„Nie nachlassendes Engagement und ein kritischer Geist“

Hanau
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Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) und Stadtverordnetenvorsteherin Beate Funck (SPD) würdigen die Journalistin, Autorin und Frauenrechtlern Ilse Werder anlässlich ihres 95. Geburtstags am 21. Oktober 2020.



"Ilse Werder zeichnet sich aus durch ihr großartiges und breit gefächertes berufliches wie ehrenamtliches Engagement für unsere Gesellschaft insgesamt und unser Hanau im Besonderen", betonen Kaminsky und Funck. Politisch und kulturell habe sich Werder über viele Jahrzehnte als treibende Kraft gezeigt und viel bewegt. Auch mit der Aufarbeitung der Historie – mit dem besonderen Blick auf die Rolle und Rechte der Frauen – habe sie großartige Arbeit geleistet.

Werder, Mutter von vier Kindern,  ist Trägerin des Bundesverdienstkreuzes Erster Klasse, des Landesehrenbriefs, des Kulturpreises und Ehrenbriefs des Main-Kinzig-Kreises und der August-Gaul-Plakette der Stadt Hanau. 2019 überreicht ihr die SPD die Willy-Brandt-Medaille für ihr langjähriges Engagement.  In ihr vereinten sich "ein nie nachlassendes Engagement und ein kritischer Geist", wiederholt der OB eine Würdigung des Archivs Frauenleben im Main-Kinzig-Kreis, das Werder 1990 mitbegründete und dessen Ehrenvorsitzende sie seit 2006 ist.

Werder wurde am 21. Oktober 1925 in Kassel geboren. Ihre Kindheit und Jugend in Kassel waren geprägt durch die Nazizeit. Ihr Bruder fällt im Krieg. Als junge Trümmerfrau fragt sie ab 1945 nach den Ursachen des Faschismus und tritt 1951 in die SPD ein und arbeitet viele Jahre in der AsF (Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen) mit, zeitweilig als Vorsitzende. In Kassel startete auch ihre journalistische Laufbahn, die sie später bei der "Frankfurter Rundschau" (FR) fortsetzte. Deren Hanauer Lokalredaktion gründete sie 1967 und prägte die FR-Regionalausgabe Main-Kinzig 20 Jahre lang, bis sie 1986 – mit 61 Jahren – in Rente geht.

1987 zog sie von Hanau nach Bad Soden-Salmünster um und eröffnete 1991 auf einem von ihr aufgemöbelten, mehr als 300 Jahre alten Bauernhof im Ortsteil Katholisch-Willenroth "Werders Kulturscheune". In Bad Soden-Salmünster gründet sie zusammen mit anderen Frauen das Seniorennetzwerk "Gemeinsam – statt einsam" und unterhält dort einige Jahre einen Literaturarbeitskreis. An der Ausstellung "Das Private ist politisch", die Frauenbewegung nach 1968 in Hanau Stadt und Land, arbeitet Ilse Werder mit und verantwortet einen großen Teil der Begleitbroschüre.

1989 präsentiert sie die Ausstellung "100 Jahre Frauenleben rund um das Kinzigtal" mit einem Begleitbuch über die Zeit von 1888 bis 1988. Zudem gründet sie das Archiv "Frauenleben im Main-Kinzig-Kreis", dessen Erstbestand auf 30000 Einzeltiteln basiert, die Ilse Werder in den vergangenen Jahrzehnten zusammengetragen hat. 2006 kehrte sie nach Hanau zurück, wo sie seither wieder lebt und wirkt. Ilse Werder veröffentlichte zahlreiche Bücher, unter anderem eine Ortschronik des Hanauer Stadtteils Wolfgang. Nicht nur dieses Buch, in dem sie den Arbeiterinnen der Pulverfabrik quasi ein Denkmal setzt, widmet Werder vor allem Frauen im Arbeitsleben. Die weibliche Perspektive der Geschichte prägt auch ihr Buch über Tabakarbeiterinnen im Main-Kinzig-Kreis sowie die Werke "Frauen in den Gewerkschaften 1945-1997 am Beispiel Hessen und im Main-Kinzig-Kreis" und "Hanau weiblich: Ein Lesebuch".

Stadtverordnetenvorsteherin Funck würdigt das zusammenfassend: "Sie ist in unserer Region über Jahre das herausragende Gesicht der Frauenbewegung". Das zeige sich auch daran, dass sie den Verein "Frauen helfen Frauen", das Frauenhaus und die Beratungsstelle "Pro Familia" mitbegründet habe. Zudem gehen die Wurzeln des Hanauer Kulturvereins und der in Hanau nicht mehr mit einer festen Anlaufstelle vertretenen Verbraucherberatung auf die Jubilarin zurück. Ihre 69 Jahre Mitgliedschaft in der SPD mit einbezogen, kommt Kaminsky zu dem Schluss: "Ilse Werder hat unserer Demokratie wertvolle Impulse gegeben – und wird das hoffentlich auch weiterhin tun. Es sind Menschen wie sie, die unsere Gesellschaft prägen und voranbringen."


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