Jahressitzung des lokalen Bündnis für Familie in Hanau

Hanau
Typographie
  • Smaller Small Medium Big Bigger
  • Default Helvetica Segoe Georgia Times

Im Rahmen seiner Jahrestagung am 16. November 2022 hat der Beirat des Lokalen Bündnisses für Familie in Hanau einen konstruktiven Blick in die Zukunft gewagt und sich gleichzeitig kritisch mit bestehenden Strukturen befasst.



"Es braucht eine grundsätzliche Verständigung auf zentrale Werte, für die sich verändernden Anforderungen in der Zukunft", waren sich alle Beiratsmitglieder einig und: "Es geht nur gemeinsam", so der Leitsatz der diesjährigen Beiratssitzung.

Die Zusammenarbeit der Bündnisteilnehmerinnen und Teilnehmer im ausgehenden Jahr war wesentlich von den Erfahrungen der Pandemie beeinflusst und hatte sich immer wieder um das Thema zukunftsfähiger Arbeitsformen und der Fachkräftegewinnung gedreht. "Familien wurden in der Pandemie vor außerordentliche Herausforderungen gestellt. Homeschooling und Arbeit, Fürsorge für die pflegebedürftigen Eltern, die eigenen Sorgen und Belastungen und alles gleichzeitig. Diese Zeit habe eindrucksvoll deutlich gemacht, wohin sich Unternehmungen und Gesellschaft gemeinsam entwickeln müssen", so die Erfahrungen vieler Mitglieder im Bündnis.  Es gehe nur miteinander und durch wechselseitige Anerkennung der jeweiligen Bedarfe. Vor allem gehe es aber darum, zu integrieren, statt auszugrenzen. "Unsere Gesellschaft, aber auch die Zukunft von Wirtschaftsbetrieben, ob im Einzelhandel, dem Handwerk, dem Dienstleistungssektor, der Industrie oder in der Verwaltung und staatlichen Behörden, brauche eine neue Flexibilität bezogen auf die Bedürfnisse von Familien," ist Natasha Rohde, seit vielen Jahren Mitglied im Bündnis, überzeugt. "Wir müssen je nach betrieblicher Situation neuen Arbeitsformen eine Chance geben und wir benötigen eine zuverlässige Betreuungslandschaft für Kinder aller Altersstufen", fügt sie hinzu. "Nicht nur in Betrieben, sondern auch gesellschaftlich müssen wir noch an vielen Stellen für Vermittlung eintreten", betont Bürgermeister Axel Weiss-Thiel, Schul- und Sozialdezernent Hanaus. Der Staat müsse zudem dringend strukturelle Anpassungen ermöglichen.

Die anwesenden Beiratsmitglieder waren sich einig: "Wir treten ein, für die Anerkennung von Familienarbeit, wir werben um Menschen, die Kinder und eine älter werdende, pflegebedürftige Generation betreuen. Wir wollen zeigen, dass viele Berufe eine Zukunft haben, denen häufig auch eine gesellschaftlich angemessene Anerkennung fehlt, ob im Handwerk oder den Familien entlastenden Aufgaben. Wir brauchen berufstätige Mütter und Väter, denen eine gemeinsame Organisation der Familienarbeit möglich gemacht wird. Solange wir Männer, die ihren Anteil an der Kinderbetreuung, Erziehungsarbeit und Pflege leisten wollen, nicht als normal respektieren und sie stärken und ermutigen, werden wir uns insgesamt schwächen. Immer noch sind zu viele gut ausgebildete Frauen, in der Paarbeziehung alleine für die Kinderbetreuung zuständig und fehlen dem dringend auf ihre Qualifikation angewiesenen Arbeitsmarkt. Ebenso werden wir - noch mehr als heute - agile ältere Menschen benötigen, um junge, berufstätige Eltern wiederum zu unterstützen oder andere gesellschaftlich unverzichtbare Aufgaben zu übernehmen."

Häufig aber nicht in jedem Fall, sei es eine Frage der Bezahlung, die gerade in den noch immer ausgewiesenen "typischen Frauenberufen" zwingend eine Anpassung braucht. Junge Menschen wollen anerkannt, aber sich nicht mitleidig betrachtet fühlen, wenn sie von ihrem Berufsweg im Handwerk oder in der Pflege erzählen, so die Erfahrung der Mitglieder im Familienbündnis." Wir brauchen junge Menschen und eben nicht nur Frauen, die bereit sind in der Pflege, dem Gesundheitswesen, dem Handwerk zu arbeiten. Mit den eigenen oftmals verinnerlichten Vorbehalten, stehen wir uns nicht selten selbst im Weg, ob privat oder im Beruf. Nie ist etwas nur schwarz und weiß!", so der Beirat und bekräftig: "Wir werden unsere Zukunftsaufgaben nur bewältigen, wenn wir uns aus unseren "Schubladen" herausbewegen, Vielfalt und Diversität zulassen, Familien stützen und junge Menschen annehmen und auf sie zuzugehen. Darüber hinaus erhält der Blick auf ein verantwortliches Gesundheitsmanagement eine noch höhere Bedeutung. Wir müssen Mitarbeitende und gerade Familien mit ihren jeweiligen Ressourcen und Bedürfnissen wahrnehmen und stärken. Als Lokales Bündnis für Familie in Hanau wollen wir weiter dazu beitragen, in unseren Betrieben, aber auch in der Stadtgesellschaft hierfür ein Bewusstsein zu schaffen, unterstützende Angebote initiieren und uns gleichzeitig selbst weiterentwickeln." Die gemeinsamen Maßnahmen hierzu werden die Bündnismitglieder in einem Arbeitsworkshop im kommenden Jahr gemeinsam erarbeiten und planen.

Bundesweit entstanden seit 2004 sogenannte Lokale Bündnisse für Familien. Zielsetzung war und ist es, Familien zur stärken und vor Ort, in den Regionen, Städten und Gemeinden, Strukturen zu schaffen, um dies zu unterstützen. Durch Vernetzung von bestehenden lokalen Akteurinnen und Akteuren und gemeinsame Maßnahmen und Angebote. Das Hanauer "Lokale Bündnis für Familien" besteht seit mehr als 20 Jahren. Es setzt sich aus verschiedenen Firmen, Organisationen und Verbänden zusammen. Die Geschäftsführung hat die Kommunale Frauenbeauftragte der Stadt Hanau inne. Das Bündnis ist Initiatorin von Brückentagangeboten in der Stadt, insbesondere mit dem Sport, aber auch der städtischen Ämter. Sie pflegen ein Netzwerk, das sich mit den gemeinsamen Zukunftsaufgaben auseinandersetzt und sich immer wieder miteinander austauscht. Zentraler Fokus: Wie können wir die Situation von Familien in der Stadt gemeinsam verbessern und stärken.

jahressitzungsozialeshu az

Von links: Cornelia Gasche (Frauenbeauftragte der Stadt Hanau, Geschäftsführerin des Familienbündnisses Hanau), Jörn Rohde (Geschäftsführung Firma ROHDE Schutzgasöfen GmbH), Monika Zimpel (Personalleiterin Alten- und Pflegezentren des MKK), Natasha Rohde (Kaufm. Leiterin Firma ROHDE Schutzgasöfen GmbH, Gastgeberin), Ruth Hohage (BCA in der Agentur für Arbeit Hanau), Tanya Yagci (Alten- und Pflegezentren des MKK), Carsten Neumann (Director Human Ressources Umicor), Kerstin Oberhaus (Standortleiterin Evonik Industries Hanau), Michela Weiss (Fortbildungsakademie der Wirtschaft), Matthias Grasmück (Personalleitung Sparkasse Hanau), Ilona Frei (IHK Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern), Heike Hengster (Leiterin Agentur für Arbeit Hanau), Axel Weiss-Thiel (Bürgermeister der Stadt Hanau), Erika Schulte (Geschäftsführerin WirtschaftsförderungsGmbH Hanau), Corinna Riedle (Leiterin Geschäftsbereich Personal Klinikum Hanau), Ina-Maria Schönbier-Knoll (Personalleiterin Eigenbetrieb Kindertagesbetreuung Hanau), Petra Krahwinkel (Leiterin der Kath. Familienbildungsstätte Hanau), Thomas Schulte (Geschäftsführer Hanauer Straßenbahn GmbH), Helene Bart (Prozessmanagement; Frauennetzwerk Thermofisher Scientific) Nicht im Bild: Carina Roth-Dimitrova (Gesellschaft für Wirtschaftskunde Hanau).


Ihnen ist etwas Interessantes aufgefallen im Main-Kinzig-Kreis? Schreiben Sie uns an info@vorsprung-online.de