Erika Steinbach spricht in Hanau über Versöhnung

Hanau
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Am Donnerstag, 3. Dezember 2020, um 19 Uhr fand in der Freien Christengemeinde Hanau (FCG) ein besonderer Gedenk- und Fürbittengottesdienst statt, der sich dem Schicksal der deutschen Heimatvertriebenen und Kriegsflüchtlingen in Europa widmete.



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Mitgestaltet wurde dieser Gottesdienst vom EU-Kanton Rhein-Main e.V. Die Kooperation ist entstanden, da der 1. Vorsitzende des EU-Kantons, Torben Zahradnicky, der FCG Hanau angehört. Als besonderer Gast konnte die langjährige Präsidentin des BdV (Bund der Vertriebenen), Erika Steinbach, begrüßt werden, die aus ihrem Buch „Flucht, Vertreibung, Mahnung“ las. Vor Ort teilnehmen konnte nur eine sehr begrenzte Teilnehmerzahl mit Anmeldung und Einhaltung der Hygieneregeln. Masken wurden nur von den Sprechern auf der Bühne während des Sprechens nicht getragen. Die breite Öffentlichkeit konnte den Gottesdienst als Live-Stream auf dem YouTube-Kanal der FCG Hanau verfolgen. Er ist nun als Video erhalten. Zu diesem Video gelangt man von der Homepage des EU-Kanton Rhein-Main e.V. aus.

„Und kommt die Flut, hältst du mich fest in deinem Arm, denn ich bin dein und du bist mein“ mit diesem Anbetungslied wurde der Gottesdienst eröffnet. Danach begrüße Claudia Zimmeli alle Anwesenden und erläuterte die Bedeutung einer roten Kiste, welche auf der Bühne stand. Es war die Fluchtkiste ihrer Mutter die aus dem Sudetenland nach Deutschland geflohen ist. Mit einem kurzen Video wurde dann auf das Thema eingestimmt. Dem folgte ein Gebet des Pastors Bruno Zimmerli, indem er darauf einging, dass wir in jeder Not und in jeder Katastrophe zu Gott kommen können sowie eine Schweigeminute für die Opfer. Im Anschluss sprach Zahradnicky und bat Steinbach auf die Bühne. Zahradnicky brachte zum Ausdruck, dass er Steinbachs Engagement für die Heimatvertriebenen und ihren Beitrag zur Versöhnung seit Jahren bewundere.

Steinbach bedankte sich bei der FCG Hanau und dem EU-Kanton Rhein-Main für die Durchführen dieses Gottesdienstes. Jetzt sei genau der richtige Zeitpunkt dieses Thema zu behandeln, da die Massenvertreibung vor 75 Jahren begann und bis 1950 andauerte. Steinbach stellte fest, dass 1945 ein „schrecklicher Krieg zu Ende gegangen ist.“ Ihr ist es allerdings „sehr spät wie Schuppen von den Augen gefallen, dass auch nach dem 8. Mai 1945 Menschenrechte noch immer keinen allgemeingültigen Stellenwert in Europa hatten. Theresienstadt war auch nach Hitler grausam und tödlich, so wie Hunderte andere Lager und Orte. Namen wie Potolice, Lamsdorf, Aussig oder Brün wecken schreckliche Erinnerungen…Es konnte sogar geschehen, dass der Weg für ein und denselben Menschen aus dem nationalsozialistisch betriebenen KZ  Theresienstadt in das Benes-Theresienstadt führte.“ Auch ging Steinbach auf ihre persönliche Geschichte bzw. ihre Flucht nach Hanau ein. Schließlich kam sie zur Charta der Heimatvertriebenen von 1950, welche dieses Jahr 70jähriges Jubiläum hat. Die Charta der Heimatvertriebenen war ein Bekenntnis zu Europa und zur Versöhnung. Die Vertriebenen hatten den Willen zu einem versöhnten Europa beizutragen. „Die Vertriebenen wollten keine Rache und keine Vergeltung.“ 

Auch im Frageteil des Auditoriums wurde die Versöhnung thematisiert. Steinbach betonte, dass der „Hass den Menschen selbst zerstört.“   Getragen von diesem Gedanken der Versöhnung wurde dann von den Pastoren Bruno und Claudia Zimmerli sowie von Zahradnicky ein Fürbittenteil durchgeführt. Geschlossen wurde der Abend mit einem Anbetungslied: „Vater des Lebens, der du sitzt auf deinem Thron / Allein durch deine Gnade leben wir / Rettung und Heil schenkst du jedem, der dich sucht / Wer deinen Namen anruft, der wird frei..."


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