanau, in der Gebärden in Mutter-Kind-Gruppen angewandt werden. "Ich will unbedingt Gebärdensprache lernen", betont Sabine W. Sie betreut als Tagesmutter ein hörendes Kleinkind einer tauben Familie.

Sich in dem Workshop ein wenig in die Welt der Gehörlosen hineinzuversetzen, das schätzen alle im Workshop. Darunter sind Behindertenbeauftragte der Stadt Hanau, eine angehende Erzieherin, zwei Stadtteilmütter, Engagierte in der Flüchtlings- und in der Seniorenarbeit, eine Sonderpädagogin und eine Schülerin. Sie lassen sich auf einen Perspektivwechsel ein. Und der wirft viele Fragen auf. Gebärdensprachdolmetscherin Angela Hornung beantwortet sie. Karin Brenneis hat sie für anderthalb Stunden engagiert, um ihren Vortrag über die Gehörlosenkultur übersetzen zu lassen.

Am Ende des zweitägigen Workshops wollen fast alle weitermachen. Sie kennen nun die Gebärden für Begrüßungen, können sich einander mit Namen vorstellen, ihr Befinde kundtun, erste kurze Sätze gebärden und haben das Fingeralphabet gelernt. Um eine Unterhaltung mit tauben Menschen führen zu können braucht es mehr. Wie auch bei jeder anderen Fremdsprache. Wenn sich nach dem zweiten Workshop, der für den 30./31. Oktober geplant ist, weitere Interessierte finden, die an der Gebärdensprache dran bleiben wollen, werden sich die Veranstalter über passende Formate verständigen. Das kann ein mehrwöchiger DGS-Kurs sein, ein einwöchiger Bildungsurlaub oder ein Stammtisch gemeinsam mit tauben Menschen.

Foto: Foto: Das Fingeralphabet beherrschen die Teilnehmenden nach dem zweitägigen Workshop und zeigen den jeweiligen Anfangsbuchstaben ihres Vornamens. Kursleiterin Karin Brenneis (Zweite von rechts 1. Reihe) freut das.

Foto: Stadt Hanau


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