„Dann gewinnen die Täter, die Rassisten und Mörder“

Hanau
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Ferhat Unvar, Mercedes Kierpacz, Sedat Gürbüz, Gökhan Gültekin, Hamza Kurtović, Kaloyan Velkov, Vili-Viorel Păun, Said Nesar Hashemi, Fatih Saraçoğlu, Gabriele Rathjen – die Namen der Opfer des Anschlags von Hanau und das Leid ihrer Familien sollen nicht in Vergessenheit geraten.



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Auf Einladung der CDU-Bundestagsabgeordneten Dr. Katja Leikert war Serap Güler, Staatssekretärin im Ministerium für Integration in Nordrhein-Westfalen und Mitglied im Bundesvorstand der CDU, zu Gast in Hanau. Bereits im Rahmen der zentralen Trauerfeier für die Ermordeten im CPH hatte Güler die Brüder-Grimm-Stadt besucht. Jetzt suchte sie gemeinsam mit Katja Leikert sowie den Landtagsabgeordneten Heiko Kasseckert und Max Schad, sowie dem Hanauer CDU-Vorsitzenden Joachim Stamm und Fraktionschefin Isabelle Hemsley den persönlichen Austausch mit den Angehörigen. Auch der städtische Opferbeauftragte Robert Erkan sowie Vertreter des Ausländerbeirats und des „Instituts für Toleranz und Zivilcourage -  19. Februar Hanau e.V.“ waren bei dem Treffen dabei.

Es waren aufwühlende und sehr persönliche Gespräche. Für die Familien der Opfer gibt es noch einige offene Fragen. Intensiv wurde über die schreckliche Nacht im Februar diskutiert, seit der im Leben der betroffenen Familien nichts mehr so ist, wie es einmal war. „Etwas mehr als drei Monate sind seit den rassistischen Morden von Hanau vergangen. Auch wenn die Corona-Krise in den letzten Monaten fast alles überdeckt hat, darf nicht in Vergessenheit geraten, was am 19. Februar hier, mitten unter uns, geschehen ist. Es waren Hanauer Frauen und Männer, die an diesem Tag brutal aus dem Leben gerissen wurden. Das Leid und die Trauer der Angehörigen bewegt mich sehr. Wir alle müssen uns dafür einsetzen, dass sich eine solch entsetzliche Tat niemals wiederholt“, betonte Katja Leikert nach dem Gespräch.

Bei Serap Güler, selbst Tochter türkischstämmiger Einwanderer, wecken die Morde von Hanau eigene, schreckliche Erinnerungen. Der Brandanschlag von Solingen mit fünf Toten im Jahr 1993 war eine Zäsur im Leben der CDU-Politikerin, die in Marl, unweit des damaligen Tatorts aufgewachsen ist. „Plötzlich war der Terror so nah“, erinnert sie sich. Und auch die Angst, die im Anschluss viele türkische Einwanderer verspürt hätten, das Gefühl in Deutschland nicht gewollt zu werden, ist ihr noch immer präsent. 

Das Treffen mit den Familien der Hanauer Opfer war für sie aus diesem Grund eine Herzensangelegenheit. „Es ging heute darum, den Opferfamilien zuzuhören. Die Trauer sitzt tief und wird begleitet von Wut und Schmerz. Ich kann beides sehr gut nachvollziehen, auch wenn ich den Schmerz nicht ansatzweise nachempfinden kann. Mütter, Väter, Schwestern und Brüder, die ihre Liebsten verloren haben, auf der Suche nach Antworten, die aber auch wütend sind, die Angst haben, vergessen zu werden. Von uns allen. Das darf nicht passieren. Genauso wenig darf sich das Gefühl verfestigen, Bürger zweiter Klasse zu sein. Denn dann gewinnen die Täter, die Rassisten und Mörder.“

Katja Leikert dankte den Angehörigen sowie den Mitgliedern des Ausländerbeirats - Ferdi Ilkhan, Selmar Yilmaz-Ilkhan, Mustafa Kaynak und Ajdin Talic – für die offenen Worte sowie Serap Güler für ihre Unterstützung. Auch dem Team der Hanauer Stadtverwaltung, das sich nach dem Anschlag um die Angehörigen kümmerte, dankte Leikert. Gemeinsam wollen die Politiker den Angehörigen dabei helfen, Antworten auf ihre Fragen zu erhalten.


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