Klinikum Hanau: Ehemalige Ärzte und Ärztinnen bieten Hilfe an

Hanau
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In dieser Woche hat das Gesundheitsamt für 66 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Klinikums Hanau vorsorglich häusliche Isolierung angeordnet (wir berichteten). Sie hatten in den vergangenen Tagen engen Kontakt zu einem Coronavirus-Infizierten in der Klinik und könnten sich dabei angesteckt haben. Um nun erst gar keinen medizinischen Engpass in Hanau entstehen zu lassen, hat der Main-Kinzig-Kreis umgehend personelle Unterstützung angeboten.



„Wir disponieren über die Leitstelle des Gefahrenabwehrzentrums im Moment schon mit besonderer Rücksicht auf die Kapazitätsgrenzen in Hanau. Aber die Situation wird natürlich von Tag zu Tag für das Krankenhauswesen herausfordernder, wir brauchen also kurzfristig eine Lösung für die personellen Ausfälle. Das Klinikum Hanau ist immerhin eines der vier Krankenhäuser, die sich derzeit mit höchster Priorität um die Versorgung von Coronavirus-Infizierten stationär kümmern“, erklärten Landrat Thorsten Stolz (SPD), Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler (SPD) und Kreisbeigeordneter Winfried Ottmann (CDU).

Im Anschluss an die morgendliche Stabssitzung im Main-Kinzig-Forum, an dem auch Vertreter der Kliniken teilnehmen, gab die Kreisspitze den Auftrag ans Gefahrenabwehrzentrum, eine Liste mit entsprechend ausgebildeten Medizinern zusammenzustellen und Hanau zur Verfügung zu stellen. Das ist kurzfristig möglich, weil der Main-Kinzig-Kreis in Vorausschau schon Mitte März eine Abfrage unter Ärztinnen und Ärzten vorgenommen hat, die derzeit nicht, nicht mehr oder nur in Teilzeit praktizieren. Auf diesen Aufruf hin, in Zusammenarbeit mit der Landesärztekammer, haben sich bis heute schon über 60 Frauen und Männer gemeldet, „teils auch mit intensivmedizinischer Erfahrung, worauf wir nun gerne zurückgreifen“, sagte Landrat Thorsten Stolz.

„Krisenzeiten kennen kein Kirchturmdenken und keine Alleingänge, wir müssen hier als Region an einem Strang ziehen. Das machen wir“, bekräftigte Gesundheitsdezernentin Susanne Simmler. Das sei schließlich auch bei der Aktion des vergangenen Wochenendes das leitende Prinzip gewesen. Eine große Zahl an niedergelassenen Ärzten in allen Kommunen zwischen Maintal und Sinntal hatte dabei unbürokratisch und schnell Schutzmaterial und Schutztextilien erhalten. Zunächst hatten 180 Praxen diesen Bedarf beim Kreis gemeldet, am Ende konnten sogar etwas über 200 Ärztinnen und Ärzte mit dem Material aus Restbeständen versorgt werden.

Bis Donnerstagmittag befanden sich kreisweit 27 Menschen mit Covid-19 in stationärer Behandlung, davon insgesamt neun auf den Intensivstationen des Klinikums Hanau und der Main-Kinzig-Kliniken in Gelnhausen. „Wir verzeichnen in den vergangenen sieben Tagen einen deutlichen Anstieg der Zahl von Intensivpatientinnen und -patienten. Das hängt sicher auch damit zusammen, dass sich immer mehr Menschen aus älteren Geburtsjahrgängen mit dem Coronavirus infizieren“, sagte Dr. Wolfgang Lenz, Ärztlicher Leiter Rettungsdienst des Main-Kinzig-Kreises. Da müsse umso mehr ein Augenmerk auf die volle Funktionsfähigkeit jedes Hospitals gelegt werden. Dr. Lenz hat eine erste Liste mit Ärztinnen und Ärzte für einen möglichen Einsatz bereits ans Klinikum Hanau weitergeleitet.

Derweil hatte das Klinikum Hanau am Donnerstagvormittag den zweiten Todesfall eines Bürgers aus der Brüder-Grimm-Stadt ans Gesundheitsamt gemeldet. „Wir hoffen und tun im Main-Kinzig-Kreis derzeit alles dafür, dass es bei möglichst wenigen Toten in unserem Kreisgebiet bleibt. Unser Mitgefühl gilt allen Familienangehörigen, die dennoch mit einer solchen Nachricht in diesen Zeiten konfrontiert werden“, sagte Landrat Thorsten Stolz.


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