35 Millionen Euro für neue Kitas in Hanau

Hanau
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Hanau ist auf der Zielgeraden zur Großstadt. Ergänzt durch eine steigende Geburtenrate sorgt vor allem der Zuzug von Familien dafür, dass mittlerweile pro Jahrgang rund 200 Kinder mehr in Hanau leben als noch vor fünf Jahren. Die damit einhergehende zunehmende Nachfrage nach Betreuungsplätzen sowie die sich daraus ergebenden Notwendigkeiten prägen auch den neuen "Entwicklungsplan Kindertagesbetreuung 2020/21 – 2025", der nach den Worten von Bürgermeister Axel Weiss-Thiel (SPD) deshalb auch auf mehreren Ebenen neue Wege geht.



Bei der ersten Vorstellung des Entwurfs machte der Sozialdezernent allerdings auch deutlich, dass die eigentliche Herausforderung in den nächsten Jahren darin liegen wird, ausreichend Fachpersonal für die neu entstehenden Kindertagesstätten zu finden. "Schon heute sind fehlende Erzieher*innen der große Engpass, der die uns die Schaffung weiterer Kita-Plätze erschwert."

Anders als im zuletzt 2014 aktualisierten Kita-Entwicklungsplan, in dem noch die Gratwanderung zwischen der Sicherstellung der Versorgung und der Vermeidung von Überkapazitäten ein Thema war, haben sich inzwischen die Rahmenbedingungen nach den Worten des Sozialdezernenten grundlegend geändert. Auch wenn das Ausmaß der Entwicklung kaum vorherzusehen war, habe die Stadt ihre Kapazitäten kontinuierlich ausgebaut. Allein in der U3-Betreuung wurden die vorhandenen Platzkapazitäten in den letzten zehn Jahren verdoppelt. "Doch der sprunghafte Anstieg des Bevölkerungswachstums der Jahre 2015 und 2016 hat dazu geführt, dass die bisherige 100prozentige Versorgung der 3 bis 6-jährigen Kinder ebenso dramatisch wie rasant abrutschte", beschreibt Weiss-Thiel die aktuelle Situation. Mit Umstrukturierungen, der Eröffnung neuer Gruppen und die Nutzung weiterer Raumkapazitäten zur Kinderbetreuung habe die Stadt den Abwärtstrend stoppen und die Wiederholung des Tiefstandes von 93 Prozent wie im Jahr 2015 verhindern können. "Aber allen Anstrengungen zum Trotz sind die Ergebnisse noch nicht zufriedenstellend."

Der jetzt vorgelegte Plan zeigt die quantitative Entwicklung im Gesamtkontext auf und leitet daraus die Prognose für die nächsten fünf Jahre ab. Danach werden bis zum Jahr 2025 im gesamten Stadtgebiet 751 zusätzliche Kita-Plätze für Kinder zwischen 3 und 6 Jahren benötigt, um das angestrebte Versorgungsziel von 99 Prozent zu erreichen. Dazu kommen weitere 465 Plätze in der U3-Betreuung, um eine Quote von 35 Prozent zu erfüllen. Eine weitere Herausforderung stellt sich im Bereich der Schulkinderbetreuung. Allerdings bleibt hier abzuwarten, wie die gesetzlichen Vorgaben für diese Altersgruppe gestaltet werden. Bürgermeister Weiss-Thiel ist sich allerdings sicher, dass die zunehmende Synchronisierung der schulischen und der städtischen Angebote für eine bedarfsgerechte und flächendeckende Betreuungsstruktur entscheidend sein wird.

Wie sich die Erkenntnisse aus der Planung in der Praxis niederschlagen, lässt sich nach den Worten von Bürgermeister Weiss-Thiel hervorragend im Stadtteil Wolfgang aufzeigen. In enger Zusammenarbeit des Fachbereichs Stadtentwicklung und des Eigenbetriebs Kindertagesbetreuung wurden die erforderlichen Platzbedarfe und Zeitschienen abgestimmt. Dieser kooperative Ansatz hat dazu geführt, dass im neu erschlossenen Pioneer-Quartier in Wolfgang der Spatenstich der geplanten Kindertagesstätte bereits im Oktober 2020 erfolgt ist und damit bevor der Großteil der Wohnungen und Häuser gebaut oder bewohnt wird. "Unser Ziel ist es hier, eine bedarfsgerechte Betreuungssituation zu schaffen, die mit dem Wachstum dieses Gebiets Schritt halten kann."

Schwerer vorhersehbar sei dagegen das Bevölkerungswachstum, das sich in vorhandenen älteren Wohnquartieren durch den Generationenwechsel mit zunehmender Tendenz ergibt. Auch seien hier Flächen für neue Einrichtungen schwerer zu finden.

Wie der Sozialdezernent zusammenfasst, dokumentiert der jüngste Kita-Entwicklungsplan unübersehbar, dass an vielen Orten in Hanau weitere Betreuungseinrichtungen erforderlich sind, um den Familien und den Kindern dieser Stadt wieder wohnortnäher ausreichend Plätze anbieten zu können. "Mit einem geplanten Investitionsvolumen von rund 35 Millionen Euro bis 2025 schaffen wir die baulichen Voraussetzungen dafür," macht er deutlich, dass die Stadt sich ihrer Verantwortung bewusst ist. Gerade vor dem Hintergrund, dass die zunehmenden Bedarfe vor allem durch Zuzug gekennzeichnet sind, gelte es, die Familien bei dem damit verbundenen Existenzaufbau zu unterstützen. "Eine ganztägige und verlässliche Versorgung – häufig bereits ab dem 1. Geburtstag – ist dafür die Grundlage", skizziert Weiss-Thiel die Bedeutung einer gesicherten Kinderbetreuung und ergänzt: "Der Weg in eine Zukunft, die Betreuung und Bildung von Anfang an im Fokus hat, hat in Hanau Tradition. Deshalb werden wir die quantitativ und zeitlich ambitionierte Ausbauplanung in den nächsten Jahren konsequent fortführen."


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