Eugen-Kaiser-Schule pflanzt Apfelbäumchen im Gedenken an die Terroropfer von Hanau

An der Zeremonie nahmen neben Bürgermeister Axel Weiss-Thiel (SPD) und Serpil Unvar auch Schulleiterinnen anderer Schulen, Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Anna Jagust von "Demokratie leben!" teil.

"Hamza Kurtovic, der am 19. Februar 2020 ermordet wurde, war einst Schüler der Eugen-Kaiser-Schule. Auch zwei Jahre nach dem Anschlag ist das Geschehene immer noch unfassbar und die Erinnerung schmerzt. Aber es ist wichtig sie wach zu halten und sie in unsere Gedenkkultur zu integrieren", sagte Schulleiterin Martina Schneider. Es sei daher auch für die Eugen-Kaiser-Schule ein Bedürfnis einen Ort der Erinnerung auf dem Schulgelände zu schaffen. Auch im Garten des Sozialpädagogischen Ausbildungszentrums (SPAZ) in Klein-Auheim, einer Nebenstelle der Eugen-Kaiser-Schule, werde zeitgleich ein Bäumchen gepflanzt, teilte Schneider mit. "Hier an der Schule gibt es Menschen aus 62 Nationen die miteinander lernen und arbeiten. Das ist unsere Stärke und das ist gelebte Demokratie!", betonte die Schulleiterin.

"Ich freue mich, dass nach der Hola, der Lindauschule, der Otto-Hahn-Schule und der Ludwig-Geissler-Schule auch die Eugen-Kaiser-Schule sich der Apfelbaumaktion anschließt", sagte Bürgermeister Axel Weiss-Thiel. "Es ist ein Zeichen der Solidarität und des Mitgefühls an den Schulen und zeigt wieder einmal mehr, dass Hanau zusammensteht, wenn es darum geht gegen Rassismus und Ausgrenzung vorzugehen. Es ist auch ein Zeichen an die Familien der Opfer, dass wir sie in ihrer Trauer nicht alleine lassen und die Opfer nicht vergessen", so Weiss-Thiel.

Serpil Unvar, die Mutter von Ferhat Unvar, der unter den neun Opfern des Anschlags war, berichtete von den rassistischen Erfahrungen, die auch ihr Sohn an der Schule gemacht habe. "Ich habe das damals nicht so ernst genommen, aber weiß heute, dass ich damit hätte anders umgehen müssen", sagte sie. Gemeinsam mit ihrer Bildungsinitiative Ferhat Unvar wolle sie für Schulen ohne Rassismus und für eine bessere Zukunft und gleiche Chancen für alle Schülerinnen und Schüler kämpfen, so Unvar. Am Ende der Feierstunde lasen eine Lehrerin sowie Schülerinnen und Schüler die Namen der neun Todesopfer vor und versprachen sie stets in Erinnerung zu bewahren. Nach der gemeinsamen Pflanzung des Apfelbäumchens in Garten der Schule wurde der Spaten an Claudia Galetzka, Schulleiterin der Kaufmännischen Schulen Hanau, übergeben. Dort wird der nächste Baum im Gedenken an die Opfer des rassistischen Anschlags gepflanzt.

Der symbolträchtige Apfelbaum, der bereits in der bereits in der Lindenauschule, der Otto-Hahn-Schule und der Hola gepflanzt wurde, geht zurück auf die engagierte Projektarbeit an der Hohen Landesschule (HoLa), die sich bereits seit vielen Jahren zu der Selbstverpflichtung "Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage" bekennt und dem bundesweiten Netzwerk angehört. Im Nachgang zu den Gedenkfeiern 2020, an denen auch Schülerinnen und Schüler teilgenommen hatten, entstand die Idee, mit der Pflanzung eines Apfelbaumes ein Zeichen zu setzen. Daraus entstand in Zusammenarbeit mit dem Bundesprogramm "Demokratie leben", aus dem Hanau Fördermittel für Konzepte zur Verwirklichung eines vielfältigen, gewaltfreien und demokratischen Miteinanders erhält, und dessen Umsetzung beim AWO Stadtverband liegt, ein schul- und stadtteilübergreifendes Projekt.

Foto: An der Zeremonie nahmen neben Bürgermeister Axel Weiss-Thiel (4.v.l.) und Serpil Unvar (3.v.l.) auch Schulleiterin Martina Schneider (5.v.l.) Schulleiterinnen anderer Schulen, Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Anna Jagust von „Demokratie leben!“ (2.v.l.) teil.