Hauptfriedhof: Roland Ockel leitet das Krematorium

Hanau
Typographie
  • Smaller Small Medium Big Bigger
  • Default Helvetica Segoe Georgia Times

Dass das Krematorium auf dem Hauptfriedhof den höchsten Standards entspricht, hat der städtische Eigenbetrieb Hanau Infrastruktur Service (HIS) sich jetzt zertifizieren lassen.



rolandockel1.jpg

rolandockel.jpg

Für Roland Ockel ist das eine motivierende Auszeichnung gleich zu Beginn seiner Arbeit an der Birkenhainer Straße. Denn der 35-Jährige ist seit Kurzem Leiter des Krematoriums, nachdem sein Vorgänger in den Ruhestand gegangen ist. Er wird in nächster Zukunft einen bedeutenden Entwicklungsschritt erleben: 2023 soll der Neubau des Krematoriums beendet sein, über den die städtischen Gremien noch endgültig entscheiden müssen. Der Trend zu Feuerbestattungen mit derzeit jährlich rund 1800 Einäscherungen nimmt stetig zu, so dass die Kapazität des zudem in die Jahre gekommenen Verbrennungsofens nicht mehr ausreicht.

Der gelernte Mechatroniker aus Großauheim hat sich berufsbegleitend per Fernstudium zum staatlich geprüften Elektrotechniker weitergebildet, ehe er aus Frankfurt zu HIS wechselte. Ende 2019 hospitierte Ockel zunächst im Krematorium. Er nahm dabei an einigen Leichenschauen durch die Rechtsmedizin teil, die sich vor Einäscherungen letzte Gewissheit über die Todesursachen eines verstorbenen Menschen verschafft. "Bevor ich diese Arbeit begann, wollte ich erst mal einen nachhaltigen Eindruck gewinnen", sagt Ockel. Dazu gehört bei der Leichenschau die Gerichtsmedizin zu unterstützten. Das alles hat ihn nicht aus der Ruhe gebracht. Was Alexandra Kinski, Leiterin der Hanauer Friedhöfe, ihm für seine Arbeit insgesamt zugutehält und was dazu führte, ihn einzustellen. "Ruhiges, strukturiertes Vorgehen ist im Krematorium wichtig, um bei dem täglichen geschäftigen Treiben den Überblick zu behalten", sagt sie. So ist darauf zu achten, die für die Bestattung nötigen Unterlagen von den Beerdigungsinstituten zu erhalten, zu den ständig ein- und ausgehenden Bestattern als Kunden ein gutes Verhältnis zu pflegen. Das alles bei bis zu einem Dutzend Leichnamen, die werktäglich in den Kühlkammern des Krematoriums Platzt finden.

Ockel erklärt die technischen Zusammenhänge der Einäscherung so: "Beim Verbrennungsvorgang müssen alle technischen Parameter ständig kontrolliert und gesteuert werden, damit die Verbrennungstemperatur nicht zu weit ansteigt und es zu Schäden am Ofen kommt." Die Gradzahl nimmt täglich mit der Betriebszeit zu. Während der Verbrennung müssen ständig Kohlenstoffmonoxid- und Sauerstoffgehalt überprüft werden, zumal "jeder Leichnam anders" sei. Auch das werde nicht leichter wegen Medikamentengaben insbesondere bei zuvor Krebsleidenden, so Ockel. Seit 2003 ist der Ofen in Betrieb, seinerzeit wurde er aufwendig auf den neuesten technischen Stand gebracht. Das ist jetzt nicht mehr der Fall. Daher strebt HIS einen Krematorium-Neubau an mit zunächst einem Ofen und einem zweiten als Option bei weiter steigender Nachfrage. Diese ergibt sich übrigens nicht nur durch Hanauer Bestatter, sondern auch aus der Region. "Zudem gibt es im Umfeld nur noch in Obertshausen ein Krematorium mit drei Ofenlinien und eines in Offenbach mit zwei; und der Anteil der Urnenbestattungen nimmt ständig zu", umreißt HIS-Betriebseiter Markus Henrich die Notwendigkeit zu bauen.

Er geht von rund neun Millionen Euro Investitionskosten aus. Und Henrich sagt: "Der Betrieb des neuen Krematoriums wird auf jeden Fall kostendeckend sein." Eine zweite Ofenlinie wäre seiner Überzeugung nach gut auslastbar und würde einen Dauerbetrieb garantieren, wenn ein Ofen zu warten sei – was derzeit zweimal jährlich zu einem einwöchigen Stillstand es Krematoriums führt. Im HIS-Investitionsplan sind die Mittel vorgesehen, über die tatsächliche Ausgabe müssen die städtischen Gremien entscheiden. Der Standort des neuen Krematoriums soll wenige Meter weit entfernt vom jetzigen sein, das sich in einer fensterlosen Kelleretage befindet. Es soll auf der Nordseite der bestehenden Trauerhalle angebaut werden. Einen Bauantrag hat HIS gestellt. Zu den Herausforderungen für die Planung des neuen Krematoriums gehört es, auf knapp bemessener Fläche eine 200 Jahre alte Eiche zu bewahren.

Foto: Roland Ockel ist neuer Leiter des Krematoriums auf dem Hanauer Hauptfriedhof.
Foto: Markus Henrich, Leiter des Eigenbetriebs Hanau Infrastruktur Service, zeigt an, wo das neue Krematorium neben der Trauerhalle seinen Platz finden soll.
Fotos: Stadt Hanau


Ihnen ist etwas Interessantes aufgefallen im Main-Kinzig-Kreis? Schreiben Sie uns an info@vorsprung-online.de