Hanau: Wünschelrutengänger soll Brunnen aufspüren

Hanau
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Bäume und andere Pflanzen auf städtischen Grünflächen sind nützlich fürs Klima. Zugleich ist der Pflegeaufwand hoch – das betrifft vor allem das Versorgen mit Gießwasser vom Frühling bis zum Herbst. Bisher sind die Beschäftigten des Eigenbetriebs Hanau Infrastruktur Service (HIS) meist mit Wassertank-Wagen unterwegs, die sie stets aufs Neue per eigenem städtischem Brunnen in der Theodor-Fontane-Straße wieder auffüllen müssen.



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Dort ist die HIS-Abteilung Grünflächen zuhause, und ihre Leiterin Annerose Lösche hatte zusammen mit HIS-Chef Markus Henrich eine Alternativ-Idee: geeignete Stellen für dezentrale Brunnen zum Wasserzapfen durch einen Wünschelrutengänger aufspüren zu lassen.

Der Zufall wollte es, dass Lösche im Sommer 2021 die Großauheimer Mädchen-Realschule beriet, die am Main einen Kräutergarten anlegen will. Da dort der Bau einer Wasserleitung zu aufwendig und das Schleppen von gefüllten Gießkannen zu mühsam wäre, zogen sie einen zu Rate, der schon seit 40 Jahren per Wünschelrute passende Stellen zum Brunnenschlagen ausfindig macht und damit eine Tradition seines Vaters fortsetzt: Wolfgang Schaffert – in Hanau besser bekannt als stellvertretender Stadtverordnetenvorsteher und jahrelanger Vorsitzender des SV Wolfgang.

Schaffert betont, dass er seine Gabe die passenden Wasseradern ausfindig zu machen, nicht gewerbsmäßig betreibe und damit meist Freunden oder Bekannten einen Gefallen tue. Im Lauf der Zeit habe er eine stattliche Zahl an Brunnen-Bohrstellen mit der Wünschelrute finden können Der 70-jährige, bis zur Pension Lehrer an der Lindenauschule, ist von Haus aus Naturwissenschaftler. Daher betont er: "Physikalisch ist es nicht erklärbar, wozu ich mit der Wünschelrute in der Hand imstande bin." Freilich will er diese Art des Aufspürens von Wasseradern "auch nicht einfach als Hokuspokus abtun, sonst würde ich es ja nicht machen".   – Eine gängige Erklärung des Berufsfachverbands der Geopathologen und Baubiologen für das Phänomen besagt übrigens, dass der Mensch gewissermaßen eine Antenne darstelle und Felder aufspüre, die sich unbemerkt als Reaktionen im Muskeltonus zeigten.

Das lässt sich durchaus nachvollziehen, wenn Schaffert im Wünschelruteneinsatz ist. So im Schlossgarten, wo HIS an passender Stelle einen Brunnen für die Bewässerung bohren lassen will. Hinter der Mensa der Karl-Rehbein-Schule, an einer gut erreichbaren Wegegabelung zwischen mehreren Bäumen, hat Schaffert fast Mühe mit beiden Händen die immer stärker vibrierende Wünschelrute mit beiden Händen festzuhalten. "Hier habt ihr überall Wasser zum Abpumpen in schätzungsweise drei bis vier Metern Tiefe", erklärt er Henrich und Lösche. Und er gibt gleich einen Ratschlag mit, welche Firma und welche Rohrstärke sich fürs Brunnenschlagen eignen.

Schaffert hat für den Einsatz im Schlossgarten zwei Wünschelruten mitgebracht, um sich nicht allein auf den Ausschlag von einer zu verlassen. Beide bestehen aus mehr oder minder unscheinbaren beweglichen Astgabeln, deren zwei dünnen Zweige er in beiden Händen bewegt. Schaffert schwört dabei auf Holz aus Salweide. Er hat die Wünschelruten zuvor frisch am Großauheimer Mainufer geschnitten; dort versorgt er sich stets mit Nachschub. "Der Schlosssgarten ist für uns der Pilotversuch, um auch an anderen Stellen in der Stadt Brunnen zu schlagen", erläutert HIS-Leiter Henrich. Und weil die Wünschelrutenpeilung hinter der Schulmensa so erfolgreich ist, bittet er Schaffert um einen zweiten Einsatzort nur 150 Meter entfernt: Im hinteren Fronhof, an der Grenze zur Baugesellschaft, schlägt die Wünschelrute auf zwei Grünstreifen auch gleich an. Dort soll das Brunnenwasser dazu dienen, ein Urban-Gardening-Projekt mit mehreren Hochbeeten gedeihen zu lassen. Übrigens nutzt auch HIS-Leiter Henrich die Gelegenheit und versucht mit der Wünschelrute eine Wasserader aufzuspüren. Fehlanzeige! – Schaffert tröstet: Diese Gabe sei nicht jedem gegeben; auch sein Sohn habe diese "Ader" nicht, erzählt er.

Foto: Wolfgang Schaffert (rechts) kann im Schlossgarten HIS-Betriebsleiter Markus Henrich mit Hilfe seiner Wünschelrute rasch eine Stelle bestimmen, die sich für das Bohren eines Brunnens eignet. Quelle: Stadt Hanau


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