Hanauer Flüchtlingskinder: Bilder voll Trauer und Hoffnung

Immer wieder auf den Bildern zu sehen: Die blau-gelbe ukrainische Flagge – hier mit einem tränenden Auge – die nach einer populären Interpretation die goldgelben Weizenfelder der „Kornkammer Europas“ unter einem freien Himmel symbolisieren soll.

Hanau
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Eine ukrainische Flagge, aus der Tränen fließen. Zerstörte Häuser, verängstigte Gesichter. Und dann wieder Blumen, Schmetterlinge. Es sind triste und traurige, bisweilen aber auch hoffnungsvolle Bilder, die da in der Hanauer Flüchtlingsunterkunft auf Sportsfield Housing ausgestellt sind. Gemalt haben sie anlässlich des Anti-Kriegstages am 1. September geflüchtete Kinder und Jugendliche aus der Ukraine, Syrien, Afghanistan und anderen Ländern, die in der Brüder-Grimm-Stadt eine Zuflucht gefunden haben.



Mit dem weltweiten Gedenk- und Protesttag, der jeweils am Jahrestag des Beginns des Zweiten Weltkrieges begangen wird, soll an das Elend aller Kriege erinnert und zum Frieden gemahnt werden. Die Malaktion auf Sportsfield Housing war von der betreuenden Johanniter-Unfallhilfe initiiert worden. "Die Kinder sollten die Möglichkeit haben, ihre Gefühle auszudrücken und zugleich gegen die Schrecken des Krieges zu protestieren, die sie erlebt haben", so Organisator Dr. Benjamin Bieber von den Johannitern. In einer kleinen Präsentation unter freiem Himmel wurden die Bilder nunmehr öffentlich gezeigt. Die Kinder hatten ihre Bilder erst auf Pappen gemalt und an die Zeltwände gehängt. Die Johanniter haben dann die Bilder rahmen lassen – auch als Wertschätzung gegenüber der Arbeit der Kinder.

Vor allem Bilder aus der Ukraine prägen die Ausstellung. Das Land hat bekanntlich bereits im Zweiten Weltkrieg schwer gelitten. Wohl niemand aus der ukrainischen Kriegsgeneration hätte damit gerechnet, dass ihre Heimat noch einmal Opfer eines brutalen Überfalls werden würde und ihre Kinder, Enkel und Ur-Enkel die Schrecken eines Krieges erleben müssen. Wie tief dieses Trauma bei der heutigen Generation sitzt, wird an den Bildern deutlich, welche die Kinder von Sportsfield gemalt haben. Oft mit tiefschwarzen Farben versuchen sie ihre Erlebnisse zu verarbeiten, das festzuhalten, was sie gesehen und erlitten haben. Dazwischen gibt es aber immer auch bunte Bilder der Hoffnung, wogende Weizenfelder, Blumen, Schmetterlinge. Erinnerungen an eine andere, an eine friedliche Ukraine und eine unbeschwerte Kindheit.

Berührend für Sven Holzschuh, Leiter der städtischen Koordinierungsstelle Ukraine war vor allem das Bild, das zwei Jungen aus der schwer attackierten und besetzten Stadt Mariupol - in der nach Meinung der Experten Zehntausende Zivilisten umgekommen sind - gemeinsam gezeichnet haben. Sie haben beide ihr jeweiliges Wohnhaus gemalt, in dem sie eine sorglose Kindheit verbracht haben. Das eine Hochhaus nahezu komplett zerstört, das andere durch russische Raketen und Granaten unbewohnbar. Die Jungs haben das Bild Sven Holzschuh stellvertretend für alle Hanauer geschenkt. Als Dankeschön, dass sie hier in der Brüder-Grimm-Stadt leben dürfen und keine Angst mehr haben müssen vor Bomben und Raketen, vor dem Tod.

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Immer wieder auf den Bildern zu sehen: Die blau-gelbe ukrainische Flagge – hier mit einem tränenden Auge – die nach einer populären Interpretation die goldgelben Weizenfelder der „Kornkammer Europas“ unter einem freien Himmel symbolisieren soll.

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Früher haben sie hier eine sorglose Kindheit verbracht, jetzt sind ihre Häuser zerstört: Zwei Jungen aus Mariupol haben dieses Bild gemalt.


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