Von der Spontan-Idee zum Imageträger für die Stadt

Hanau
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Für die Stadt war es eine bahnbrechende Innovation, für die lokalen Künstler ein Segen und für das kulturhungrige Publikum eine willkommene Möglichkeit, trotz Corona-Einschränkungen Musik, Kunst und Kultur mitzuerleben: die Geburtsstunde der Online-Plattform www.HanauDaheim.de im Frühjahr 2020.



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Am Sonntag, 5. September, wird das Team von HanauDaheim ab 18 Uhr dafür sorgen, dass die Veranstaltung "Hanau sagt Danke – die Sommernacht 2021" mit einem Rock-Klassik-Konzert der Neuen Philharmonie Frankfurt nicht nur für geladene 450 "Corona-Helden" im Amphitheater, sondern für alle Sommernacht-Fans ein Erlebnis wird.

Rückblende: Als vor 18 Monaten mit Beginn der Corona-Pandemie Veranstaltungen am laufenden Band abgesagt werden mussten, waren vor allem die betroffenen Künstlerinnen und Künstler erst einmal rat- und beschäftigungslos. Auch dem selbstständigen Hanauer Tontechniker Kevin Kenntemich erging es nicht anders. Kenntemich, der mit vielen Musikern berufsbedingt in Kontakt steht, wurde immer wieder mit der Frage konfrontiert: Wie soll es jetzt weitergehen? Zusammen mit seinem Freund Leon Herche, einem gelernten Mediengestalter, und mehreren befreundeten Musikern entstand aus der Not heraus die Idee, Konzerte im Internet zu streamen: "Wenn das Publikum nicht zu uns kommen kann, wollen wir zum Publikum kommen. Die Technik war ja vorhanden, nur eine geeignete Location hat uns gefehlt", blickt Tontechniker Kenntemich zurück. Als "Glücksfall" bezeichnet er es, dass seine damalige Anfrage bei der Hanau Marketing GmbH (HMG) sofort auf offene Ohren stieß. "Die HMG hat uns gleich das Comoedienhaus Wilhelmsbad vermittelt - eine tolle Location für uns und die Musiker."

Und damit nicht genug: Zeitgleich waren im städtischen Corona-Krisenstab die Pläne schon weit gediehen, über eine digitale Plattform verschiedene Angebote auf einer Internet-Seite zu bündeln. Damit sollte für gegenseitige Unterstützung in dieser Lockdown-Zeit gesorgt werden, in der man zuhause bleiben musste und doch nur auf möglichst wenig verzichten wollte. Das Motto hieß: "Alles kann stattfinden, denn wir machen es digital." Gut zwei Wochen nach der Idee, lokalen Künstlern die Möglichkeit zu geben, weiter auftreten zu können, folgte am 15. April 2020 aus dem Comoedienhaus der erste Livestream auf der Plattform HanauDaheim – mit Reverend Schulzz und der Band Companions. In kleinen Einblendern war das Publikum gebeten worden, über PayPal die Künstler auch finanziell zu unterstützen. Kenntemich schwärmt noch heute von diesem gelungenen Debüt-Stream: "Die Künstler konnten endlich wieder auftreten, sie hatten nun eine Plattform. Wir Techniker aus der Eventbranche bekamen endlich wieder etwas zu tun. Und den Hanauer Bürgern konnten wir wieder lokale Kultur bieten."

Vom ersten Stream bis heute hat sich auf der Plattform HanauDaheim viel getan. "Wir haben HanauDaheim als Bestandteil des Hilfspakets für Kulturschaffende, die Veranstaltungsbranche, Einzelhandel und Gastronomie kontinuierlich ausgebaut", bilanziert Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD). Der Erfolg gibt ihm recht: HanauDaheim ist inzwischen in der Stadt zu einer etablierten und reichweitenstarken Marke geworden.

Auf den ersten Stream aus dem Comoedienhaus folgten Übertragungen aus dem Amphitheater, und im Laufe der Zeit immer professioneller produzierte Veranstaltungen wie eine Silvester-Gala und die HanauDaheim-Veranstaltungsserien "Das Online-Festival", "Der Sommer", "Der Winter" und mehrere Unplugged-Sessions. Darüber hinaus wurden verschiedene andere Angebote auf der Seite gebündelt: von der Online-Kita über einen Veranstaltungskalender, von Angeboten der Brüder Grimm Festspiele bis hin zur Übertragung einer Faschingssitzung oder einem digitalen Abendessen mit Live-Chats. Die Plattform verzeichnet inzwischen rund 125 000 Besucher, die die Seite HanauDaheim genutzt haben. Allein bei den über 50 Veranstaltungs-Livestreams schauten im Durchschnitt zwischen 800 und 1200 Zuschauer zu.

Das dabei vermittelte Gefühl eines gemeinschaftlichen Erlebnisses mit sozialem Austausch kam gerade bei den Kulturveranstaltungen gut an. "Schon beim Debüt-Stream kamen über die Social-Media-Kanäle immer wieder aufmunternde Kommentare und Reaktionen, die sich direkt an die Künstler gewandt haben", sagt Stream-Ideengeber Kevin Kenntemich. "Man darf ja nicht vergessen, dass die Künstler meistens nicht vor Publikum gespielt hatten und die Rückkopplung mit den Zuschauern auf diesem Weg deshalb etwas ganz Besonderes war", freut sich Kenntemich. Im Zuge der weiteren Plattform-Entwicklung werden die Interaktionen auf HanauDaheim inzwischen von einem Community-Management moderiert.

HanauDaheim ist bis heute nicht nur Bestandteil des Corona-Hilfspaketes und hat für Kurzweil im Hanauer Publikum gesorgt, sondern auch vielen Ex-Hanauern auf der ganzen Welt eine besondere Freude bereitet. So sind nicht nur in Australien Hanauer Auswanderer regelmäßig frühmorgens aufgestanden, um die Streams vor der Arbeit zu schauen. Auch in Brooklyn (New York) hat sich eine Community früherer Hanauer zusammengefunden, um die Veranstaltungen zu verfolgen und sich über die sozialen Netzwerke dazu auszutauschen. "Die vielen Dankes-Kommentare bei den Live-Streams zeugen davon, dass HanauDaheim auch für das Image der Stadt viel bewegt hat", freut sich der Oberbürgermeister. Wie professionell die Übertragungen mittlerweile geworden sind, davon können sich die Hanauer an diesem Wochenende wieder überzeugen. "Hanau sagt Danke – die Sommernacht 2021" wird am kommenden Sonntag, 5. September,  ab 18 Uhr über die Plattform www.HanauDaheim.de live übertragen. Ideengeber Kevin Kenntemich ist an diesem Abend übrigens auch wieder mit von der Partie – der gelernte Tontechniker wird die Regieführung der Veranstaltung übernehmen.

Foto: Am 15. April 2020 wurde über HanauDaheim das erste Konzert live aus dem Comoedienhaus gestreamt. Mit der Übertragung der "Sommernacht 2021 - Hanau sagt Danke" schließt sich am Sonntag quasi ein Kreis. Copyright: Hanau Marketing GmbH/David Seeger


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