Hanauer Familienforscher Arthur-Rolf Döhring verstorben

Hanau
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Wie aus dem Döhring‘schen Familienkreis bekannt wurde, verstarb der legendäre Hanauer Familienforscher und Autor Arthur-Rolf Döhring am 8. April 2020 88-Jährig – kurz vor seinem 89. Geburtstag in Hamburg.



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Döhring wurde am 29.05.1931 in dem Geschäftshaus Kausel & Jakobi, Nürnbergerstraße 20/ Ecke Hirschstraße gegenüber dem Alten Kaufhof geboren. Sein Vater, Ernst Döhring, ein begabter Maler und Werbefachmann – 1931/32 Gestalter der Werbung für die Künstliche Höhensonne Original Hanau – vererbte ihm die Begabung zur künstlerischen Gestaltung, der Arthur-Rolf beruflich bis 1989 als Werbeleiter großer Unternehmen treu geblieben ist – Beiersdorf, Schwarzkopf, Gervais, Farben-Bayer und zuletzt Rütgerswerke AG in Frankfurt.

In seiner Schulzeit und während seiner Ausbildung in Hamburg erfuhr er von 1937 – 1956 eine hanseatische Prägung, die bei europäischem Weitblick mit einem Auslandsaufenthalt in Mailand ergänzt wurde. Als er 1958 wieder nach Hamburg zurückkehrte und bei dem Unternehmen Beiersdorf unter Vertrag kam, war er bereits in Begleitung der Sizilianerin Angela Siracusano, einer Standesbeamtin, mit der er sich in Mailand verlobt hatte. Sie heirateten 1960 und feierten 2010 ihre Goldene Hochzeit in Hanau. Aus dieser Ehe stammen zwei Kinder – eine Tochter und ein Sohn.

Zu der Zeit, als er bei den Rütgerswerken arbeitete, zog er im August 1981 in das Haus seines Großvaters Theodor Döhring, Nordstraße 66 in Hanau, der das Gebäude zu 78000 Goldmark erstanden hatte und ab 1906 bewohnte. Bis März 2012 lebte Arthur-Rolf Döhring mit seiner Frau Angela in diesem Haus. 1989 trat er als Prokurist bei den Rütgerswerken in den Ruhestand. Ein Zufallsfund vieler alter Fotografien, Urkunden und Briefe seiner Vorfahren weckte in ihm die Neugierde, die familiären Zusammenhänge zu ergründen. Er recherchierte bis zu seinem Lebensende in dem Leben der Hanauer Gesellschaft, sei es wirtschaftlich, beruflich, verwandtschaftlich und historisch. Er trat somit in die Reihe exzellenter Hanauer Familienforscher, mit der Ausnahme, dass seine Bemühungen rein privater Natur waren und seine Erkenntnisse durch amateurhafte Recherchen bei unendlich großem Fleiß gewonnen wurden.

Im Laufe seiner dreißig Hanauer Jahre gründete er einen Familiengeschichtlichen Arbeitskreis, der ein deutschlandweites Netzwerk Gleichgesinnter entwickelte. In Hanau gesellte er ca. zwanzig Interessierte um sich, die in regelmäßigen Abständen in die Materie eingeführt wurden und Ihr Wissen in Diskussionsrunden austauschen konnten. In Anerkennung seiner Führungsqualitäten und Motivationserfolge schlug Werner Bayer, Mitglied dieses Arbeitskreises, Rolf Döhring dem Amt für Heimatpflege des Main-Kinzig-Kreises zur Ehrung vor. Diese erfolgte postwendend 1997 und der MKK ernannte ihn zum Preisträger der Medaille für Heimatpflege und Geschichtsforschung im Main-Kinzig-Kreis.

In der ersten Etappe seiner Familiengeschichtlichen Arbeiten schuf er ein Werk, das Einblick in die Verbindungen Hanauer Familien und deren Wirken zuließ. Er veröffentliche im Mai 2003 seine Sammlung an Familiengeschichten in dem Buch „550 Jahre Leben in Hanau, Hessen und auch im Hanau-Lichtenberger Land“, das beim Cocon-Verlag verlegt wurde. Der Hanauer Journalist Werner Kurz würdigte im Hanauer Anzeiger am 16. Mai 2003 in einer Buchbesprechung diese Publikation mit den Worten: „Das Döhring’sche Buch ist somit tatsächlich ein Signal aus der Region, lokale und regionale Identität zu wahren angesichts rasanter Globalisierung und fortschreitender Beliebigkeit in dieser Gesellschaft.“

Auch der Journalist der Frankfurter Rundschau, Detlef Sundermann, bewertete Döhrings Buch als „ein profundes Werk über seine Ahnen“ mit dem Titel: „Anhand einer Familiengeschichte die Historie der Region aufgerollt“. In einem seperaten Ergänzungswerk publizierte Döhring sieben Monate später das Sippenbuch mit Ahnentafeln, in dem 3.574 Personen aus 451 Ortschaften benannt wurden. Für seine Forschungsarbeiten, die ungebrochen weiter liefen, benötigte er mehr Zeit. So übergab er die Führung des Familiengeschichtlichen Arbeitskreises als Abteilung an den Hanauer Geschichtsverein 1844 e.V. unter der Führung von Dr. Wolfgang Heinemann. Die Digitalen Arbeiten seiner Forschungsergebnisse übernahm D. Harald Lein, ebenfalls Mitglied dieses Arbeitskreises.

In einer zweiten Auflage erfuhr das Sippenbuch im Januar 2006 eine Überarbeitung mit weiteren Forschungsergebnissen zu 6000 Personen. Die dritte Auflage folgte im Oktober 2008 mit insgesamt 7000 Personen. Die 4. Auflage erschien im Juni 2008 mit zuletzt 7500 Personen. Im Laufe des Frühjahres 2012 verließ Rolf Döhring mit seiner Frau sein Haus in Hanau und zog in die Nähe seines Sohnes nach Walluf an den Rhein. Im Sommer 2012 starb seine Frau Angela in Rüdesheim. In dieser dramatischen Zeit beschloss Rolf Döhring Hessen zu verlassen und an die Stätte seiner Jugend, Hamburg, zurückzukehren. Die Tochter seines Hamburger Freundes, Olivia Schwerdtfeger, nahm ihn in ihre Familie auf. Sie heirateten im Januar 2013 in Hamburg. Arthur-Rolf Döhring las täglich den Hanauer Anzeiger, war trotz einer Distanz von 500 Km immer auf dem neuesten lokalen Informationsstand und freute sich auf regelmäßige Besuche seiner Freunden D. Harald Lein und Werner Bayer aus Hanau. Letzterer ermöglichte eine späte Ehrung in seiner Geburtsstadt Hanau. Er wurde in die „Hall of Fame“ der Interessengemeinschaft Hanauer Altstadt e.V. als „Maitre de Secours 2015“ beim Neujahrsempfang der IGHA im Januar 2016 aufgenommen. Oberbürgermeister Claus Kaminsky gratulierte ihm im Namen der Stadt Hanau.

Bis zu seinem Tod am 8. April 2020 arbeitete er an einer Kultur-Chronik der Stadt Hanau. Man darf gespannt sein, was er seinem Manuskript anvertraut hat.


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