Hanau will bis 2040 klimaneutral werden

Hanau
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Die Stadt Hanau schreibt ihr Klimaschutzkonzept fort; mit dem Sachstandsbericht befasste sich jetzt der Stadtverordnetenausschuss für Bauen und Energie als eine Form der Beteiligung. Das Konzept sei "ein Strategiepapier, um Hanaus Klimaneutralität im Jahr 2040 zu erreichen – also ein kleiner Beitrag zum Begrenzen der Erderwärmung", meint Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD).



Investitionen seien vor allem im Gebäudebereich nötig, aber im Endeffekt immer noch "besser angelegt als mit höheren Klimafolgekosten ohne diese Investitionen".

Anja Zeller (Grüne) sieht die Herausforderung darin, dass der sich verschärfende Klimawandel mit häufigeren und länger andauernden Extrem-Wetterereignissen eine "Klimaanpassung" notwendig mache. Die Leiterin der Stabsstelle Nachhaltige Strategien sagte weiter, dass Klimaschutz eine Querschnittsaufgabe für die gesamte Unternehmung Stadt sei. Sie erläuterte, das zur Fortschreibung des Klimaschutzkonzepts Beteiligungsprozesse gehören. Interviews und Befragungen habe die Stabsstelle mit Hanauer Bürgerinnen und Bürgern geführt, mit Unternehmen und mit städtischen Fachleuten.

Die vom Auftragnehmer EnergyEffizienz aufgestellte Bilanz für Energie und Treibhausgase zeigt, dass der Kohlendioxid-Ausstoß seit Gültigkeit des bisherigen Klimaschutzkonzepts 2012 bis 2018 um acht Prozent zurückgegangen ist, was umgerechnet einer Einsparung von 78.500 t CO2 entspricht. Die Belastung sank vor allem in Privathaushalten, Gewerbe und Industrie sowie kommunalen Einrichtungen, während sie im Verkehr um drei Prozent anstieg. "Wir müssen verstärkte Anstrengungen unternehmen, um diese Bilanz entscheidend zu verbessern. Dazu müssen umfassende Änderungen in den Bereichen Verkehr, Wärme und Strom her", bekräftigt OB Kaminsky. Die im Klimaschutzkonzept beinhaltete Potenzialanalyse und der Maßnahmenkatalog seien ein "Wegweiser für Hanau". Da die Brüder-Grimm-Stadt schon bis 2040 klimaneutral werden will und nicht wie der Bund erst bis 2050, sei freilich "in allen Bereichen noch größerer Einsatz nötig", verdeutlicht Stabsstellenleiterin Zeller.

Welche Schritte in den Arbeitsgebieten Strom, Wärme und Verkehr dafür zu treffen seien, stellt Klimaschutzmanager Sebastian Nellies vor: Im Bereich Strom müsse auf den Ausbau von erneuerbaren Energien, insbesondere Photovoltaik und Energiesparen gesetzt werden. Umfassende Gebäudesanierungen sorgten ebenso für einen geringeren Wärmeverbrauch wie der vermehrte Einsatz von Biomasse, Wärmepumpen und Solarthermie. Insbesondere der Ausbau der Nah- und Fernwärme erwies sich in den vergangenen Jahren als gut umsetzbar, was die Zahlen belegen. Im Bereich Mobilität sollen eine verbesserte Infrastruktur und Sensibilisierung für die notwendige Verhaltensänderung und den Umstieg auf umweltfreundliche Verkehrsmittel wie ÖPNV, Fuß- und Radverkehr sorgen. Im Kapitel Klimaanpassung stellt das neuen Konzept zunächst den Anstieg der Jahresmitteltemperatur in Hanau voran. 2020 war das zweitwärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1881. Danach folgen 2019 und 2014, das wärmste Jahr war 2018 mit 12,1°C. Zum Vergleich: Das Temperatur im kältesten Jahr betrug 1940 7,9°C.

Die Zahl der jährlichen Hitzetage mit mindestens 30 Grad und die der Tropennächte mit mehr als 20 Grad steigt stetig. Um dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten, schlägt die Stabsstelle mehrere Schritte vor wie einen Klimaschutzbeirat zur Bewusstseinsbildung, ein betriebliches Mobilitätsmanagement, eine Null-Abfall (Zero-Waste)-Kampagne, ein Förderprogramm für die energetische Altbausanierung, den Ausbau der Wärmeversorgung, eine verbesserte Infrastruktur für Fuß- und Radverkehr, einen Hitze-Aktionsplan für Hanau und eine Sanierungsoffensive für öffentliche Liegenschaften. Der Hitze-Aktionsplan soll dabei auch der Gesundheitsförderung dienen. Weitere Handlungsschritte befinden sich in Bearbeitung. Die Fortschreibung des Klimaschutzkonzepts soll im Mai von den Stadtverordneten beschlossen werden. Das Konzept gilt bis 2026, danach ist es erneut zu überarbeiten.


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